Gastronomie - Ex-Auto-Manager Wendelin Wiedeking eröffnet eigenes Restaurant in Ludwigshafen / Konkurrenz zeigt sich gelassen

Pasta statt Porsche

Von 
Alexander Jungert
Lesedauer: 

Hereinspaziert! Wendelin Wiedeking bittet in Ludwigshafen zu Tisch in das "Tialini".

© tröster

ludwigshafen. Wer im Wörterbuch nach "tialini" sucht, findet: nichts. Der Name ist erfunden. Aber er klingt italienisch. Der Besucher soll sich an ihn erinnern, wenn er das Restaurant an der Ludwigshafener Rhein-Galerie verlässt. Er soll an das italienische Lebensgefühl denken, an die Pizza Prosciutto, an die Maccheroni ai quattro formaggi. Wie sich die Konjunktur auch entwickle, "gegessen wird immer", sagt Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Ihm als alleinigem Gesellschafter gehört das neue Lokal, das er gestern offiziell eröffnet hat. "So gut wie jeder Deutsche mag die italienische Küche."

Für Wiedeking, mit einem Jahresgehalt von mehr als 70 Millionen Euro einst einer der bestbezahlten Manager der Welt, dreht sich im operativen Geschäft nichts mehr um schnelle Luxusautos und heulende Motoren. Mehr als dreieinhalb Jahre lang ist er nicht mehr Vorstandsvorsitzender von Porsche. Seither ist es ruhig um ihn geworden, zumindest nach außen. Denn die Hände in den Schoß gelegt hat der 60-Jährige nicht. Er ist zu einem vielfachen Unternehmer geworden.

Ihm gehören ganz oder teilweise unterschiedlichste Firmen in Deutschland: ein Versicherungsmakler, eine Schuhmanufaktur, zwei Dienstleister für Kommunikation, mehrere Reiseportale im Internet. Wiedeking sitzt drei Stiftungen vor, die er mit mehr als 30 Millionen Euro ausgestattet hat. Es mache ihm Spaß, sich für so viele Dinge zu engagieren. Nur die Autobranche, die scheint sich vorerst für ihn erledigt zu haben. Fast 20 Jahre als Chef von Porsche solle man "in sich ruhen lassen", sagt Wiedeking.

Eine Million Euro investiert

Stattdessen jetzt System-Gastronomie auf Italienisch. Mit Zutaten direkt aus dem Süden, verbunden mit modern-rustikaler Atmosphäre. Die Autobranche schimmert nur noch bei Wiedekings Sprachwahl durch: Auf den ersten "Prototypen" in Ludwigshafen sollen dieses Jahr noch zwei bis drei weitere Restaurants folgen, sagt er. Mittelfristig sollen es bis zu 20 sein. Als mögliche Standorte gelten etwa Stuttgart und Zürich. Spruchreif ist noch nichts. Hinter "Tialini" stecken laut Wiedeking bisher zwei Jahre an Vorbereitungen und rund eine Million Euro an Investitionen. In Ludwigshafen habe man eine Immobilie an einem attraktiven Standort gefunden. Zwei Geschäftsführer leiten das Restaurant.

Ursprünglich sollte die Kette "Vialino" heißen. Das aber erinnerte zu sehr an "Vapiano". Der Konkurrent - die einzige Niederlassung in der Region befindet sich am Mannheimer Wasserturm - reagiert selbstbewusst auf den neuen Anbieter. "Mit Eröffnung des 'Tialini' wird der Erfolg unseres Konzepts bestätigt", sagt eine Sprecherin von "Vapiano". Sie meint Frische und Qualität. "Demnach machen wir uns keine Sorgen, sondern können den Wettbewerb sportlich nehmen." Nach eigenen Angaben plant "Vapiano", von momentan über 120 Filialen auf rund 250 im Jahr 2015 zu wachsen. Wiedeking freut sich auf den Konkurrenzkampf. "Wir glauben, dass unser Konzept das bessere ist. Wir bedienen am Tisch." Bei "Vapiano" holen Kunden an der Theke ihr Essen ab.

Behindert von den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, die gerade gegen ihn laufen, fühlt sich Wiedeking nicht. Er gehe davon aus, dass die Anklage nicht zugelassen werde, bekräftigt er. Der frühere Porsche-Chef soll bei dem später gescheiterten Versuch, Volkswagen zu übernehmen, Aktienkurse manipuliert haben.

Wendelin Wiedeking

  • Wendelin Wiedeking wurde am 28. August 1952 in Ahlen (Westfalen) geboren und ist promovierter Ingenieur.
  • Von 1993 bis 2009 war er Vorsitzender des Porsche-Vorstandes, zuvor schon dessen Mitglied und Referent. Als Chef machte er den Konzern innerhalb weniger Jahre zum profitabelsten Autobauer der Welt.
  • Wiedeking ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt in Bietigheim-Bissingen bei Stuttgart. jung

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen