Speyer. Auch ein Lächeln sagt manchmal mehr als tausend Worte. Schon bei der Begrüßung der Presseleute deutet die Mimik von Aufsichtsratschef Jürgen Vogel an, dass die Betreiber des Flugplatzes Speyer-Ludwigshafen sich um die Zahlen des Geschäftsjahrs 2022 keine großen Sorgen machen müssen. „Meine Laune ist in der Tat blendend“, sagt Vogel. Aber auch Geschäftsführer Rainer Zotz von der Flugplatzbetreibergesellschaft FSL GmbH wirkt ausgelassen. Kein Wunder, der neue Chefpilot hat in seinem ersten Jahr geschafft, was Vorgänger Roland Kern in seiner langen Amtszeit verwehrt blieb: eine schwarze Null in der Bilanz.
Lärm kostet mehr Geld
Obwohl – so hundertprozentig sicher ist das noch nicht. „Das Geschäftsjahr 2022 ist nicht ganz abgeschlossen und der Wirtschaftsprüfer muss sich die Zahlen auch noch mal anschauen“, sagt Zotz. Und in der Tat, beim Pressegespräch vor einem Jahr stellte Kern als Abschiedsgeschenk ein Plus von 100 000 Euro in Aussicht. „Am Ende war es dann aber ein Minus von 300 000 Euro“, räumt Zotz ein. Die Ursachen dafür – Abschreibungen und andere Sondereffekte – sind allerdings nur für Bilanz-Freaks ein Ohrenschmaus.
Die Prognose der FSL für 2022 lautet also unter Vorbehalt: ein geringes Plus beim operativen Ergebnis. „Wir werden den Gewinn aber nicht auszahlen, sondern damit einen Teil des Gesellschafterdarlehens tilgen. Der Schuldenstand beläuft sich aktuell auf 1,9 Millionen Euro“, sagt Aufsichtsratschef Vogel.
Dass das Geschäft wieder abhebt, lässt sich an zwei Kennziffern deutlich ablesen. Die Umsatzerlöse steigen nach dem Corona-Tiefpunkt wieder. 2021 lagen sie bei zwei Millionen Euro (2020: 1,3 Millionen), in diesem Jahr rechnet Zotz mit einem weiteren, allerdings nur noch geringen Anstieg. „Insgesamt hat es sich als erfolgreiche Strategie erwiesen, dass wir das Tankgeschäft in die eigenen Hände genommen haben“, sagt der Geschäftsführer. Die Kehrseite: Die Tankstelle muss saniert werden, dafür geht ein sechsstelliger Betrag drauf. Auch an der gestiegenen Zahl der Flugbewegungen lässt sich ablesen, dass der Flugplatz Speyer-Ludwigshafen die Coronakrise hinter sich gelassen hat. 2021 stiegen diese auf 57 000. „Das lag am extremen Boom bei den Privatflügen. 2022 werden wir diese Zahl nicht mehr erreichen, aber das ist nicht so schlimm“, sagt Vogel. Warum denn nicht? „Interessanter für uns ist, dass in diesem Jahr die Zahl der Geschäftsflüge stark gestiegen ist. Damit verdienen wir mehr Geld als mit der Privatfliegerei“, erklärt der Aufsichtsratschef. „Wir sind also auf einem guten Weg“, sagt er und blickt optimistisch in die Zukunft.
Flugplatz in Speyer
- Der Flugplatz Speyer-Ludwigshafen liegt südöstlich des Speyerer Stadtzentrums direkt neben dem Technik-Museum. Die Zahl der Flugbewegungen liegt zwischen 40 000 und 50 000 im Jahr.
- Die Landebahn verläuft von Nord nach Süd und hat eine Länge von 1677 Meter.
- Die Betreibergesellschaft Flugplatz Speyer/Ludwigshafen GmbH (FSL) hat zehn Anteilseigner, die meisten Anteile hält die Flugplatzbeteiligungsgesellschaft FSB mit knapp 41,86 Prozent. Danach folgen die Verkehrsbetriebe Speyer (12,6), der Chemiekonzern BASF (7,94), die Stadt Ludwigshafen (6,3), der Rhein-Pfalz-Kreis (6,3) und weitere Privatfirmen.
Ist diese in Zeiten des Klimawandels wirklich so rosig? „Keine Sorge, auch bei uns spielt das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle“, sagt Vogel und verweist auf die neue Entgeltordnung, die allerdings von den Behörden noch abgesegnet werden muss. Je nach Lärmstufe kostet die Landung mit einem Zwei-Tonnen-Flieger zwischen 21 und 49 Euro. „Unsere Gesellschafter wollen, dass wir nachhaltig werden“, sagt der 52-Jährige. Er glaubt zwar nicht, dass Flugzeuge in Zukunft generell ohne Kerosin fliegen werden, aber synthetische Kraftstoffe als Beimischung (Bio-Fuels) oder Elektroantriebe bei Flugtaxis sind nach seiner Ansicht kommende Trends, genauso wie Wasserstofflösungen. „Bei Elektroautos sind die Ladestationen ja das größte Problem, bei einem Flugplatz lässt sich die Infrastruktur natürlich viel leichter aufbauen“, sagt Vogel.
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Dass Zotz und Vogel die allgemeinen Bedenken gegen die Fliegerei nicht teilen, versteht sich von selbst. Interessant ist aber ihre Lageanalyse. Beide sehen den regionalen Flugplatz in Speyer als eine Art Nische: „Die Lufthansa hat ihre Hauptstrecken wieder voll im Angebot, sie reduziert aber bei den Inlandsflügen. Und auch einige europäische Ziele wie zum Beispiel die slowenische Hauptstadt Ljubljana fliegt die Lufthansa seltener an“, sagt Vogel. Und dass die Bahn immer größere Probleme mit ihrem Streckennetz hat – auch dies ist kein Argument gegen den Standort Speyer. „Wir sehen gerade bei den Geschäftsreisen eine steigende Nachfrage, Vertragsabschlüsse und wichtige Kundengespräche kann man nicht in Online-Konferenzen abwickeln“, sagt Vogel.
GPS-Anflugverfahren zieht sich
Attraktiver soll der Flugplatz für die Piloten durch das geplante GPS-Anflugverfahren werden. Bisher müssen sie auf Sicht fliegen. „Es ist ein dickes Brett“, sagt Zotz und verweist auf das nervige Genehmigungsverfahren. Vogel: „Ich würde mich freuen, wenn Anfang 2024 alles in trockenen Tüchern wäre. Bisher fehlen die detaillierten Vorgaben. Wir müssen zum Beispiel eine neue Wetterstation bauen. Das kostet nicht nur einen hohen fünfstelligen Betrag. Wir brauchen dafür auch Monate.“ Und Handwerker – aber das ist wieder eine andere Geschichte.
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