Datenschutz - Verbraucherschützer weisen auf Hindernisse bei Internet-Diensten hin / Einfachere Gestaltung gefordert

Online-Profile nur schwer zu löschen

Von 
Justin Pietsch
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Facebook sammelt viele Nutzerdaten. Das Löschen ist aber schwierig.

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Mannheim. Eines Tages wollte Max Schrems es wissen. Er schrieb an das soziale Netzwerk Facebook und bat darum, sämtliche über ihn gespeicherte Daten zu bekommen. Facebook schickte ihm: mehr als 1000 eng bedruckte Seiten. Seither streitet der österreichische Jura-Student mit dem Konzern darum, die Kontrolle über seine Daten zu bekommen. Wie schwierig es ist, die Kontrolle auch bei anderen Online-Diensten im Internet zu behalten, das zeigt eine neue Untersuchung des Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Dabei geht es, vereinfacht gesagt, um die Frage: Wie kann ich Anbieter zwingen, mich und meine Daten zu vergessen? Die ernüchternde Antwort: mit viel Geduld - wenn überhaupt.

Die Verbraucherschützer untersuchten Webmail-Dienste, außerdem Online-Shops, Foren und Soziale Netzwerke darauf, wie leicht sich Online-Profile löschen lassen. Das Ergebnis: Nur acht von 19 untersuchten Anbietern bieten die Löschfunktion dort an, wo Nutzer sie erwarten - in den Kontoeinstellungen oder Profilinformationen. Bei sieben Anbietern müssen Nutzer erst die Hilfe durchsuchen, um zu erfahren, was sie zum Entfernen ihres Profils unternehmen müssen, und vier der getesteten Dienstleister sehen ein Löschen überhaupt nicht vor. Seit dem letzten Test 2011 hätten sich kaum Verbesserungen ergeben, teilen die Verbraucherschützer mit.

Ein Benutzerkonto lässt sich in der Regel mit wenigen Klicks anlegen, bei Facebook, bei Outlook, bei Yahoo oder Xing. Doch die Entfernung des Profils ist ungleich schwieriger. "Das Löschen muss so einfach wie das Anmelden sein", fordert daher vzbv-Vorstand Gerd Billen.

Doch Löschen ist nicht gleich Löschen: Bei drei Anbietern ließen sich Profile wieder nutzen, die bei dem Test vor zwei Jahren vermeintlich endgültig entfernt worden waren. "Die Betreiber hatten die Konten offensichtlich nie wirklich entfernt, sondern lediglich deaktiviert", schreiben die Verbraucherschützer. "Wer sich einmal angemeldet hat, kann also nie sicher sein, dass die Unternehmen die persönlichen Daten jemals wieder löschen." Darum sei ein Recht auf Löschung notwendig; die EU arbeite derzeit an einem entsprechenden Gesetz. Die Verbraucherschützer fordern, der Löschanspruch müsse auch bei Unternehmen durchgesetzt werden, an die Daten weitergegeben wurden.

"Daten sind alle noch vorhanden"

Im Alltag ist Vergesslichkeit ein Ärgernis, doch in der virtuellen Welt wünscht sich so mancher mehr davon. Denn endgültig gelöscht würden Daten im Internet annähernd nie, sagt Peter Diekmann, stellvertretender Landesbeauftragter für den Datenschutz Baden-Württemberg. Auch ein Klick auf einen "Entfernen"-Button würde das nicht lösen. Beispiel Facebook: "Die Daten sind alle noch vorhanden, Sie können aber nicht mehr darauf zugreifen", erklärt er. "Löschen ist in meinen Augen zunächst nur ein Verhindern des Wiederzugreifens." Oftmals würden Anbieter auch Daten auf Servern im Ausland ablegen, die nicht deutschen Schutzbestimmungen unterlägen.

Diekmann rät darum generell zu Zurückhaltung im Internet. Verbraucher sollten sich stets fragen: Was gebe ich von mir preis, was könnte mir Probleme bereiten? Auch besonders persönliche oder kritische Informationen sollte man besser nicht per E-Mail verschicken, und wenn, dann nur verschlüsselt. Diekmann mahnt: "Der Einzelne ist mit Sicherheit auch sein bester Datenschützer."

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