Verkehr - In der kommenden Woche dünnt die Bahn ihr "City Night Line"-Angebot weiter aus - mit Folgen auch für Mannheim

Nachtzüge auf Abstellgleis

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Matthias Kros
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Die Nachtzüge nach Paris werden Mitte Dezember eingestellt.

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Berlin/Mannheim. Am kommenden Freitag kurz nach Mitternacht wird der letzte Nachtzug nach Paris in Mannheim erwartet. Auf dem Weg von Berlin und Hamburg macht der "City Night Line" der Deutschen Bahn in der Quadratestadt allerdings nur für umfangreiche Rangierarbeiten halt. Einzelne Wagen nach Zürich werden abgehängt, neue Wagen aus München beigestellt. Kurz vor halb zehn kommt der Zug dann in der französischen Hauptstadt an, nur etwa 20 Minuten vor dem ersten regulären ICE, der um 6.40 Uhr in Mannheim startet.

Konkurrenz durch Billigflieger

"Wir bieten mittlerweile tagsüber so viele Hochgeschwindigkeitsverbindungen, dass sich Nachtzug-Angebote oft nicht mehr rechnen", sagte Ulrich Homburg, Vorstand Personenverkehr der Bahn, am Donnerstag. Hinzu komme die Konkurrenz durch die Billigflieger, die zusehends frühe Verbindungen anböten, um schon am frühen Morgen in Metropolen wie Berlin oder Paris zu sein.

Die Bahn hatte deshalb schon Ende September bekanntgegeben, zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember ihre nächtlichen Verbindungen nach Paris, Amsterdam und Kopenhagen aufzugeben. Zudem endet der Nachtzug von Warschau nach Amsterdam künftig schon in Köln. Das Ende der Fahrten in die dänische Hauptstadt wurde dann - heimlich, still und leise - sogar schon auf Anfang November vorgezogen. Eine der betroffenen Verbindungen (Basel-Kopenhagen) lief bis Ende Oktober auch über Mannheim.

Das Nachtzug-Angebot der Deutschen Bahn sei "hochdefizitär", sagte Vorstand Homburg zur Begründung. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei in der bisherigen Struktur nicht mehr möglich. Viele Fahrzeuge erreichten in der nächsten Zeit ihre maximale Lebensdauer, Neuinvestitionen ließen sich aus dem Geschäft heraus aber nicht erwirtschaften. Nach Angaben einer Sprecherin hat der Konzern allein auf den drei Verbindungen, die jetzt eingestellt werden sollen, im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 48 Millionen Euro einen Verlust von 12 Millionen Euro eingefahren. Homburg betonte aber, dass es Ziel sei, das Nachtzug-Geschäft wieder zukunftsfähig zu machen, eine komplette Abschaffung stehe nicht zur Debatte. "Nachtzüge sind nach wie vor bei vielen Kunden beliebt, deshalb wollen wir sie, so weit es geht, erhalten."

Ende des kommenden Jahres soll ein Konzept stehen, wie es mit "City Night Line" weitergehen kann. Bis dahin würden auch die beiden letzten noch verbliebenen Linien bestehen bleiben, die Mannheim bedienen, versicherte gestern ein Sprecher in Stuttgart. Im Einzelnen sind das die Verbindungen Zürich-Berlin und Zürich-Prag.

Schon in den vergangenen Jahren hatte die Bahn zahlreiche "City Night Line"-Angebote gestrichen, zumeist sorgte das aber für wenig Aufsehen. 2009 fielen beispielsweise die Verbindungen Straßburg-Budapest und Amsterdam-Mailand weg, die beide über Mannheim führten.

Angesichts der jüngsten Streichpläne regt sich nun aber erstmals wahrnehmbarer Protest. Neben verschiedenen Online-Petitionen und Protestbriefen demonstrierten die Beschäftigten der Bahntochter European Railservice GmbH zum Beispiel bereits mehrfach vor der Konzernzentrale in Berlin. Sie werfen der Bahn vor, die Nachtzüge mit falschen Zahlen "kaputtzurechnen". Die Auslastung der Züge sei besser als angegeben. Auch der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert, dass die Bahn im Nachtzugverkehr Chancen zu wenig nutze. Besonders beim Service im Zug und der Pünktlichkeit gebe es große Probleme.

Weitere Angebote

Während die Bahn ein Angebot an Nachtzügen erhalten will, ist das Ende der Autoreisezüge bis 2017 beschlossene Sache. Das Unternehmen sucht nach Alternativen, etwa den Transport der Autos auf Lkw.

Neben dem Nachtzug-Angebot der Bahn "City Night Line" gibt es noch weitere Nachtzugverbindungen in Europa, die die Bahn gemeinsam mit Partnerbahnen betreibt.

Bekanntestes Beispiel ist die seit 2011 bestehende Verbindung Paris-Berlin-Moskau. Sie soll auch weiterhin bestehen.

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