Vorstand blitzt bei Aufsichtsrat ab

Heidelberg. Der nächste Vorstandsvorsitzende der Heidelberger Druckmaschinen AG kommt nach Informationen dieser Zeitung nicht aus dem Unternehmen. Ein Vorschlag der drei Vorstandsmitglieder Dirk Kaliebe (Finanzen, Bild oben), Stephan Plentz (Technik, Bild Mitte) und Harald Weimer (Services, Bild unten) ein gemeinsames Führungsgremium mit Finanzchef Kaliebe als Sprecher zu bilden, fand im Aufsichtsrat dem Vernehmen nach keine Zustimmung. Es werde explizit ein neuer Vorstandsvorsitzender von außen gesucht, war zu hören.

Der amtierende Vorstandsvorsitzende Gerold Linzbach (60 Jahre) hatte vergangene Woche angekündigt, dass er für eine Verlängerung seines Vertrages, der noch bis August nächsten Jahres läuft, nicht zur Verfügung steht. Er wolle sich anderen unternehmerischen Zielen widmen und einen neuen beruflichen Lebensabschnitt beginnen. Allerdings hält sich auch das Gerücht, dass Linzbach ab nächstem Jahr im Aufsichtsrat von Heideldruck mitwirken könnte. Die Suche nach einem Nachfolger an der Unternehmensspitze läuft, noch in diesem Jahr soll eine Entscheidung fallen. Dem Sanierer Linzbach, der Heideldruck in die schwarzen Zahlen geführt und mit den Schwerpunkten Digitaldruck und Service neu aufgestellt hat, soll nun ein Chef folgen, der, gerne auch mit neuen Visionen, die strategischen Weichen für die Zukunft stellen soll - und die geht in Richtung Digitalisierung. Das dürfte schon schwer genug werden. Nun trifft der neue Konzernchef auch noch auf drei Vorstandskollegen, die die künftige Führung eigentlich unter sich ausmachen wollten.

Linzbach selbst hatte im Mai noch mit einer Verlängerung seines Vertrages geliebäugelt. Er war im vergangenen Jahr lange krank gewesen und mehr als sechs Monate ausgefallen. In Linzbachs Abwesenheit hatte Finanzvorstand Kaliebe das Unternehmen bereits interimsmäßig geführt. Noch immer ist Linzbach auf seinen Rollstuhl angewiesen, was ihn aber körperlich beeinträchtigt. Im Kopf ist er unverändert fit und schnell.

Davon dürfen sich auch die Aktionäre bei der Hauptversammlung morgen im Mannheimer Rosengarten überzeugen. Linzbach wird dann auch von recht guten Geschäften berichten können. Nach der weltgrößten Branchenmesse Drupa, die im Juni in Düsseldorf stattfand, hieß es, die Auftragsbücher seien gut gefüllt. Allerdings mit klassischen Druckmaschinen, weniger mit der gemeinsam mit dem japanischen Fuji-Konzern entwickelten Digitaldruckmaschine für industrielle Anwendungen im Verpackungs- oder Werbedruck.

An Dividenden dürfen die Aktionäre noch eine Weile nicht denken, immerhin können sie sich über schwarze Zahlen freuen. Im Geschäftsjahr 2015/2016 legte der Umsatz acht Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zu. Der Gewinn nach Steuern betrug 28 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr zuvor machte Heideldruck 72 Millionen Euro Verlust.

Linzbach hat Heideldruck hin zu konjunkturrobusteren und wachsenden Aktivitäten neu ausgerichtet. So soll mittelfristig die Hälfte des Umsatzes mit Services, 10 bis 20 Prozent mit Digitaldruckmaschinen und ein Drittel mit dem Traditionsgeschäft Bogenoffsetdruckmaschinen erzielt werden. Das organische Wachstum soll durch einen Ausbau der Sparten Software und Digital, das externe Wachstum durch Akquisitionen bei Service und Verbrauchsmaterialien vorangetrieben werden. Geld für Akquisitionen ist nach Jahren knapper Kassen wieder vorhanden. Das ist Finanzvorstand Kaliebe zu verdanken, der mit diversen Transaktionen die Zinslast deutlich minderte.