Mannheim. Sonne, Urlaub, Billig-Flug: Zum Sommer locken allerlei Anbieter mit Preisen für unter 100 Euro in die Ferne. Doch die vermeintlichen Schnäppchen können schnell zum teuren Spaß werden, denn beim Ticketkauf - und auch danach - lauern teilweise hohe Gebühren. "Generell muss man bei Billig-Anbietern darauf achten: Was kommen da für Zusatzkosten auf mich zu?", sagt die Juristin Dunja Richter von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Der Marktführer Ryanair, der regelmäßig mit neuen Gebühren in den Schlagzeilen ist, ist in der Nähe der Region besonders stark vertreten: Flieger starten von den Flughäfen Karlsruhe Baden und Frankfurt-Hahn. Folgend die wichtigsten Punkte beim Ticket-Kauf.
Reiseversicherung: Bei der Online-Buchung heißt es: Augen auf. Denn wer nicht genau hinschaut und einen unbedarften Klick macht, der hat schnell eine Reiseversicherung mit abgeschlossen. Bei Ryanair beispielsweise muss man bei der Flugbuchung in einem Menü "Unversichert Reisen" auswählen, wenn man keine Versicherung für 15,50 Euro haben möchte. Damit allerdings, wirbt Ryanair, könne man "18 000 Euro oder mehr sparen". Bei der weiteren Buchung poppt zudem ein Fenster auf, das mit knalligen Farben für die Versicherung wirbt. Bei der irischen Airline war bis zuletzt niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Auch spezielle Buchungsportale für Flüge im Internet versuchen immer wieder, dem Nutzer eine Reiseversicherung mitzuverkaufen. "Da war dem Erfindungsreichtum in den letzten Jahren keine Grenze gesetzt", sagt Verbraucherschützerin Richter.
Check-in: Bei Billigflügen ist mittlerweile das Online-Check-in üblich. Das heißt: Der Kunde muss im Internet einchecken und sich die Bordkarte dort ausdrucken. Wer ohne ausgedruckte Bordkarte am Flughafen erscheint, muss deutlich mehr zahlen: Ryanair verlangt 70 Euro für die Neuausstellung der Bordkarte.
Gepäck: Extra-Gepäck kostet Extra-Gebühren - so die Faustregel. Handgepäck bis zu einer bestimmten Gewichtsgrenze - bei Ryanair zehn Kilo - ist zwar kostenlos. Doch ein bis zu 15 Kilogramm schwerer Koffer schlägt bei Ryanair in der Nebensaison mit 15 Euro pro Flug zu Buche, in der Hauptsaison mit 25 Euro - wenn man online bucht. Sonst ist es deutlich teurer: Am Flughafen liegen die Gebühren teils viermal so hoch. Ist der Koffer schwerer, drohen weitere Zuschläge.
Weitere Extra-Gebühren: Essen und Getränke, schneller einsteigen, Sitzplatzwahl: Solche Extra-Services lassen sich die Airlines zusätzlich bezahlen. Ryanair-Kunden legen für das sogenannte "Priority Boarding" sieben Euro hin, eine Sitzplatzreservierung ist online für zehn Euro zu haben.
Und dann sind da noch die unerwarteten Ausgaben, die an manchem Zielort warten. "Man sollte auch die Kosten wie beispielsweise für Bahn oder Taxi einrechnen, um vom Flughafen in die Stadt zu kommen", sagt Verbraucherschützerin Richter. Denn oft seien die Flughäfen, die Billig-Linien ansteuern, abseits der Stadt gelegen. Wo sich der jeweilige Flughafen befindet, verrät in der Regel ein Blick ins Internet. Beispiel Frankfurt-Hahn: Frankfurt steckt hier tatsächlich nur im Namen. Denn der Flughafen im Hunsrück liegt mehr als 100 Kilometer von der Main-Metropole entfernt.
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