Ratgeber

Sind die guten Zeiten für Sparer vorbei?

Am Horizont zeichnet sich die Zinswende ab. So können sich Anlegerinnen und Anleger trotzdem noch gute Konditionen sichern.

Von 
Sabine Rößing
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Wer Erspartes für einen längeren Zeitraum entbehren kann, für den kommt ein Festgeldkonto in Frage. © Arne Immanuel Bänsch/dpa

Frankfurt. Für Sparer war 2023 ein gutes Jahr. Mit den Zinsen ging es stetig bergauf: Zehnmal in Folge hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins seit Sommer 2022 angehoben, um die Inflation zu bekämpfen. Von diesen Zinssteigerungen konnten die Sparer profitieren: Seit Jahresbeginn hätten sich die durchschnittlichen Tagesgeldzinsen bundesweit verfügbarer Angebote in etwa vervierfacht, ermittelte das Vergleichsportal Verivox unlängst. Jetzt zeichnet sich eine Trendwende ab.

EZB und die US-Notenbank Fed stellen Zinssenkungen in Aussicht und die ersten Geschäftsbanken preisen ein sinkendes Zinsniveau in ihre Konditionen ein. Nach einem ununterbrochenen Anstieg bis November seien die durchschnittlichen Festgeldzinsen sind in allen Marktsegmenten in den letzten Wochen bereits leicht gesunken und auch beim Tagesgeld sei der Zinsanstieg zum Stillstand gekommen, bilanziert Verivox.

Damit müssen die guten Zeiten für Sparer aber noch nicht vorbei sein. „Wenn einzelne Institute jetzt ihre Zinsen deutlich senken, dann gewiss nicht wegen des Marktumfeldes, sondern weil es eine geschäftspolitische Entscheidung ist“, kritisiert Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Der Interbankenzinssatz für dreimonatige Ausleihungen (Euribor) liegt seit Oktober nahezu unverändert bei knapp unter vier Prozent. Lediglich die Zinsen für längerfristige Anlagen sind jüngst um gut einen halben Prozentpunkt gesunken“.

Die Zinsofferten der Direktbanken lägen meist deutlich über denen der örtlichen Sparkassen und Banken, betont Nauhauser. Solange das Geld bei einem Institut mit deutscher Einlagensicherung abgesichert und die Einlage auf 100 000 Euro pro Kontoinhaber begrenzt ist, gebe es dort auch keine Abstriche bei der Sicherheit.

Wer etwas Geld erübrigen kann, sollte dieses vor dem Hintergrund sinkender Zinsen längerfristig anlegen, um sich die noch guten Konditionen für eine längere Zeit zu sichern, raten Finanzberater. „Für Sparer, die noch einen Großteil ihrer Ersparnisse in täglich verfügbaren Anlagen geparkt haben, bietet das aktuelle Zinsumfeld eine gute Gelegenheit für die Umschichtung ins Festgeld“, rät auch Verivox. Im langjährigen Vergleich sei das Zinsniveau trotz der jüngsten Rücksetzer noch immer außergewöhnlich hoch. Je länger die Laufzeit, desto höher sind in der Regel die Zinsen. Anders als beim Tagesgeld wird der Zinssatz beim Festgeld über die gesamte Laufzeit garantiert. „Das gibt Ertragssicherheit, bedeutet aber auch, dass Sie Ihr Geld bei steigenden Zinsen nicht in eine besser verzinste Anlage umschichten können“, gibt die Zeitschrift „Finanztest“ zu bedenken.

Dennoch denken viele Verbraucher offenbar bereits um: Nach Angaben der Deutschen Bundesbank verringerten sich täglich fällige Gelder, sogenannte Sichteinlagen, auf in der Regel unverzinsten Girokonten und Tagesgeldbestände allein im dritten Quartal 2023 um 33 Milliarden Euro. Zugleich erhöhten sich die Termineinlagen – also Festgeld – um 44 Milliarden Euro.

Finanzberater warnen davor, sich von Lockangeboten zu risikoreicheren Anlagen verleiten zu lassen: Auch Banken aus wirtschaftsstarken Ländern mit starkem Einlagenschutz zahlten derzeit noch bis zu 4,3 Prozent für Festgelder mit zwei Jahren Laufzeit, ermittelte „Finanztest“.

In der Europäischen Union sind 100 000 Euro pro Anleger und Bank durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. In Deutschland gibt es zusätzliche Sicherungssysteme. Die Stiftung Warentest empfiehlt derzeit nur Banken aus EU-Ländern mit Topbewertungen der drei großen Ratingagenturen Fitch, Moody’s und Standard & Poor’s oder aus Ländern des Europäischen Wirtschafts–raumes (EWR), wenn sie über eigene Sicherungseinrichtungen mindestens 100 000 Euro absichern.

Mögliche Alternativen

Als Alternative kommen für Nauhauser außerdem Geldmarktfonds in Frage oder so genannte Renten- ETF, also börsengehandelte Indexfonds, die aus festverzinslichen Anleihen bestehen. Allerdings seien solche Guthaben nicht über die Einlagensicherung abgesichert. Bei Rentenindexfonds betrügen die laufenden Kosten oft nur ein Fünftel derer von aktiv verwalteten Rentenfonds, welche in der Regel auf Provisionsbasis verkauft werden. Die Indizes setzen sich meist entweder aus Staatsanleihen oder aus Unternehmensanleihen zusammen.

Auch Sparbriefe oder Sparkassenbriefe bieten nach Ansicht der „Finanztest“-Experten eine mögliche Alternative. Sparbriefe werden nicht an der Börse gehandelt, sondern von der Bank verkauft. Wie bei der Festgeldanlage gibt es auch bei Sparbriefen verschiedene Laufzeiten. Sparer müssen Sparbriefe nicht kündigen. Das Kapital werde automatisch fällig und auf das Konto des Anlegers überwiesen.

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