Atomenergie - EnBW erhält Abrissgenehmigung in Philippsburg / Übergabestation für Stromautobahn Ultranet soll entstehen

Zwei Kühltürme werden gesprengt

Von 
Peter Reinhardt
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Ein Luftbild des Atomkraftwerks Philippsburg mit den beiden Kühltürmen, die zwischen dem 14. und 15. Mai gesprengt werden sollen. © dpa

Philippsburg. Per Sprengung will die EnBW die beiden Kühltürme im stillgelegten Kernkraftwerk Philippsburg in Schutt und Asche legen. Nachdem das Umweltministerium Baden-Württemberg die letzte Abrissgenehmigung übergeben hatte, nannte Jörg Michels als Chef der EnBW-Kernkraftsparte am Montag den 14. oder 15. Mai als Abbruchtermin. Um einen Auflauf von Schaulustigen und Verstöße gegen die Pandemieverordnungen zu verhindern, wird das Gelände weiträumig abgesperrt.

„Es handelt sich um ein weltweit bewährtes, sehr sicheres Verfahren mit klar definierten und gut kontrollierbaren Auswirkungen auf die Umgebung“, betonte Michels. 50 Türme seien in Deutschland schon gesprengt worden, allerdings noch nie auf dem Areal eines Kernkraftwerks, das noch radioaktive Teile enthält. In Philippsburg wurde Block II erst zum Jahreswechsel abgeschaltet. Die abgebrannten Brennstäbe sind noch im Nasslager, weitere befinden sich in Castoren in einem Zwischenlager auf dem Gelände.

„Das ist kein Problem“, betonte Michels. In umfangreichen Berechnungen wurde nach Angaben von Projektleiter Thomas Müller die Sprengung vorbereitet. Die Türme seien so präpariert, dass sie weitgehend in sich zusammenfallen. Müller wies darauf hin, dass alle Lager mit atomaren Abfällen erdbebensicher gebaut sind. „Die Auslegung reicht für die Erschütterung durch den Abbruch“, so Michels. Die Türme wiegen jeweils 32 500 Tonnen.

Normalerweise blieben Kühltürme in Atomkraftwerken stehen, bis alle radioaktiven Materialien aus der Anlage entfernt sind, erläuterte Michels. Dieser Zustand würde aber erst in zehn bis 15 Jahren erreicht. In Philippsburg müsse man deshalb von dieser Praxis abweichen, weil an der Stelle ein Umspannwerk für die Stromautobahn Ultranet entstehen soll, die in einigen Jahren den Windstrom von der Nordsee in den Südwesten transportiert. „Das ist ein zentrales Projekt der Energiewende und ein wichtiger Baustein für die künftige Versorgungssicherheit“, betonte Michels.

Den genauen Termin der Sprengung will die EnBW nicht preisgeben. Zwischen 10 000 und 80 000 Zuschauer kämen erfahrungsgemäß zu einem so spektakulären Anlass, erläuterte Michels. Der Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten gebiete es, einen solchen Menschenauflauf zu verhindern. Das ganze Gelände werde ab 13. Mai weiträumig abgesperrt. Auch für Journalisten gebe es keine Ausnahmen. Michels: „Wir appellieren an die Vernunft jedes Einzelnen, gar nicht erst den Versuch zu unternehmen, die polizeilichen Maßnahmen zu unterlaufen.“

Als Trostpflaster will die EnBW sehr schnell Bilder und Videoaufnahmen von der Sprengung auf der eigens eingerichteten Internetseite anbieten. Die Adresse lautet www.enbw.com/kuehltuerme.

Korrespondent Landespolitischer Korrespondent in Stuttgart

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