Software

SAP wehrt sich gegen Datendiebstahl-Vorwürfe

Von 
Alexander Jungert
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Blick auf den Stammsitz von SAP in Walldorf. © dpa

Walldorf. „Das wertvollste Unternehmen des Landes hat sich auf Kosten von Wettbewerbern an die Weltspitze getrickst, womöglich mit unsauberen Mitteln.“ Das werfen das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ und das ARD-Magazin „Fakt“ dem Walldorfer Softwarekonzern SAP vor. Die Vorgänge reichen zurück bis in die 1990er Jahre, die Recherchen stützen sich auf ein Gutachten von 2010.

Hintergrund ist unter anderem der damalige Rechtsstreit mit Oracle. Der US-Erzrivale hatte SAP 2007 verklagt, weil die Walldorfer durch die Übernahme des Softwaredienstleisters TomorrowNow an urheberrechtlich geschützte Daten von Oracle-Servern herangekommen waren. Später musste SAP in einem Vergleich 357 Millionen Dollar Schadenersatz an Oracle zahlen.

Auch aktuell läuft eine juristische Auseinandersetzung, und zwar in Kalifornien. Kläger ist Teradata. Das relativ kleine Softwarehaus beschuldigt SAP unter anderem des Diebstahls von geistigem Eigentum und der Ausnutzung von Marktmacht. Nach den Recherchen des „Spiegel“ und „Fakt“ besonders brisant: Mit dem Diebstahl gleich mehrerer Patente soll SAP ausgerechnet die hauseigene Datenbank-Technologie Hana entscheidend vorangetrieben haben.

"Sachliche Ungenauigkeiten"

Vor ein paar Tagen hat SAP vor einem kalifornischen Gericht einen ersten Etappensieg errungen. Das Gericht befand, dass SAP vertraglich sehr wohl Teradatas Wissen nutzen durfte. Teradata fordert laut „Spiegel“ und „Fakt“ in einer weiteren Klage Schadenersatz von dem Walldorfer Konzern.

SAP wehrt sich. „Der ’Spiegel’-Artikel enthält zahlreiche sachliche Ungenauigkeiten, die die übergreifenden Schlussfolgerungen der Autoren grundlegend in Frage stellen“, erklärt ein Sprecher. Er verweist auf den jüngsten Etappensieg. „Das Gericht kommt zum Schluss, dass sich SAP nicht die von Teradata geltend gemachten technischen Geschäftsgeheimnisse widerrechtlich angeeignet hat. Zudem konnte Teradata nicht beweisen, dass SAP gegen US-Kartellgesetze verstoßen habe.“

Auch im Fall TomorrowNow habe es vor rund zehn Jahren eine einvernehmliche und endgültige Einigung mit Oracle gegeben. „Wir möchten betonen: SAP legt beim Thema Unternehmensintegrität die höchsten Standards an. Der Schutz von geistigem Eigentum gehört zu den Grundfesten der IT-Industrie und bildet das Fundament für alle unsere Lösungen.“

„Spiegel“ und „Fakt“ berichten zudem von einer „dubiosen Kooperation“ zwischen SAP und der Universität Mannheim ab 1997. Demnach soll es bei der Zusammenarbeit offiziell darum gegangen sein, Konkurrenzsoftware durch ein unabhängiges Institut – in diesem Fall die Forschungsgruppe Wirtschaftsinformatik der Universität – untersuchen zu lassen. Tatsächlich aber hätten Mitarbeiter von SAP „unter dem Deckmantel der Kooperation die Konkurrenz ausspioniert“.

Die Universität Mannheim erklärt, dass der Softwarekonzern die Forschungsstelle mit Geldern unterstützt habe. Eine Sprecherin hält gleichzeitig fest, dass die Vorgänge teilweise mehr als 20 Jahre zurückliegen. Ihren Angaben nach sind keine damaligen Mitarbeiter des Instituts mehr an der Universität beschäftigt. Das Institut ist mittlerweile aufgelöst, die Zusammenarbeit mit SAP habe 2009 geendet. Akten müssten nicht so lange aufbewahrt werden. „Ungeachtet der nach so langer Zeit schwierigen Aktenlage bemüht sich die Universität um vollständige Aufklärung des im ’Spiegel’ dargestellten Geschehens“, teilt die Sprecherin weiter mit.

Redaktion Alexander Jungert, 1980 in Bruchsal geboren, hat beim "Mannheimer Morgen" volontiert und ist seit 2010 Wirtschaftsredakteur. Während des Studiums arbeitete er unter anderem für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und den "Tagesspiegel" in Berlin. Schreibt am liebsten darüber, was regionale Unternehmen und deren Mitarbeiter umtreibt.