Menschenrechte - Stahlbauer Crist soll nordkoreanische Zwangsarbeiter eingesetzt haben / Bis 2014 an Joint Venture von Bilfinger beteiligt

Schwere Vorwürfe gegen polnische Werft

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Eine polnische Werft soll Arbeiter ausgebeutet haben. (Symbolbild).

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Berlin/Stettin/Mannheim. Das Recherchezentrum Correctiv wirft deutschen Konzernen Geschäftsverbindungen zu polnischen Unternehmen vor, die Zwangsarbeiter aus Nordkorea einsetzen. Darunter ist auch der Mannheimer Bau- und Servicekonzern Bilfinger, der auf Anfrage dieser Zeitung aber Verbindungen zum Einsatz von Zwangsarbeitern von sich weist.

Vor allem in China und Russland

Laut Recherchezentrum Correctiv wurden mehrere dieser Zwangsarbeiter auf der Crist-Werft in Danzig entdeckt. Mit dem Stahlbauer Crist hatte Bilfinger zwischen 2012 und 2014 ein Joint Venture zum Bau von Gründungen für Windparks. Das Werk wurde in Stettin gebaut. Es steht als Bestandteil des Offshore-Geschäfts mittlerweile zum Verkauf.

Crist wird vorgeworfen, über ein Subunternehmen auf seiner Werft in Danzig unter anderem einen nordkoreanischen Zwangsarbeiter eingesetzt zu haben, der 2014 bei seiner Arbeit als Schweißer in Brand geriet und an seinen Verletzungen starb. Das geht nach Angaben von Correctiv aus Dokumenten hervor, die "Vice News" recherchiert und Correctiv zu Verfügung gestellt hat.

Das Recherchezentrum verweist auf einen Bericht des UN-Menschenrechtsrates, nachdem etwa 50 000 Nordkoreaner im Auftrag des Regimes als Zwangsarbeiter ins Ausland geschickt werden, die meisten davon nach Russland und China. Die Arbeitsbedingungen entsprächen der Zwangsarbeit. So müssten die Arbeiter einen Großteil ihres Lohns direkt an das Regime abtreten, um Nordkorea so zu Devisen zu verhelfen.

Entsandt würden nur verheiratete Arbeiter, um deren Angehörigen zu Hause als Druckmittel nutzen zu können. Einige der Zwangsarbeiter würden auch als billige Kräfte auf polnischen Werften wie der Crist-Werft in Stettin eingesetzt. Diese erklärte "Vice News", man halte sich an alle Gesetze in Polen.

Auf die Frage zu den Verbindungen Bilfingers zu Crist erklärte ein Konzernsprecher: "In unserem Gemeinschaftsunternehmen Bilfinger Mars Offshore in Stettin schließen wir den Einsatz von Zwangsarbeitern aus. Bilfinger erwartet grundsätzlich von seinen Geschäftspartnern bei der Zusammenarbeit die Einhaltung von Standards." Der Mannheimer Konzern verpflichte seine Geschäftspartner und deren Nachunternehmer, den UN Global Compact einzuhalten, so der Sprecher.

Zum Verhaltenskodex für Nachunternehmer und Lieferanten zählen nach Angaben des Bilfinger-Sprechers "insbesondere die Bekämpfung von Korruption, verbotenen Absprachen, illegaler Beschäftigung und Schwarzarbeit sowie die Achtung grundlegender Rechte von Mitarbeitern und der Umwelt." Darüber hinaus würden die Lieferanten aufgefordert, die entsprechenden Prinzipien auch bei ihren Lieferanten einzufordern.

An dem Gemeinschaftsunternehmen in Stettin ist Crist seit 2014 nicht mehr beteiligt. Die Anteile von Crist sind nach Bilfinger-Angaben auf den weiteren Gesellschafter Mars, einen polnischen Staatsfonds, übergegangen. Das Joint Venture heiße seitdem Bilfinger Mars Offshore sp.z.o.o., und nicht mehr Bilfinger Crist Offshore sp.z.o.o.

Angaben zum Stand des Verkaufsprozesses für die Division Offshore Systems machte der Bilfinger-Sprecher nicht. Zu laufenden Verhandlungen könnten keine Details genannt werden. correctiv.org/be

Die Autoren sind Redakteure des Recherchezentrums Correctiv. Die Redaktion finanziert sich über Fördermitglieder und Spenden. CORRECTIV gibt seine Recherchen grundsätzlich kostenlos an andere Medien ab, ist unabhängig und nicht-gewinnorientiert.

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