Führungsstil

Welche Ratschläge Hornbach-Chef Erich Harsch zum Umgang mit Beschäftigten hat

Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Inflation - die Wirtschaft macht viele Krisen durch. Hornbach-Chef Erich Harsch ist bekannt für seinen ruhigen Führungsstil

Von 
Sabine Rößing
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Hornbach-Chef Erich Harsch bei seiner Rede auf dem Jahresmeeteing des Handelsverbandes Nordbaden, 12. September 2022 © Hornbach

Bornheim. Beinahe sein gesamtes Berufsleben verbrachte Erich Harsch bislang in einem Unternehmen - dem Karlsruher Drogeriemarktfilialisten dm -, dem er sich mit 20 Jahren anschloss und das er über Jahre führte. Das allein ist schon außergewöhnlich in einer Zeit, in der häufige Wechsel in der Führungsetage zur Normalität werden. Beständigkeit ist ihm wichtig - und die Fähigkeit, angemessen auf Herausforderungen zu reagieren.

Wenn ein Manager über Lösungsstrategien in Krisenzeiten referieren solle, dann müsse er sich vor dem Hintergrund der Pandemieerfahrungen auch mit dem rechten Maß an Regeln und Vorgaben auseinandersetzen, befindet Harsch in seiner Keynote anlässlich der aktuellen Jahrestagung des Handelsverbands Nordbaden in Mannheim. Seit 2020 führt der in Österreich geborene Manager das operative Geschäft der Pfälzer Hornbach Baumärkte. In der Branche ist er bekannt für einem ruhigen Führungsstil.

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Im Umgang mit unvorhersehbaren Ereignissen plädiert Harsch für eine gute Balance zwischen Regulierung und Eigenverantwortung, zwischen Selbststeuerung und zentralen Vorgaben. „Ich habe meinen Mitarbeitern vor allem zu Beginn der Pandemie oft gesagt, sie sollen eigenverantwortlich reagieren, wenn es die Situation erfordert, statt passiv auf Vorgaben aus der Zentrale zu warten“, sagt er. Selbstorganisierungskompetenz aus eigener Einsicht, nennt Harsch diese Fähigkeit, ohne die Unternehmen seiner Auffassung nach schlechter durch externe Krisen kommen. Unternehmen müssten Freiräume schaffen für verantwortungsvolles Handeln, sagt er: „Starke Individuen formen starke Organisationen“.

Götz Werner gilt als sein Mentor

Seine Management-Erfahrungen hat der 58-jährige Harsch beinahe ausschließlich bei dm gesammelt. Auch das Führen in Familienunternehmen hat er vermutlich von dem im Frühjahr verstorbenen, politisch oft streitbaren dm-Gründer Götz Werner gelernt, der als sein Mentor gilt. Hornbach kennt Harsch dennoch gut. Seit 2013 sitzt er hier im Aufsichtsrat.

Durch die Corona-Krise manövrierte Hornbach auch dank eines guten Onlinegeschäfts recht erfolgreich. Der Umsatz 2021 entwickelte sich besser als der Branchen-Durchschnitt, der Marktanteil stieg von 14 auf 15,1 Prozent.

Wer Unternehmen durch schwere Zeiten steuern müsse, brauche Augenmaß und ein Gefühl für angemessene Reaktionen, glaubt Harsch. Er zitiert den Schriftsteller George Bernard Shaw, der seinen Schneider dafür bewunderte „jedes Mal neu Maß zu nehmen“. Diese Fähigkeit, so lässt der Hornbach-Manager durchblicken, sei in manchen hektischen Momenten der Pandemiepolitik verloren gegangen. Harsch plädiert für einen transparenten Führungsstil, der Mitarbeitern Raum lasse sich zu entwickeln: „Wenn wir für Entwicklungsmöglichkeiten bei den Menschen sorgen, dann kann das Unternehmen gar nicht anders, als sich zu entwickeln“.

Derweil blickt der Nordbadener Einzelhandel mit Sorge auf die kommenden Monate. Die Unternehmen hätten die Nachwirkungen der Corona-Pandemie noch nicht verdaut, betonte die Verbandspräsidentin Petra Lorenz vor Einzelhändlern aus der Region. Und nun trübe sich auch noch die Stimmung im Handel merklich ein. Nur noch ein Fünftel der Unternehmen erwarte eine Umsatzsteigerung, sagte Lorenz. Selbst der Ausblick für den Online-Handel, der während der zwei Pandemiejahre mit Lockdowns und Zugangsbeschränkungen Boden gut machen konnte, habe sich verschlechtert.

Auch der Hauptverband HDE beobachtet angesichts der aktuellen Energiekrise, der anhaltend hohen Inflation und pandemiebedingter Unsicherheiten erneut eine Verschlechterung der Verbraucherstimmung. Eine Trendumkehr sei nicht in Sicht. Wegen der drastisch steigenden Lebenshaltungskosten bleibt den Verbrauchern immer weniger Geld für den privaten Konsum.

Handel an Belastungsgrenze

Auch bekämen die Unternehmen die exorbitanten Preissteigerungen zu spüren, betonte Lorenz. Deshalb sei jetzt regulatorische Umsicht geboten, um die Rahmenbedingungen nicht noch weiter zu verschlechtern. Wirtschaftliche Vernunft forderte sie unter anderem bei der Verkehrspolitik in den Innenstädten: „Wir brauchen keine Verbots-, sondern eine Angebotskultur - neun Euro-Tickets statt Tarif Dschungel, Verkehrskonzepte statt schlichter Verteufelung des Individualverkehrs“. Die hohe Frequenz immer neuer Corona-Maßnahmen während des vergangenen Winters und deren teilweise extrem kurzfristiger Bekanntgabe habe den Handel auch organisatorisch an die Belastungsgrenze gebracht.

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