Berlin. In der Vergangenheit brachte eine breit gestreute Anlage in Aktien im Durchschnitt sieben bis acht Prozent Rendite pro Jahr. Eine neue Analyse des Geldratgebers Finanztip zeigt nun allerdings, dass künftig weniger zu erwarten ist. Finanztip erklärt, warum Exchange Traded Funds (ETF) trotzdem unerlässlich für die Altersvorsorge bleiben.
Wenn es um langfristiges Investment in Aktien geht, hieß es bei der Frage nach den Aussichten auf eine lohnenswerte lange Zeit: Rund sieben bis acht Prozent pro Jahr sind durchschnittlich möglich. Denn so viel Rendite hat der bekannte und bei Sparerinnen und Sparern durchaus beliebte Weltaktienindex MSCI World im Schnitt seit seiner Auflage im Jahr 1970 eingebracht.
Der Geldratgeber Finanztip kommt nun aber zu der Einschätzung, dass Anlegerinnen und Anleger in Zukunft mit etwas weniger Rendite rechnen sollten. Etwa sechs Prozent pro Jahr sind langfristig realistisch. Welche Gründe führen zu dieser veränderten Prognose – und was bedeutet die Voraussage für Anleger, die auf dieser Grundlage ihren finanziellen Ruhestand planen wollen?
Blick zurück bis ins Jahr 1900
Für die Einschätzung haben die Finanztip-Experten die Entwicklung der Aktienmärkte bis zurück ins Jahr 1900 analysiert. Denn der weltweite Aktienindex MSCI World hat seit 1970 stark von einer Entwicklung profitiert: Die Zinsen waren lange in einem Sinkflug. Und fallende Zinsen bedeuten bessere Renditen am Aktienmarkt.
Finanztip hat sich daher angeschaut, wie die Renditen am Aktienmarkt vor den 1970er-Jahren aussahen. Das Ergebnis: Der S&P 500, der Index, der die 500 größten US-Aktien beinhaltet, hat seit 1900 im Schnitt 9,6 Prozent Rendite pro Jahr erzielt – seit 1970 waren es sogar 10,4 Prozent pro Jahr.
Das zeigt: Die Jahrzehnte seit 1970 waren eine ziemlich gute Aktienzeit, und die Renditen für Anleger fielen überdurchschnittlich hoch aus. Allerdings nimmt Finanztip an, dass der weltweite Aktienmarkt zu einem langfristigen, mittleren Niveau zurückkehren wird. Und dafür ist auch auf Sicht von Jahrzehnten eine niedrigere Rendite nötig, bedeutet: sechs statt sieben bis acht Prozent pro Jahr. Anleger sollten deswegen auch beim MSCI World mit etwas geringeren Renditen rechnen.
Warum sechs Prozent immer noch gut sind
Was zunächst nicht nach viel weniger klingen mag, macht langfristig einen großen Unterschied aus. Ein einfaches Beispiel, ohne Steuern zu berücksichtigen: Wer über einen Zeitraum von 30 Jahren jeden Monat 300 Euro investiert, hat bei einer Rendite von acht Prozent pro Jahr am Ende gut 425.000 Euro im Depot. Erzielt die Anlage dagegen nur sechs Prozent pro Jahr, sind es gut 293.000 Euro – also über 130.000 Euro weniger.
Trotzdem bleibt ein breit gestreutes Investment in Aktien für die langfristige Geldanlage wie die Altersvorsorge die beste Variante, findet Finanztip. Denn bei langfristig zwei Prozent Inflation pro Jahr schlagen Anleger die Inflation trotzdem noch um vier Prozentpunkte und bauen damit schrittweise ihr Vermögen auf. Zum Vergleich: Mit Zinsanlagen wie einem Tagesgeldkonto sind langfristig nach Einschätzung von Finanztip zwei Prozent Rendite pro Jahr möglich. Anleger gleichen damit die Inflation also nur aus und erwirtschaften keine realen Gewinne.
Wichtig ist allerdings: Die angenommenen sechs Prozent bei Aktien sind eine grobe Annahme für den langfristigen Durchschnitt. Anlegerinnen und Anleger sollten mit Blick auf ihre Altersvorsorge und die Zeit der Rente eher mit einer Spannbreite zwischen vier und acht Prozent pro Jahr rechnen. Umso länger sie ihr Geld investieren, desto geringer sollte die Spannbreite jedoch letztlich werden.
ETFs sind ein einfacher Weg
Um mit Aktien tatsächlich auf die sechs Prozent pro Jahr zu kommen, ist aber nicht nur ein langfristiges Investment wichtig. Entscheidend ist auch, dass Anleger auf eine möglichst breite Streuung setzen, um das Risiko stark schwankender Aktienkurse zu minimieren. Um das zu erreichen, rät Finanztip nach wie vor zu breit gestreuten Exchange Traded Funds.
Aktien-ETFs sind günstige Aktienfonds, die einen Aktienindex nachbilden. Finanztip empfiehlt zum Beispiel ETFs auf den MSCI World oder den noch breiter aufgestellten FTSE All World. Damit können Anlegerinnen und Anleger ganz einfach und zu niedrigen Kosten in den weltweiten Aktienmarkt investieren. Mit einem ETF-Sparplan lassen sich außerdem monatlich kleinere Beträge in einen ETF investieren. Um Exchange Traded Funds zu erwerben, brauchen Anleger ein Wertpapierdepot. Aktuelle Empfehlungen nennt Finanztip unter https://www.finanztip.de/wertpapierdepot
Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Deutschlands führender Geldratgeber für Verbraucher ist Teil der gemeinnützigen Finanztip Stiftung.
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