Finanzen - Der Hersteller von Elektroautos stoppt Zahlungen mit der Kryptowährung wegen hoher Umweltbelastung / Kurs bricht ein

Tesla schockt Bitcoin-Anleger

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Christoph Dernbach
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Überraschender Kurswechsel bei Tesla-Chef Elon Musk: Bisher hat das Unternehmen mit dem Bitcoin-Geschäft satte Gewinne gemacht, jetzt stoppt es den Handel. © dpa

Palo Alto. Der US-Elektroautobauer Tesla hat Zahlungen mit der Kryptowährung Bitcoin wegen Umweltbedenken angesichts des hohen Stromverbrauchs gestoppt. Der Konzern habe die Entscheidung wegen des rapide ansteigenden Verbrauchs von fossilen Brennstoffen für die Herstellung von und Transaktionen mit Bitcoins getroffen, erklärte Tesla-Chef Elon Musk jetzt bei Twitter. Vor allem, dass viel Kohleenergie dafür genutzt werde, sei bedenklich.

Musks Tweet ließ den Bitcoin-Preis schlagartig um Tausende Dollar abstürzen. Der Kurs der wichtigsten Digitalwährung sank zeitweise auf 45 700 US-Dollar, nachdem er in der Nacht noch bei 54 817 Dollar notiert hatte. Später legte der Tesla-Chef nach und bezeichnete den Bitcoin-Energieverbrauch bei Twitter – ergänzt durch einen steil nach oben zeigenden Chart – als „wahnsinnig“. Der Kurs erholte sich dennoch etwas auf zuletzt knapp über 50 000 Dollar. Auch die Digitalwährung Ether geriet zeitweise heftig unter Druck.

Aufwändiges Verfahren

Die Kapriole von Musk macht nun auch vielen Investoren klar, dass das Bitcoin-System nicht mit den strengen Umweltzielen vereinbar ist, die sich Tesla auferlegt hat. „Unsere Mission ist es, den Übergang der Welt zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen“, lautet das Firmen-Credo. Das dezentrale Bitcoin-Netzwerk verbraucht aber riesige Mengen Strom. Und der stammt meistens nicht aus nachhaltigen Quellen.

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Wolfgang Mulke
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Dabei machte Musk klar, dass er grundsätzlich ein Fürsprecher der Branche bleibt: „Kryptowährung ist auf vielen Ebenen eine gute Idee, und wir glauben an eine vielversprechende Zukunft, aber dies kann nicht zu großen Lasten der Umwelt gehen.“ Tesla hatte erst im März begonnen, Bitcoins zum Kauf von Elektroautos zu akzeptieren. Zuvor hatte der Konzern eine Investition in Bitcoins für 1,5 Milliarden Dollar bekanntgegeben und der ältesten und bekanntesten Cyberwährung damit einen ordentlichen Schub gegeben. Tesla will laut Musk nun auch keinen Bitcoin-Handel mehr betreiben, so lange die Energiebilanz sich nicht deutlich verbessert. Im jüngsten Geschäftsquartal hatte das Unternehmen Bitcoins im Wert von fast 300 Millionen Dollar wieder verkauft und daran nach eigenen Angaben rund 100 Millionen verdient.

Die Diskussion um die Umweltbilanz von Bitcoins ist keineswegs neu, und es blieb zunächst unklar, warum Musk das Thema erst jetzt als problematisch einstuft. Bitcoin steht wegen des hohen Stromverbrauchs, den das sogenannte Mining – die Herstellung der Währungseinheiten durch energieaufwendige Rechnerprozesse – erfordert, schon lange bei Umweltschützern in der Kritik.

Der hohe Energieverbrauch kann auf die konkrete Verwendung des Bitcoin heruntergebrochen werden: Forscher der Universität Cambridge haben ausgerechnet, dass jede Transaktion einen Fußabdruck von 428 Kilogramm des Klimagases CO2 hinterlässt. Das entspricht knapp einer Million Buchungen beim Kreditkartenanbieter Visa oder dem Konsum von rund 71 000 Stunden YouTube-Videos.

Der hohe Energiebedarf ist auf die Vorgaben des Erfinders des Bitcoin zurückzuführen, der nur unter dem Pseudonym „Satoshi Nakomoto“ bekannt ist. Er musste einen Weg finden, um Doppelausgaben des Digitalgeldes zu verhindern. Als Lösung hat Satoshi für die Kontrolle der Bitcoin-Verwendung und das Schürfen neuer Bitcoins ein Verfahren festgelegt, das auf der Lösung von mathematischen Problemen durch die „Miner“ (Bergleute) beruht.

Bitcoin- und Krypto-Anhänger wie Twitter-Chef Jack Dorsey argumentieren damit, dass die Umweltbilanz mit der fortschreitenden Verbreitung von Erneuerbaren Energien langfristig wesentlich besser werden dürfte. Allerdings stehen viele Server-Farmen, die zum Bitcoin-Mining im großen Stil genutzt werden, in Ländern mit relativ geringen Stromkosten wie China oder Kasachstan. Hier stammt die Energie aber häufig aus umweltschädlichen Quellen wie Kohle.

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