Verpackungen - Bei Sonoco in Hockenheim sorgen Meldungen über einen verlorenen Großauftrag für Unruhe / Europa-Chef beschwichtigt

"Mischung aus Tatsachen und Erfindungen"

Von 
Alexander Jungert
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Blick in die Produktion des Verpackungsherstellers Weidenhammer in Hockenheim. Zu den Kunden gehören Nahrungsmittelkonzerne.

© Rinderspacher

Hockenheim. Beim Verpackungshersteller Sonoco in Hockenheim - ehemals Weidenhammer - ist die Produktion offenbar nicht optimal ausgelastet. "Es gab zwei Betriebsversammlungen, bei dem der Verlust eines großen Auftrags mitgeteilt wurde", sagt Betriebsratschef Karl-Heinz Rausch. Von einem großen verlorenen Auftrag allerdings spricht Europa-Chef Sean Cairns gegenüber dieser Zeitung nicht: "Es gibt gewisse Reduktionen." Diese seien aber nicht ungewöhnlich. Mal gebe es von einem Kunden weniger Aufträge, mal mehr.

60 Millionen Dosen pro Jahr weg?

Derzeit ist einiges über den Hockenheimer Standort mit rund 350 Mitarbeitern zu hören. So soll ein japanischer Tabak-Konzern ein bestimmtes Produkt vermutlich ab Ende dieses Jahres nicht mehr herstellen - und den Auftrag für die Verpackungen entziehen. Von rund 60 Millionen Dosen pro Jahr ist die Rede. Für Sonoco sollen dabei mehrere Millionen Euro verloren gehen. Selbst Arbeitsplätze könnten in Gefahr sein. Zwei Betriebsversammlungen habe es schon gegeben.

Fakt ist: Derzeit verhandeln Sonoco und die Arbeitnehmerseite miteinander. Es soll ausgelotet werden, was getan werden kann, um die Produktion zu stärken. Cairns hebt hervor, es sei noch nichts entschieden. "Die Gespräche laufen." Zu allem, was derzeit zu hören ist, sagt er: "Das ist eine Mischung aus Tatsachen und erfundenen Sachen." Cairns sagt, Betriebsversammlungen gehörten in Hockenheim dazu. "Die gibt es immer." Bis spruchreife Entscheidungen getroffen worden sind, kann es nach Informationen dieser Zeitung bis Herbst dauern.

Vor fast einem Jahr hatten die Mitglieder der Familie Weidenhammer, denen das komplette Unternehmen gehörte, ihre Anteile dem US-Konzern Sonoco übertragen. Sonoco zählt zu den weltgrößten Verpackungskonzernen der Welt. Warum die Weidenhammers verkauften, dazu machten sie keine offiziellen Angaben. Die Entscheidung sei sehr schwer gefallen bei so "viel Herzblut". Vermutlich hatte es Streit in der Familie gegeben.

Investitionen am Standort

Der Betriebsrat reagierte im August 2014 geschockt auf die Nachricht des Verkaufs. Die Gewerkschaft ver.di sorgte sich seinerzeit um die Arbeitsplätze. In einem Konzern gelten andere Gesetze als in einem Familienbetrieb, hieß es. Stimme die Marge nicht, würden die Daumenschrauben angezogen.

Ralf Weidenhammer zeigte sich damals in einer Mitteilung überzeugt, die Fusion sei ein Schritt in die richtige Richtung und eröffne Mitarbeitern und dem Unternehmen "wichtige Perspektiven". Kurz nach der Übernahme machte Sonoco Hockenheim zum Hauptsitz des europäischen Verpackungsgeschäfts, zu dem neben Weidenhammer noch weitere Unternehmen gehören. Im Gewerbe- und Industriegebiet Talhaus wird der Standort derzeit erweitert.

"Wir investieren in Hockenheim", sagt Cairns. Es soll wohl ein Teil der Produktion von anderen Standorten nach Hockenheim wandern. Nähere Angaben dazu, auch zur Investitionssumme, macht Cairns nicht. Er erklärt mehrfach: "Hockenheim ist ein Schlüsselstandort." Der Manager selbst will übrigens bald nach eigenen Angaben von England in die Region Rhein-Neckar nach Heidelberg ziehen. Und die deutsche Sprache lernen.

Weidenhammer

1955 gründet der damals 22-jährige Student Arthur Weidenhammer in Hockenheim das gleichnamige Verpackungsunternehmen. Die Belegschaft besteht damals aus ihm und zwei Teilzeitkräften. Es folgen Jahre rasanten Wachstums. Umsatz und Mitarbeiterzahlen steigen.

Bekannteste Weidenhammer-Verpackungen sind die für Pringles-Chips, Nesquik und Caro-Kaffee.

Heute beschäftigt das Unternehmen 1100 Mitarbeiter weltweit, davon ein Drittel in Hockenheim. Der Umsatz lag 2013 bei 251 Millionen Euro, der operative Gewinn bei 42 Millionen Euro.

Seit fast einem Jahr gehört die Gruppe zum US-Konzern Sonoco. Der Kaufpreis lag bei 286 Millionen Euro.

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