Heidelberg. Er war ein Unternehmer im allerbesten Sinne des Wortes. Am Montag starb Viktor Dulger, der Gründer des Heidelberger Dosierpumpenkonzerns Prominent, im Alter von 80 Jahren. Seine Unternehmerkarriere liest sich wie aus dem Bilderbuch. Und sie gründete auf Trotz.
"Damit sollten Sie besser zur Spielwarenmesse nach Nürnberg gehen", sagte der Chef eines großen Maschinenbauunternehmens dem jungen Ingenieur Dulger 1968 auf der Hannover-Messe. Der hatte dort eine kleine elektronisch gesteuerte Dosierpumpe (zwei Kilogramm schwer, 15 auf 20 Zentimeter groß) vorgestellt. Sie war kleiner, leistungsfähiger und auch noch günstiger als herkömmliche Pumpen.
Prominenter als die Rivalen sein
"In diesem Moment habe ich mir vorgenommen, all diesen prominenten Pumpenherstellern zu beweisen, dass meine Entwicklung alle anderen übertreffen würde. Deshalb habe ich meiner Pumpe den Namen Prominent gegeben", erzählte Dulger einst. Seine Pumpe konnte kleine Mengen an Chemikalien oder anderen Zusätzen dosieren. Prominent-Pumpen zur Wasseraufbereitung fanden sich bald in Schwimmbädern, Fischfarmen, Chemiefabriken und Champagnerkellereien oder dem Springbrunnen vor dem Louvre in Paris. "So viel wie nötig und so wenig wie möglich. Und dafür braucht man eine exakte Dosierpumpe", erklärte er seine Idee.
Den Erfolg von Prominent-Pumpen, das heute 2400 Mitarbeiter beschäftigt, führte Dulger vor allem auf die Qualität der Produkte zurück, die hohe Forschungsintensität und die frühe Präsenz am Markt. "Ich war immer einer der ersten", so Dulger, der Dutzende Patente hielt.
Prominent habe mehr Auslandsgesellschaften als die BASF, erzählte er einst stolz. Und als sich der Chemiekonzern noch mit chinesischen Joint-Venture-Partnern herumplagte, gehörte Dulger seine China-Niederlassung ganz allein. Von Auslandsreisen kehrte er oft mit Bündeln von Seiten aus Branchenbüchern zurück, Adressen von potenziellen Kunden. Internet gab es damals noch nicht.
"Ich war von meiner Idee besessen, alles was ich verdiente, wurde gleich wieder investiert." Weltweit hatte Dulger Filialen aufgebaut und auch immer die Grundstücke und Immobilien dazu gekauft. Überhaupt Immobilien. Sie waren eine Art Reserve, die nie angegriffen werden musste. In Tokio besaß er ein Hochhaus (mit fünf Parkplätzen) in bester Lage und in Heidelberg gehört ihm halb Wieblingen (ein Stadtteil), wird erzählt. Bei Immobiliengeschäften war er auch ein Schlitzohr. Ihm gehört unter anderem die Immobilie, in der das Finanzamt in Heidelberg sitzt. Weil Dulger einst zwei Stockwerke zu hoch baute, wurde eine Strafe fällig. Die schlug er dann einfach auf die Miete fürs Finanzamt drauf. Das hat Dulger später lauthals lachend erzählt.
Dulger wurde 1935 in Klöstitz geboren und wuchs in der Nähe von Danzig auf. 1945 musste er flüchten, als Halbwaise. In Hameln besuchte er die Mittelschule und machte eine Lehre als Maschinenschlosser. Es folgten drei Jahre Maschinenbaustudium in Karlsruhe. 1960 gründete er in Würzburg ein Ingenieurbüro. Dort lernte er auch seine Frau kennen, die aus einer Familie kam, die ihr Vermögen mit Immobilien machte. Würzburg war für das junge Unternehmen zu weit ab vom Schuss und so gingen die Dulgers nach Heidelberg.
Kunst und Wissenschaft gefördert
Im Jahr 2001, mit 66 Jahren, zog er sich aus dem operativen Geschäft auf den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden zurück, das Geschäft führen seither seine beiden Söhne. "Ich würde nie verkaufen, außerdem bedeutet mir Geld nicht so viel", sagte er vor Jahren. Vom Vermögen, das Prominent entstammt, hat Dulger viel und vielfältig gegeben. Profitiert haben die Universität Heidelberg sowie viele andere wissenschaftliche Einrichtungen, darunter auch das Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung, das als Viktor Dulger Institut seinen Namen trägt. Ein weiteres Faible war die Bildhauerkunst. Vor jedem Prominent-Gebäude in Wieblingen steht eine moderne Skulptur. mir
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft_artikel,-wirtschaft-vorzeige-unternehmer-viktor-dulger-gestorben-_arid,848553.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html