„Air Defender“

Was Flugreisende jetzt wissen müssen

Das Nato-Großmanöver startet „Air Defender“  diesen Montag. Das führt zu Verspätungen auf den Airports in Deutschland

Von 
Christiane Rebhan
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Auch die Tornados der Luftwaffe werden während des Großmanövers „Air Defender“ den Luftraum beherrschen. © Daniel Bockwoldt/dpa

Berlin. Wer Mitte Juni von deutschen Flughäfen aus unterwegs ist, muss sich auf besondere Umstände einstellen. 250 Militärflugzeuge aus 25 Nationen – darunter Nato-Mitglieder – nehmen an der von Deutschland organisierten Übung „Air Defender“ teil. Ziel ist es, vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges die volle Luftstreitkraft der Verbündeten zu beweisen.

Keine Ausgleichszahlungen

Das Großmanöver geht von diesen Montag bis zum 23. Juni. Es hat Auswirkungen auf die Passagiere, die in dieser Zeit fliegen. Denn der Luftraum über den Flughäfen Rostock, Berlin, Dresden, Frankfurt, Hamburg und Stuttgart wird zeitweise von Tornados und Eurofightern beherrscht. „Es wird zu Verspätungen kommen“, bestätigt Arndt Schoenemann, Geschäftsführer der Deutschen Flugsicherung (DFS). Die DFS hatte im Vorfeld die Übung in Kombination mit dem normalen Luftverkehr in zahlreichen Simulationen durchgespielt. Erfahrungsgemäß summieren sich Verspätungen über den Tag hinweg. Am ehesten trifft es die Urlauber, die späte Abflugzeiten gebucht haben. Vor Mitternacht greift ein Nachtflugverbot, damit Anwohner der Flughäfen in Ruhe schlafen können.

Das Ministerium verhandelt noch über eine Verlängerung der Betriebszeiten in diesem Ausnahmefall. „Es gibt positive Signale aus den Ländern“, sagte Staatssekretär Stefan Schnorr. Um den Militärkorridoren auszuweichen, will man Flugrouten verlegen. Passagiere wären in manchen Fällen deshalb auch länger unterwegs.

Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, bestätigte, dass betroffene Reisende nicht mit Ausgleichszahlungen rechnen können. Der Grund: Die Fluglinien werten „das Großmanöver Air Defender“ als „außerordentlichen Umstand“. Bei Ausfällen, die auf die Übung zurückgehen, „wird die Fluggesellschaft für Ersatzbeförderung sorgen oder – falls gewünscht – den Flugpreis erstatten“, so von Randow. Bei Annullierungen oder Verspätungen sind Airlines eigentlich in manchen Fällen verpflichtet, Unterkunft und Verpflegung zu zahlen. Das Bundesverkehrsministerium in Berlin erklärte dazu, ob Entschädigungsansprüche der Reisenden bestehen, werde im Einzelfall geprüft.

Die Luftwaffe und ihre Verbündeten üben bei dem Manöver bestimmte Ziele anzugreifen und Verteidigungssituationen. Trainiert werden sollen die Abwehr von Boden-Luft-Raketen und die Betankung. „Wir trainieren alle Fähigkeiten, die von Luftstreitkräften verlangt werden, denn wir müssen schnell reagieren können“, sagt Generalleutnant Günter Katz.

Jeder der drei deutschen Lufträume, in denen das Manöver stattfindet, ist pro Tag vier Stunden aktiv. Im Gebiet Ost finden Übungen außer am Wochenende von 10 bis 14 Uhr statt, im südlichen Gebiet von 13 bis 17 Uhr und im nördlichen von 16 bis 20 Uhr. Auf keinen Fall werden die Korridore länger blockiert. Kann ein Luftraum wegen Schlechtwetters nicht genutzt werden, entfällt die Übung. Auf den Militärbasen Grafenwöhr (Bayern) und Baumholder (Rheinland-Pfalz) sind Tiefflüge von unter 1000 Fuß geplant.

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