Manager: Heideldruck-Vorstandschef Bernhard Schreier vor der Business Performance Academy über Führen in der Krise

"Mehr Konsequenz und weniger Kompromisse"

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Gert Goebel

Heidelberg. Bernhard Schreier ist sich der persönlichen Tragödien bewusst, die sich derzeit in seinem Unternehmen abspielen. Sie machen dem Chef der Heidelberger Druckmaschinen AG sichtlich zu schaffen. "Es ist schon hart, wenn der Meister oder Vorarbeiter sagt: Du bist der Nächste auf der Liste." Soll heißen: Du musst die Firma verlassen. Der Weltmarktführer durchlebt derzeit eine schmerzvolle Radikalkur, will unter dem Druck extremer Marktverhältnisse über 4000 von 20 000 Stellen abbauen.

"Es sind ja oft nicht die Schlechtesten, die gehen müssen. Es trifft häufig die Jüngsten und die Unverheirateten, bei denen es mit den Sozialpunkten nicht passt", betonte Schreier in einem Vortrag vor der Business Performance Academy in Heidelberg. "Führen in schwierigen Zeiten", lautete das Thema.

Schreier ist sich der Problematik des derzeitigen personellen Aderlasses bewusst. Da werden hoch qualifizierte Mitarbeiter, die aus bis zu 100 000 Einzelteilen komplizierte Druckmaschinen gefertigt haben, auf die Straße geschickt. Und selbst die, die bleiben können, sind derzeit nicht auf Rosen gebettet. "Durch Kurzarbeit haben die Mitarbeiter ein stark vermindertes Einkommen und ein Ende dieser Krise ist noch nicht in Sicht", sagte der Firmenchef. Dabei hat der altgediente "Heideldrucker" in seiner Firma schon häufiger stürmische Zeiten erlebt. "Es ist meine fünfte Krise im Unternehmen", erklärte Schreier. Doch die aktuelle mit einem Einbruch der Auftragseingänge von über 50 Prozent sei die schwerste Krise.

Naturgemäß ist Schreier davon überzeugt, "dass Krisen vorübergehen". Nur durch aktive Führung könnten sie überwunden werden. "In der Krise ist mehr Direktive als Kooperation angesagt, mehr Konsequenz und weniger Kompromisse", rechtfertigte der Unternehmenschef den derzeit rigiden Kurs des Weltmarktführers. Oberstes Gebot sei es, den Mitarbeitern, Kunden und Investoren Vertrauen zu geben. Kommunikation und Transparenz seien jetzt gefragt. Doch dass gerade diese Absicht an ihre Grenzen stößt, zeigte sich bei der Frage, ob denn Heideldruck nach wie vor Fusionspläne habe. Nebulös war Schreiers Antwort. "Wir haben die Krise im Griff", ist er überzeugt.

Es sei mit Staatshilfe gelungen, die Liquidität zu sichern. Jetzt könne man den Wettbewerbern Marktanteile wegnehmen. Der Wille, nicht in alte Gepflogenheiten zurückzukehren, vielmehr das Unternehmen von oben nach unten zu restrukturieren, sei da. Und so werde Heideldruck auch wieder bessere Zeiten erleben.

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