Berlin. Viel läuft bei der Deutschen Bahn nicht gerade rund. Doch es gibt eine Ausnahme. Im Regionalverkehr erwirtschaftet der Konzern wieder deutliche Gewinne. 108 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern blieben im vergangenen Jahr in der Kasse hängen. Die Nachricht überraschte, denn 2023 verzeichneten Busse und Bahnen im Nahverkehr noch einen Verlust von 22 Millionen Euro. Evelyn Palla, Chefin von DB Regio, gibt sich damit noch nicht zufrieden. „Wir wollen einen deutlichen Schnaps oben drauflegen“, sagt die Vorständin.
Palla hat die Sparte umgekrempelt. Die Verantwortung für die Leistung der einzelnen Verkehrsgesellschaften wurden von der Frankfurter Regio-Zentrale auf die einzelnen Regionen übertragen. Diese müssen für ausreichend Personal und verfügbare Züge gerade stehen. Zudem wurden die Verwaltung abgespeckt. „Wir wollen in eine Leistungskultur kommen“, erläutert Palla. Angesichts des Wettbewerbs um Nahverkehrsaufträge sei dies notwendig.
Zwischenzeitlich gingen Nahverkehrsverträge verloren
Mit einem Marktanteil von 60 Prozent ist die Bahn immer noch der bei weitem größte Anbieter in diesem Segment. Zwischenzeitlich gingen dem Unternehmen Nahverkehrsverträge verloren. Inzwischen hat sich der Entwicklung stabilisiert. Gerade erst hat DB Regio eine Ausschreibung in Baden-Württemberg gewonnen. Auch in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Bayern gab es den Zuschlag. Auch bei der Berliner S-Bahn will das Unternehmen wieder zum Zuge kommen. Dort läuft die Ausschreibung an.
Auf der anderen Seite kämpft die Sparte mit demselben Problem wie der Fern- und der Güterverkehr. Züge fallen aus, weil die Infrastruktur marode ist. Dennoch kommen immer noch 90 Prozent der Regionalzüge pünktlich ans Ziel. Im Fernverkehr waren es im vergangenen Jahr nur 62,5 Prozent. Zumindest im eigenen Bereich soll die Pünktlichkeit noch erhöht werden. Zuletzt fielen zwei Prozent der Züge aus, weil es entweder an Personal oder an Fahrzeugen mangelte. In diesem Jahr soll der Wert auf ein Prozent sinken. Dafür wurden 2024 auch über 6.000 Leute neu eingestellt.
Für Zugausfälle werden Strafen fällig
Das Geschäftsmodell im Nahverkehr sichert den Unternehmen berechenbare und stabile Einnahmen. Die Bahnen fahren im Auftrag und erhalten dafür fest vereinbarte Beträge. Für Zugausfälle werden Strafen fällig, die den Ertrag schmälern. Das Deutschland-Ticket geht Palla zufolge auch nicht zu Lasten der Bahn. Einbußen werden von Bund und Ländern ausgeglichen, zumindest noch in diesem Jahr. Wie es mit dem D-Ticket weitergeht, ist noch offen. Dem bisherigen Verhandlungsstand der angehenden Koalitionäre nach bleibt es dauerhaft erhalten, wird aber teurer.
Auf lange Sicht soll es weitere Verbesserungen im Nahverkehr selbst geben. So testet die Bahn im Rhein-Main-Gebiet autonomes Fahren. Das Projekt KIRA, das für den „KI-basierten Regelbetrieb autonomer On-Demand-Verkehre“ steht, geht in die nächste Stufe. Mit einer kleinen, geschlossenen Kundengruppe wird der Einsatz in der Alltagsmobilität erprobt. Die sechs Fahrzeuge sind für den Level 4 zugelassen, können also ohne Fahrer unterwegs sein. Aus Sicherheitsgründen ist dennoch ein Fahrer dabei.
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