ZEW-Studie

Mannheimer ZEW-Studie: Unternehmen investieren weniger in Innovationen

Von 
Walter Serif
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Der Fahrzeugbau ist bei den Innovationsausgaben Spitzenreiter. © dpa

Mannheim. Erstmals seit mehr als zehn Jahren hat die Wirtschaft in Deutschland ihre Innovationsausgaben zurückgefahren. Im Corona-Jahr 2020 fielen die Investitionen um 3,6 Prozent auf 170,5 Milliarden Euro. Das ist das Ergebnis einer Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Die Studie erfasst Unternehmen mit fünf oder mehr Beschäftigten. 2020 waren dies rund 331 000 Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 5,2 Billionen Euro. Grundlage der Erhebung war die Auswertung von rund 7000 Fragebögen repräsentativ ausgewählter Unternehmen.

Ministerin sieht „Trendwende“

„Der Innovationsstandort Deutschland wurde durch Corona in vielen Bereichen ausgebremst. Viele Unternehmen konnten ihre Innovationsvorhaben nicht in geplantem Umfang umsetzen, sie wurden verschoben oder zeitlich gestreckt“, sagt ZEW-Präsident Achim Wambach zu den Ergebnissen der Studie. Besonders stark wurden nach seinen Angaben die Ausgaben für neue oder verbesserte Maschinen und Anlagen gekürzt - nämlich um zehn Prozent. Vor allem Großunternehmen reduzierten ihre Ausgaben.

Die Planzahlen für 2021 und 2022 zeigen der Untersuchung zufolge jedoch, dass der Rückgang bald wettgemacht werden dürfte. Für 2021 ist demnach mit einem Anstieg der Innovationsausgaben um 2,1 Prozent auf rund 174 Milliarden Euro zu rechnen. Auch Im laufenden Jahr 2022 könnten die Ausgaben um weitere 1,2 Prozent auf 176 Milliarden Euro ansteigen. Darin sieht Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger „eine Trendwende“, die FDP-Politikerin zieht aus der Befragung des ZEW den Schluss: „Deutschland ist immer noch Innovationsland.“

Sorgen bereiten der Ministerin aber die „kleinen und mittleren Unternehmen“, die mit weniger Ausgaben planen. Der Erhebung zufolge wird bei ihnen für das zweite Pandemiejahr 2021 ein Rückgang der Investitionen von sechs, für 2022 sogar ein Minus von acht Prozent prognostiziert. „Diese Unternehmen brauchen Entlastung, damit ihnen nicht die Puste ausgeht. Wir wollen in ein Innovationsjahrzehnt aufbrechen. Maßgeblich dafür sind große Sprünge und Durchbrüche“, umschreibt die Ministerin die Ziele.

Pandemie ist Hemmnis und Impulsgeber

Stark-Watzinger weiß allerdings: „Das Wissen aus der Forschung muss auch in den Unternehmen ankommen. Wir können uns nicht länger leisten, diese Potenziale ungenutzt zu lassen.“

Gleichwohl war die Entwicklung bei den Ausgaben für Innovationen 2020 laut Studie uneinheitlich. Während zwölf Prozent der Unternehmen gar nichts in diesen Bereich investierten, setzten elf Prozent der Betriebe Mittel für Produkt- und zwölf Prozent Geld für Prozessinnovationen ein. Der Anteil der Innovationsausgaben am Umsatz blieb 2020 mit 3,3 Prozent auf dem Vorjahresniveau. Das bedeutet, die Innovationsausgaben wurden an die gesunkenen Umsätze angepasst.

Insgesamt wirkt die Pandemie als Hemmnis und Impulsgeber zugleich. Während viele Unternehmen ihre Investitionen drosselten, hat die Krise auch einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Fast ein Drittel der Unternehmen hat digitale Produkt- und Dienstleistungsangebote ausgeweitet, jeder zweite Betrieb interne Abläufe stärker digitalisiert.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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