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So soll das neue Hauptgebäude von SAP aussehen

Der Walldorfer Konzern modernisiert das Hauptgebäude - Anfang nächsten Jahres soll es losgehen. Wie viel Geld SAP reinsteckt und warum sich viele Beschäftigte Gedanken über eine große Kugel machen

Von 
Alexander Jungert
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So soll das neue Gebäude aussehen. © SCOPE Architekten

Walldorf. Das Gebäude in Walldorf trägt einen nüchternen Namen: WDF 01. Hier befindet sich das „Headquarter“, also die Zentrale von SAP, einem der größten Softwarekonzerne der Welt. WDF 01 ist mittlerweile 30 Jahre alt. Zeitgemäß ist das Gebäude nicht mehr.

Schon seit 2019 läuft die vorbereitende Planung, das Hauptquartier in Walldorf zu modernisieren. Nun steht fest: Anfang nächsten Jahres beginnen die Arbeiten. Im September 2026, so denn alles glatt läuft, sollen sie beendet sein. Die Beschäftigten aus WDF 01, inklusive dem Vorstand, kommen auf Zeit in Nachbargebäuden unter. Aktuell ziehen schon Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um.

SAP lässt sich die Modernisierung 219 Millionen Euro kosten. Das Hauptgebäude wird vollkommen anders aussehen, sowohl innen als auch außen. Die geschwungene Fassade der Scope Architekten aus Stuttgart steht für Dynamik, Innovationskraft, Nachhaltigkeit.

Cawa Younosi, Personalchef von SAP Deutschland, erklärt: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen zum Arbeiten nicht mehr in einem grauen Gebäude sitzen. Wenn sie ins Büro kommen, möchten sie ein Erlebnis haben. Einfach den Computer einschalten können sie auch zuhause.“ Erst recht nach den Erfahrungen der Corona-Pandemie. Viele hätten sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren wohl im Homeoffice eingerichtet. Man müsse ihnen Gründe liefern, wieder ins Büro zu kommen.

Räume fürs Kreativsein

Mit dem Umbau will der Softwarekonzern moderne und flexible Arbeitskonzepte noch stärker verwirklichen. Stichwort: New Work. „Die Kollaborationsflächen im Mittelblock werden vervierfacht“ , sagt Heiko Knocke, Head of Global Finance Infrastructure. Er verantwortet bei SAP weltweit die Finanzinfrastruktur und ist zudem Finanzleiter der SAP SE.

Mit Kollaborationsflächen meint Knocke Zimmer für Konferenzen und Workshops sowie Design-Thinking-Räume. Dort sollen kreative Ideen entstehen. Knocke fügt hinzu: „Wenn die Leute ins Büro kommen, wollen sie etwas anderes erleben als einfach nur den ganzen Tag am PC zu sitzen. Wir schaffen mehr Flächen für Austausch und Innovation.“

Beschäftigte tüfteln an Projekten - in einer Café-Nische mit Hockern oder zwanglos auf einer Treppe. Schon heute gibt es Konferenzzimmer mit Schaukeln statt Stühlen. Alles, bloß nicht die altmodische Bürozelle. „Der Neubau steigert die Attraktivität von SAP als Arbeitgeber. Gerade den jungen Talenten ist schon wichtig, wo und wie sie arbeiten. Sie wollen sich wohlfühlen und ein bisschen auch damit angeben können“, erklärt Personalchef Younosi.

Das modernisierte Gebäude soll einen großen Empfangsbereich als Tor zum SAP-Campus erhalten. Ein nachhaltiges Lüftungskonzept ist geplant, WDF 01 hat momentan noch nicht einmal eine Klimaanlage. Auch die Kantine soll erweitert und Neues beim Catering ausprobiert werden, beispielsweise in Zusammenarbeit mit Start-ups.

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Was passiert mit der Kugel?

Aktuell arbeiten im Hauptgebäude rund 2200 Beschäftigte; nach dem Umbau, durch eine effizientere Nutzung der Fläche, sollen es 3300 sein. Das Konzept steht - in den kommenden Wochen und Monaten sollen Beschäftigte in Workshops miteinbezogen werden, wenn es um die Ausgestaltung der Flächen geht.

„Das Vorhaben ist ein Beitrag zur Nachhaltigkeit“, sagt Younosi. „Früher hätten wir vielleicht ganz neu etwas gebaut. Nun richten wir ein Bestandsgebäude her und brauchen keine neuen Flächen.“ Er hebt hervor: Die hohe Investition von 219 Millionen Euro bedeute nicht, dass an anderer Stelle, etwa bei der Belegschaft, gespart werde.

Wer schon einmal im SAP-Hauptgebäude gewesen ist, dem dürfte sich vor allem der Kugelbrunnen am Eingang eingeprägt haben. Was passiert mit der Kugel nach dem Umbau? Das dürfen die Beschäftigten mitentscheiden, im Moment läuft ein Ideenwettbewerb. Ein Mitarbeiter zum Beispiel hat vorgeschlagen, mit der Kugel den Außenbereich der SAP-Kita zu schmücken.

Auch Personalchef Younosi hat sich Gedanken gemacht und schon vor einiger Zeit auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn ein Bild von sich vor dem Brunnen in WDF 01 gepostet. Darunter steht geschrieben: „Wir investieren, trotz Abgesang auf Büros vielerorts, in ein nachhaltiges und mit allem Schnickschnack ausgestattetes Headquarter-Projekt, weil wir davon überzeugt sind, dass wir als soziale Wesen weiterhin Büros als moderne Lagerfeuerstätten ebenso brauchen wie die Flexibilität, auch außerhalb arbeiten zu können!“

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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