Berlin. Dürren oder Waldbrände sind oft sichtbare Zeichen für trockene Böden und Wassermangel. Ob in Spanien, Frankreich oder Griechenland: Auch in Europa wird Trinkwasser zunehmend zum knapperen Gut. Weltweit war jeder Vierte in den vergangenen zwölf Monaten schon persönlich von Wasserknappheit betroffen. 51 Prozent erwarten, dass ihnen dies in den nächsten zehn Jahren passiert, wie eine repräsentative Yougov-Umfrage für das Unternehmen Grohe ergeben hat, für die mehr als 7200 Menschen in Europa, Afrika, den USA und Vereinigten Arabischen Emiraten befragt wurden – darunter 1000 in Deutschland.
In Deutschland ist die Trinkwasserversorgung trotz Trockenperioden zwar weitestgehend sicher. Allerdings gehen 46 Prozent der Befragten davon aus, dass auch sie der Wassermangel künftig treffen wird. Die Mehrheit der Deutschen (73 Prozent) befürchtet, dass sich durch Wasserknappheit ihre Wasser- und Lebensmittelkosten schon in den nächsten fünf Jahren erhöhen werden. Weltweit rechnen zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten mit steigenden Kosten.
Die Furcht vor höheren Kosten motiviert schon heute viele zum Sparen. Die gestiegenen Energiepreise nach Beginn des Ukraine-Kriegs haben die Deutschen dazu bewegt, ihren Wasserverbrauch zu senken – insbesondere durch ein verändertes Duschverhalten. Bereits 2022 gaben 51 Prozent der Befragten an, weniger, kürzer oder kälter zu duschen als vor der Energiekrise. In diesem Jahr machen dies laut Umfrage sogar schon 57 Prozent. Zum Vergleich: International haben 65 Prozent der Befragten ihr Duschverhalten geändert.
Im Detail heißt dies: 31 Prozent der Deutschen duschen heute kürzer als vor der Energiekrise – bei Frauen sind es 34 Prozent, unter Männern 28 Prozent. Jeder fünfte Befragte duscht kälter als früher – 22 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen. 28 Prozent der Männer und Frauen duschen seltener. Weitere 15 Prozent wollen ihr Duschverhalten noch ändern, 28 Prozent dagegen nicht.
Jeder Zweite (48 Prozent) hat bereits seine Dusche oder Armaturen mit wasser- und energiesparenden Lösungen nachgerüstet, weitere 19 Prozent haben dies geplant. 74 Prozent aller Befragten würden ihren Wasserverbrauch ändern, wenn es an Wasser mangelt, und 61 Prozent, wenn die Preise für Wasser steigen. 27 Prozent würden sich dagegen auf keinen Fall umstellen wollen.
Das Sparen schlägt sich auch in realen Zahlen nieder: Pro Kopf lag der durchschnittliche Wasserverbrauch 2022 bei 125 Litern am Tag – und war damit um vier Liter geringer als vor der Energiekrise im Jahr 2020, berichtet der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). 1990 lag der Verbrauch noch bei 147 Litern pro Person, seither ist er um 15 Prozent gesunken. In Deutschland liegt die Trinkwasserversorgung in der öffentlichen Hand von Städten und Gemeinden – und wurde im Gegensatz zu Strom und Gas nicht privatisiert. Es gibt rund 5850 Versorger. Die Preise sind je nach Region und Ort unterschiedlich – und in den vergangenen vier Jahren um rund zehn Prozent gestiegen. Im Durchschnitt zahlt jeder Bürger täglich 26 Cent für sein Trinkwasser, so der BDEW. Der größte Kostenfaktor ist die Energie für die Wassererwärmung. So zahlt ein Zweipersonenhaushalt jährlich bis zu 590 Euro – davon etwa 110 Euro für Kaltwasser plus das 2,5- bis 4-fache für Warmwasser, je nachdem, ob es zentral oder per Strom erhitzt wird.
Für Verbraucherschützer gelten Menschen als sparsam, wenn sie zwischen 70 und 100 Liter Wasser pro Tag verbrauchen. Alles über 130 Liter sei dagegen zu viel. Nur vier Prozent des Trinkwassers werden fürs Essen und Trinken genutzt – dafür aber sechs Prozent fürs Geschirrspülen.
Das meiste Wasser wird laut BDEW in deutschen Haushalten für das Händewaschen, Baden, Duschen und die Körperpflege (36 Prozent) verwendet sowie für die Toilettenspülung (27 Prozent). Danach folgen das Wäschewaschen mit zwölf Prozent und der Garten mit sechs Prozent. In diesen Bereichen sehen die Verbraucherschützer auch die größten Einsparmöglichkeiten.
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