Betrug - Verdacht auf Marktmanipulation gegen Mannheimer Unternehmen / Zwei Haftbefehle aufgehoben

Rätsel um Anlagen von 26 Millionen Euro

Von 
Hans-Dieter Füser
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Die IMC Vermögensverwaltung hat in diesem Haus in der Mannheimer Augustaanlage ihren Sitz. Nach eigenen Angaben beschäftigt sie rund 30 Mitarbeiter.

© TRÖSTER

Mannheim/Bonn. Die Performance IMC Vermögensverwaltung AG mit Sitz in Mannheim betreibt derzeit Schadensbegrenzung. Hintergrund ist ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft wegen Verdachts der Marktmanipulation, der Untreue und des Betrugs. Unter den insgesamt elf Beschuldigten sind auch zwei ehemalige Vorstände der IMC (wir berichteten). Die Haftbefehle gegen zwei der Verdächtigen sind nach Angaben der Anklagebehörde von gestern inzwischen aufgehoben.

Der amtierende IMC-Vorstand Muhyddin Suleiman, der seit Juni 2015 dem Unternehmen in der Augustaanlage angehört, ist von dem Verfahren nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht betroffen. Er bestätigte dieser Zeitung die Ermittlungen, legte jedoch Wert auf die Feststellung, dass nicht alle Beschuldigten Mitarbeiter des Unternehmens seien.

Ermittelt werde wegen Verstößen "im Zusammenhang mit der Begebung von vermeintlich substanzlosen Anleihen und dem damit verbundenen Verdacht einer persönlichen Vorteilsnahme durch einen Teil der beschuldigten Personen", so Suleimann.

Kern des Verfahrens ist laut Staatsanwaltschaft der Verdacht, dass die elf Beschuldigten "seit 2009 ein Firmengeflecht genutzt" haben, um Anleihen auszugeben und diese "zwischen Kapitalanlegern sowie kapitalanlegenden Fonds in abgesprochenen Geschäften an der Börse" zu handeln.

Zum Teil sei das Anleihevolumen bereits "vollständig oder nahezu komplett" durch die Emittenten zurückgezahlt worden, sagte Suleiman. Das gesamte Anlagevolumen der noch ausstehenden Anleihen, die aktuell Gegenstand der Ermittlungen seien, beträgt nach seinen Angaben rund 26 Millionen Euro und "entspricht damit nur einem geringen Bruchteil des verwalteten Kundenvermögens". Dies hatte auch die Staatsanwaltschaft so kommuniziert, ohne jedoch die genaue Summe zu nennen.

Für die Anleihen, deren Wert aktuell geprüft werde, so Suleiman, könnten derzeit keine Kurse festgestellt werden. Seinen Angaben zufolge betreffe dies die Saphir-Fonds A, B und C sowie die Diversified Strategic Asset Allocation Saphir 1 und 2 Fonds. Presseberichte, die von "verschwundenen Geldern" ausgingen, seien nicht korrekt. Dem Branchendienst "Prüfinstanz" sagte Suleiman darüber hinaus, dass bisher kein Anleger der genannten Fonds "einen nachweislichen Schaden erlitten" habe. Ferner sicherte er zu, die Ermittlungsbehörden bei der Aufklärung der Sachverhalte uneingeschränkt zu unterstützen. Das Unternehmen sei voll handlungsfähig. Der Geschäftsbetrieb und die Zahlungsfähigkeit seien sichergestellt.

Ausgangspunkt BaFin

Die Ermittlungen hatten mehrere Anzeigen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ins Rollen gebracht. Die Behörde wollte sich aber gestern vor dem Hintergrund der staatsanwaltlichen Ermittlungen nicht zum Inhalt dieser Anzeigen äußern, wie eine Sprecherin dieser Zeitung sagte.

Laut Staatsanwaltschaft wertet derzeit das baden-württembergische Landeskriminalamt das umfangreiche Beweismaterial aus, das "in einer bundesweiten Durchsuchung" sichergestellt worden war. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. Nähere Angaben dazu wollte die Anklagebehörde gestern nicht machen. Offen ist auch noch die Frage, warum die Betrügereien seit 2009 weder extern noch intern aufgefallen waren.

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