Rhein-Neckar. Ob bei der Konstruktion von Fahrzeugen, bei der Realisierung von Bauvorhaben oder im OP-Saal im Krankenhaus: Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) werden mittlerweile in verschiedenen Wirtschaftszweigen und Branchen eingesetzt.
„Das ist keine Spielerei“, sagt Martin Preil, Berater Technologietransfer & -kooperationen bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar. „Mit AR und VR wird Verborgenes sichtbar, und komplexe Sachverhalte werden anschaulich. Jedes Unternehmen sollte einmal die Anwendungsmöglichkeiten prüfen.“ Die Technologien seien bezahlbar. Zum Mannheimer Innovationsfestival Innomake, das derzeit läuft, informiert die IHK in Online-Seminaren dazu.
Förderprogramme
Der Staat fördert unter bestimmten Voraussetzungen digitale Technologien wie Virtual Reality und Augmented Reality in Unternehmen. Zwei Beispiele:
Das Programm „Digital jetzt“ vom Bund (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) eignet sich für größere Digitalisierungsprojekte. Hier gibt es für Unternehmen Zuschüsse bis zu 50 000 Euro. Die Antragsstellung erfolgt komplett digital. Infos unter https://bit.ly/3GqguLp.
Um künftig noch mehr kleine und mittelständische Unternehmen bei der Digitalisierung zu unterstützen, werden die Fördermittel für „Digital Jetzt“ auf knapp 250 Millionen Euro bis 2024 ausgeweitet.
Mit der „Digitalisierungsprämie Plus“ erhalten Unternehmen aus Baden-Württemberg Zuschüsse von 5000 bis 12 000 Euro für Projekte zum Thema Digitalisierung. Infos unter https://bit.ly/3GqOxTo.
Zukunftsträchtiger Markt
Den Technologien, bisher vor allem bekannt durch Videospiele und Filme, werden immense Wachstumschancen vorhergesagt. Virtual und Augmented Reality verleihen der Wirtschaft Aufschwung, ist sich die Beratungsgesellschaft PwC sicher. Laut einer Studie beträgt das wirtschaftliche Potenzial bis zum Jahr 2030 rund 1,5 Billionen Dollar weltweit - und 103,6 Milliarden Dollar (rund 90 Milliarden Euro) für Deutschland. Das entspricht einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 2,5 Prozent. Auch der Branchenverband Bitkom ist überzeugt: „Mit Virtual und Augmented Reality können nicht nur Verbraucherinnen und Verbraucher zu Hause mithilfe einer VR-Brille in unbekannte Welten eintauchen - der Einsatz lohnt sich insbesondere auch für die Wirtschaft.“ Gleichwohl gebe es in vielen kleineren und mittleren Unternehmen noch große Unsicherheiten darüber, ob sich eine Investition in diese Technologien lohnt - und welche Vorteile sich daraus ergeben.
Doch von vorne: Was bedeuten die Begriffe Virtual Reality und Augmented Reality überhaupt? Virtual Reality („virtuelle Realität“) ist eine künstliche Welt, erzeugt von Computern. Man taucht mit einer speziellen Brille komplett in sie ein. Die reale Umgebung ist nicht mehr wahrnehmbar. Auf Messen und in Geschäften lassen sich mit dieser Technologie Objekte kostengünstig und realistisch zeigen. Standortübergreifend haben alle Beteiligten die Möglichkeit, gemeinsam den Entwurf eines Fabrikgebäudes zu „begehen“ und weiterzuentwickeln. Das spart Zeit und Reisekosten.
Der Pharmakonzern Roche etwa nutzt Virtual Reality am Mannheimer Standort, um gemeinsam mit Kunden Laboreinrichtungen zu planen. Früher ging das über Filme und Bilder, heute setzen sich Kunden eine 3-D-Brille auf und gehen auf interaktive Tour. Haben sie Interesse an einem neuen Gerät, kann man ihnen zeigen, wie dieses funktioniert und wie es in ihrem Labor mit anderen Systemen interagiert - im Zeitraffer.
Augmented Reality ist die erweiterte Realität. Die natürliche Umgebung ist zu sehen - diese wird durch virtuelle Elemente ergänzt. Fußball-Fans kennen sie schon aus Übertragungen im Fernsehen. Das Einblenden von Entfernungen bei Freistößen zum Tor mit Hilfe eines Kreises oder einer Linie gehört dazu.
Handelsunternehmen nutzen Augmented Reality
Die Anwendungsmöglichkeiten in der Industrie sind vielfältig. Beschäftigte werden über Datenbrillen oder durch Einblendungen auf einem Mobilgerät direkt in ihrem Sichtfeld mit zusätzlichen Informationen versorgt. So können sie beispielsweise bei der Wartung komplexer Maschinen auf Serviceanleitungen zurückgreifen, die interaktiv sind.
Auch für die Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Produktion eignet sich die Technologie, in dem die einzelnen Arbeitsschritte mit zusätzlichen Informationen angereichert werden. Fehler haben hier keine Konsequenzen, zumindest keine gravierenden. Durch den spielerischen Charakter könnten zudem Spaß, Konzentration und Motivation bei der Arbeit gefördert werden.
Handelsunternehmen nutzen Augmented Reality, weil sie ein neues Einkaufserlebnis bieten wollen. So können Kunden die Kamera ihres Smartphones oder Tablets auf das Wohnzimmer richten - und in diesen Ausschnitt ein digitales Abbild eines Möbelstücks einfügen. Passt es gut zur Wohnung oder nicht?
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