Speyer. Den Kaffee gibt es nur aus der Kanne, denn die Gastronomie ist noch nicht fertig, weil die beauftragte Baufirma derzeit im Hochwasser geplagten Ahrtal zu tun hat. Doch das verdirbt Jürgen Vogel, Aufsichtsratsvorsitzender der Speyerer Flugplatzbetreibergesellschaft FSL, nicht die gute Laune. „Die Weichen für die Zukunft sind gestellt, wir sind einer der wenigen Flugplätze in Deutschland, die ein einigermaßen ausgeglichenes Ergebnis vorweisen können“, freut er sich und stellt gleich klar, wem das die FSL vor allem zu verdanken hat: ihrem Noch-Geschäftsführer Roland Kern.
Endlich keine roten Zahlen
Der Chefpilot hat in seinem letzten Amtsjahr also eine Punktlandung hingelegt und kann zum Jahresende beruhigt in Rente gehen, denn er hinterlässt ja keine verbrannte Erde. Dass Kern Ende 2021 geht, war klar, weil er mit „seinen 69 Jahren jetzt eine Altersgrenze erreicht“, sagt Vogel. Nicht klar war aber, dass es Kern gelingen würde, sein Versprechen von 2012 einzulösen: Er werde erst dann aufhören, wenn das Unternehmen keine roten Zahlen mehr schreiben würde. Viele Jahre sah das wie eine Mission impossible aus. Jetzt also die Landung ohne Ruckeln. Beim Pressegespräch strahlt Kern deshalb bis über beide Ohren. Im operativen Geschäft steuert das Unternehmen in diesem Jahr auf ein Plus von rund 100 000 Euro zu. Das ist bei einem geschätzten Umsatz von 1,88 Millionen Euro ein sehr gutes Ergebnis. Der einzige Wermutstropfen: Das Geld kann die FSL nicht als Gewinn einstreichen, weil sie noch ein Gesellschafterdarlehen abstottern muss. Aber immerhin, die schwarze Null kann Kern niemand mehr wegnehmen. Zum Vergleich 2020 belief sich der Umsatz noch nur auf 1,3 Millionen Euro, das Minus betrug 156 000 Euro.
Es brechen womöglich neue Zeiten an. „Wir wollen in guten Jahren schwarze Zahlen und in schlechten Jahren eine schwarze Null schreiben“, sagt Aufsichtsratschef Vogel zu den Zielen und übertreibt es dann doch ein wenig mit seinen Lobeshymnen auf Kern. „Mit ihm endet ja fast eine Epoche“, preist er Kerns Leistung im Dienste der FSL.
Flugplatz in Speyer
- Der Flugplatz Speyer-Ludwigshafen liegt südöstlich des Speyerer Stadtzentrums direkt neben dem TechnikMuseum. Die Zahl der Flugbewegungen liegt zwischen 40 000 und 50 000 im Jahr.
- Die Landebahn verläuft von Nord nach Süd und hat eine Länge von 1677 Meter.
- Die Betreibergesellschaft Flugplatz Speyer/Ludwigshafen GmbH (FSL) hat zehn Anteilseigner, die meisten Anteile hält die Flugplatzbeteiligungsgesellschaft FSB mit 41,86 Prozent. Danach folgen die Verkehrsbetriebe Speyer (12,6), der Chemiekonzern BASF (7,94), die Stadt Ludwigshafen (6,3), der Rhein-Pfalz-Kreis (6,3) und weitere Privatfirmen. was
Da kann es einem um Rainer Zotz fast schon bange werden. Der 56-jährige BASF-Mann und Prokurist der FSL rückt jetzt auf und muss gleich durchstarten. Dass das funktionieren wird, daran lässt Vogel keine Zweifel. „Rainer Zotz ist unsere absolute Wunschlösung als Nachfolge eines Tausendsassas“, sagt Vogel, der die Stellenbeschreibung gleich mitliefert: „Sie brauchen für diesen Job jemand, der etwas vom Fliegen versteht und mit der Politik reden kann. Und das alles wie schon bei Roland Kern mit einer halben Stelle.“ Dass Zotz vom Ludwigshafener Chemiekonzern für seine Tätigkeit in Speyer freigestellt wird, aber weiter bei der BASF arbeitet, stellt für Vogel keinen Interessenkonflikt dar: Die BASF sei ja auch Anteilseigner.
Weil der neue Chef Zotz zwar seit Jahrzehnten den Flugplatz kennt, aber anders als Kern kein ausgebildeter Pilot ist, rückt mit dem erst 24-jährigen Yannis Graf ein junger Mann mit Praxiserfahrung in der Hierarchie auf. Der Hauptflugleiter der FSL soll neben seiner Tätigkeit nach und nach auch Aufgaben in der Geschäftsleitung übernehmen. Und wer weiß, vielleicht übernimmt er einmal den ganzen Laden, was Vogel nicht ausschließen will.
Unter Kerns Ägide hat sich der Flugplatz nach Vogels Ansicht ständig verbessert. Es wurden neue Kunden gewonnen, mit dem Verkauf von Flugbenzin neue Finanzquellen erschlossen. Auch Leihfahrräder gibt es am Flugplatz. Mehr Kundenfreundlichkeit, heißt die Devise. „Die Leute landen hier gerne“, sagt Vogel. Er sieht es als Ideallösung, dass es bei den Gesellschaftern eine „gesunde Mischung“ aus privaten und kommunalen Anteilseignern gibt. „Das hat uns davor bewahrt, allzu verrückte Dinge zu machen.“
Keine Fusion mit Mannheim
Gar nicht verrückt sind die Pläne der FSL bezüglich des neuen GPS-gesteuerten Instrumenten-Anflugverfahren, das die Attraktivität des Flugplatzes erhöhen soll. Außerdem bezuschusst der Bund diese Maßnahme. „Wir sind der erste Flugplatz, der das machen will , wir brauchen dann auch keine Lotsen wie die Kollegen in Mannheim“, sagt Kern. City Airport Mannheim? Wie sieht es mit den Fusionsplänen aus. Kern: „Das ist kein Thema, auch wenn immer mal wieder darüber geredet wird. Die Mannheimer haben die Linienflüge, wir die längere Landebahn und Worms als dritter regionale Flugplatz hat als Alleinstellungsmerkmal die Flugschulen. Bei diesem Dreiklang sollte es bleiben.“
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