Berlin. Deutschland-Urlaub boomt. Die Zahl der Übernachtungen von in- und ausländischen Gästen zwischen Flensburg und Oberstdorf war 2015 mit 436,4 Millionen so hoch wie nie zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Dies war der sechste Übernachtungsrekord in Folge. Die Zahl der Gäste stieg um drei Prozent, wobei die Übernachtungen von Ausländern überdurchschnittlich zulegten. Der Aufwärtstrend dürfte sich dem Deutschen Tourismusverband (DTV) zufolge fortsetzen. "Die Vorzeichen für 2016 stehen gut", sagte DTV-Präsident Reinhard Meyer. "Die Urlaubslust der Deutschen ist unverändert hoch, die meisten Deutschen wollen ihre Ferien wieder im eigenen Land verbringen."
Für Impulse könnten auch Krisenherde weltweit und wachsende Sicherheitsrisiken sorgen. So vermeldet der Tourismus-Riese TUI im Türkei-Geschäft einen Einbruch bei den Sommerbuchungen um 40 Prozent. Falls sich dieser Trend bestätigt, wird sich die Zahl der Türkei-Urlauber nach Konzernangaben im Sommer auf eine Million halbieren. Bei einem Selbstmordanschlag in Istanbul waren vor vier Wochen zehn Deutsche ums Leben gekommen. Im Herbst war ein in Ägypten gestarteter russischer Charter-Jet nach einem mutmaßlich von der Islamistengruppe IS verübten Bombenanschlag abgestürzt.
Die Zahl der Übernachtungen in Deutschland hat sich seit der Wiedervereinigung bundesweit mehr als verdoppelt, der Städte-Tourismus brummt, vor allem in Berlin. Die guten Zahlen zeigen nach Worten der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke, dass Deutschland den Reisenden viel zu bieten habe - "auch jenseits der bekannten Touristenpfade". Die Bundesrepublik habe als Tagungs- und Kongressstandort die Nase vorn, ergänzte der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga).
Das Gastgewerbe hat 2015 wohl den höchsten Umsatzanstieg seit mindestens 20 Jahren geschafft. Die Zahl der Übernachtungen von Ausländern legte im Vorjahr um fünf Prozent auf 79,7 Millionen zu, die der Gäste aus dem Inland um zwei Prozent auf 356,7 Millionen.
Plus bei Gästen aus China
Rund jede siebte Übernachtung ausländischer Touristen entfiel bis einschließlich November auf Niederländer. Dahinter folgen die Schweiz vor den USA und Großbritannien. Immer beliebter wird Deutschland als Reiseland für Asiaten. Hier kletterte die Übernachtungszahl in den ersten elf Monaten um 15 Prozent. Allein bei Gästen aus China gab es ein Plus von 26 Prozent. Die Zahl der Gäste aus Russland hingegen brach um 30 Prozent ein. Dies hängt zusammen mit den Sanktionen wegen der Ukraine-Krise und mit Russlands Rezession in Folge des niedrigen Ölpreises.
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