Flutkatastrophe

Versicherung muss zahlen - trotz Spenden

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be/ger/dpa/red
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Die Luftaufnahme zeigt den vom Ahr-Hochwasser überfluteten Ortsteil Altenburg. © dpa

Hunderte Millionen Spenden von Staat und Bundesländern sollen an die Hochwasser-Opfer in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen fließen. Aber wie ist das, wenn die Betroffenen auch Anspruch auf Versicherungsleistungen haben? Werden dann Spenden und staatliche Hilfen gegen Versicherungsleistungen aufgerechnet? Nein, sagen Experten: Die Versicherung kann ihre Leistungen auf keinen Fall mindern, nur weil jemand Spenden bekommen hat. Bianca Boss vom Bund der Versicherten sagt: „Die Versicherung muss ihren Vertrag erfüllen, unabhängig von allem anderen.“ Auch die Mannheimer Inter Versicherung bestätigt, dass „Geschädigte Anspruch auf die vertragsgemäße Leistung haben“ – Spenden entgegenzunehmen ändere daran nichts.

Versicherungsmakler Andreas Hahner aus dem hessischen Petersberg geht zudem davon aus, dass Geldspenden vom Staat eher an die Flutopfer fließen, die keine Versicherungen abgeschlossen ab. Ob das allerdings gerecht ist, sei eine andere Frage. „Schließlich haben die Menschen, die zum Beispiel eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen haben, jahrelang Prämien dafür bezahlt.“

Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hat vor dem Hintergrund der jüngsten Flutkatastrophe eine Versicherungspflicht für Elementarschäden für alle Gebäude gefordert. Das sieht die Inter Versicherung kritisch. Dadurch würde bei vielen der Anreiz zum Vorbeugen wegfallen – „die Folgen wären mehr Schäden“, teilt das Unternehmen mit. Zudem würde eine Pflichtversicherung über das Umlageverfahren Eigentümer von Gebäuden benachteiligen, die in weniger von Elementarereignissen betroffenen Gebieten liegen.

Versicherungsmakler Hahner argumentiert hingegen wie die Verbraucherzentrale: „Wenn alle einzahlen, wird es für den Einzelnen nicht so teuer – das wäre solidarisch. Und nicht teurer als eine Auto-Versicherung.“ Er weist darauf hin, dass Bewohner von bekannten Risikozonen sehr hohe Prämien zahlen müssten. Viele könnten sich diese gar nicht leisten. Aktuell fragten sehr viele Hausbesitzer nach einer Versicherung gegen Elementarschäden. „Das interessiert jetzt jeden.“ Auch die Inter Versicherung berichtet von einer erhöhten Nachfrage.

Die Hochwasserkatastrophe in Deutschland dürfte die Versicherungen in Deutschland nach neuesten Schätzungen zwischen 4,5 und 5,5 Milliarden Euro kosten. Fast zwei Drittel der Schäden entstanden in Rheinland-Pfalz, fast ein Drittel in Nordrhein-Westfalen und die restlichen fünf bis zehn Prozent in Bayern und Sachsen, so der Branchenverband GDV. be/ger/dpa/red

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