Umfrage - Wie Einzelhändler in der Region die Lieferprobleme einschätzen – und wie sie damit umgehen

Spielekonsolen könnten knapp werden

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Alexander Jungert
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Damit die Weihnachtsgeschenke in Anbetracht der diesjährigen Lieferengpässe auch wirklich rechtzeitig da sind, raten Händler aus der Region vor allem zu einem: nicht auf den letzten Drücker kaufen. © dpa

Rhein-Neckar. Auf das Weihnachtgeschäft schauen die Einzelhändler der Region durchaus positiv. Das hat die jüngste Konjunkturumfrage gezeigt. „Allerdings dürften sich Lieferengpässe in einigen Branchen spürbar niederschlagen“, erklärt Axel Nitschke, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar. Auch Matthias Martiné, Präsident der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar, sagt: „Die globalen Lieferketten stehen unter Druck. Das spürt jetzt auch der Verbraucher. Bis sich das wieder normalisiert, wird noch Zeit vergehen.“

Händler dürften sich wohl noch intensiver mit der Warensicherung beschäftigen als ohnehin schon. „Aktuell haben wir uns mit ausreichend Ware eingedeckt und können mit wenigen Ausnahmen fast alle Artikel problemlos liefern“, teilt Manfred Schnabel, Geschäftsführer des Mannheimer Elektronikfachhändlers expert Esch und Präsident der IHK Rhein-Neckar, mit. „Verschiedene Hersteller haben allerdings signalisiert, dass es beim Nachliefern in den kommenden Monaten wegen des Chipmangels zu Engpässen kommen könnte.“ Überdurchschnittlich beliebte Produkte könnten knapp werden: Schnabels Angaben zufolge sind vor allem Artikel rund um die drahtlose Datenübertragung, also etwa Router oder Bluetooth-Lautsprecher, aber auch Geschirrspüler oder Spielekonsolen davon betroffen.

Textilbranche schlägt Alarm

Wo man sich in der Region auch umhört, immer derselbe Ratschlag: Die Weihnachtsgeschenke nicht auf den letzten Drücker kaufen. Dieses Jahr erst recht nicht.

Die Probleme gehen über die Elektronikbranche hinaus. Fast alle Textil-, Schuh- und Lederwarengeschäfte in Deutschland kämpfen derzeit mit Lieferengpässen. „Bei einem Viertel der Textil-, Schuh- und Lederwarenhändler fehlen aktuell sogar 20 bis 40 Prozent der Herbst- und Winterware“, fasst der Sprecher des Handelsverbandes Textil (BTE), Axel Augustin, das Ergebnis einer Branchenumfrage zusammen. Besonders hart treffe es den Niedrigpreisbereich, für den vor allem in Fernost produziert werde. Ein Opfer der Lieferprobleme ist aktuell Aldi Nord. Der Discounter musste den Verkaufsstart für seine jüngste Fashion-Kollektion in Teilen Deutschlands bereits verschieben.

Wolfgang Blatt, Inhaber des Mannheimer Spielzeugladens „Urmel“, will nicht von Knappheit sprechen. Er hebt sein breites Sortiment hervor – sowohl was Artikel als auch Hersteller angeht. Bei Produzenten aus Deutschland und anderen europäischen Ländern seien die Lieferketten zuverlässiger, als wenn die Produkte aus Fernost bezogen würden.

Der US-Versandhändler Amazon, der in Frankenthal ein großes Logistikzentrum und in der Region mehrere Verteilzentren betreibt, macht auf Anfrage keine Angaben dazu, ob sich das Bestellverhalten der Kunden bisher verändert habe. „Natürlich unterliegt Amazon – wie jedes Einzelhandelsunternehmen – der allgemeinen Produktverfügbarkeit“, erklärt eine Sprecherin. Man habe „eng und vertrauensvoll“ mit Herstellern und weiteren Partnern zusammengearbeitet, um ein „breites Sortiment“ bereitzustellen.

Black Friday steht bevor

Dennoch: So mancher Verbraucher blickt dem Weihnachtseinkauf mittlerweile mit ein bisschen Bangen entgegen. Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag der Vergleichsplattform Idealo erwarten zwei Drittel der Onlineshopper bereits bei dem traditionell Ende November stattfindenden vorweihnachtlichen Schnäppchentag Black Friday Lieferengpässe. Sie befürchten, dass es zu längeren Lieferzeiten kommen und Angebote schneller vergriffen sein könnten. (mit dpa)

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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