Berlin. An synthetischen Kraftstoffen scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite können sie dazu beitragen, die noch lange genutzten Autos mit konventionellen Verbrennungsmotoren klimafreundlich zu fahren. Auf der anderen Seite ist der Energieaufwand für ihre Herstellung viel höher als der für Fahrten mit Elektroautos. Mobilen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Streitthema.
Warum helfen E-Fuels beim Klimaschutz?
Der Autoverkehr setzt noch viel zu viel CO2 frei. Daran wird auch der Einzug der Elektromobilität nur langsam etwas ändern. Denn weltweit sind noch geschätzt eine Milliarde Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren unterwegs, die erst nach und nach durch Elektroautos ersetzt werden können. E-Fuels werden hergestellt, indem mithilfe von Strom aus Wasser und Kohlendioxid ein synthetischer Kraftstoff erzeugt wird. Sie sind in Hinblick auf den Klimaschutz saubere Kraftstoffe. Der benötigte Strom stammt aus erneuerbaren Energien, etwa Wind- oder Sonnenkraft. Der Sprit wird im Motor zwar auch verbrannt. Doch dabei wird nur das CO2 ausgestoßen, das der Luft für die Produktion auch entnommen worden ist. Auf diese Weise sind sie klimaneutral.
Wer kann überhaupt synthetische Kraftstoffe tanken?
Grundsätzlich können alle Verbrennungsmotoren auch mit E-Fuels umgehen. Die synthetischen Kraftstoffe können auch herkömmlichem Benzin oder Diesel beigemischt werden. Sie könnten auch zu einem klimafreundlichen Luftverkehr beitragen. Denn für Flugzeuge kommen rein elektrische Antriebe vorerst nicht infrage, weil das Gewicht der dafür benötigten Batterien zu hoch ist. Auch in der Schifffahrt werden E-Fuels zum Hoffnungsträger, weil damit die schweren Schiffsdieselmotoren klimaneutral angetrieben werden können.
Was steckt denn hinter diesem ständigen Streit?
Auf der einen Seite stehen die Anhänger der reinen Elektromobilität. Sie wollen keine Konkurrenz zwischen beiden Antrieben und Verbrenner möglichst bis 2035 bei Neuzulassungen aus dem Verkehr verbannen. Als Argumente dienen unter anderem der hohe Energiebedarf für die Produktion, außerdem stoßen die Motoren beim Verbrennen weiterhin Schadstoffe wie Stickoxide oder Rußpartikel aus. Die Befürworter der E-Fuels, etwa aus der Automobilindustrie, verweisen auf die hohe Zahl der noch im Verkehr befindlichen Verbrenner und wollen eine technologieoffene Fortentwicklung der Antriebstechnik. Vor allem die FDP setzt sich vehement für die E-Fuels ein. Verkehrsminister Volker Wissing droht mit einem Veto Deutschlands gegen das Verbrenner-Aus ab 2035. Deshalb wurde die für diese Woche geplante Abstimmung im EU-Ministerrat verschoben. Wissing pocht darauf, dass Verbrennungsmotoren, die mit E-Fuels betrieben werden, vom Verbot ausgenommen werden.
Was kosten synthetische Kraftstoffe den Autofahrer?
Heute würden Autofahrer an Zapfsäulen mit E-Fuels wohl kopfschüttelnd vorbeifahren. Für einen Liter des synthetischen Benzins müssten sie fünf bis sechs Euro hinlegen. So teuer ist der Sprit, der aktuell nur in geringen Mengen hergestellt wird und auch deshalb sehr teuer ist. Die Industrie ist jedoch überzeugt, dass E-Fuels bei einer Massenproduktion sehr viel billiger werden könnten. Ein Preis unterhalb der Marke von zwei Euro wird für möglich erachtet. Es wären also beträchtliche Investitionen in die Massenproduktion von synthetischen Kraftstoffen nötig.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft_artikel,-wirtschaft-so-sauber-sind-e-fuels-wirklich-_arid,2057967.html