Mannheim. Die Lage der Unternehmen in Deutschland hellt sich wieder auf, neben Umsätzen steigen Gewinne und Investitionen wieder. Das ist das Ergebnis der monatlichen Unternehmensumfrage der Universität Mannheim. Der Bericht des German Business Panel (GBP) gibt dennoch wenig Anlass zur Hoffnung, dass die Betriebe schon über dem Berg sind. Vor allem in den Krisenbranchen, zu denen viele Unternehmen des Mittelstands wie Gastronomie und Hotellerie zählen, ist das Pleite-Risiko im Januar mit rund 20 Prozent noch immer hoch.
Aber auch insgesamt bleibt die Lage unsicher. Der Anteil der Betriebe, die nach Einschätzung von Wettbewerbern aus derselben Branche 2022 vom Markt verschwinden werden, liegt bei immerhin noch 13,3 Prozent. Interessant ist, dass sich nun auch in der Baubranche, die bisher gut durch die Pandemie gekommen ist, Unsicherheit breit macht. Hier ist bei der Ausfallwahrscheinlichkeit ein Anstieg um fast sechs Prozentpunkte zu verzeichnen. Offensichtlich hat der angekündigte Stopp von KfW-Förderungen für erhebliche Unruhe gesorgt.
Fast ein Drittel aller Betriebe meint, dass die staatlichen Hilfen nicht ausreichen würden, um die Krise zu überstehen. Das hat Folgen: Diese Firmen neigen stärker dazu, Investitionen für Forschung und Entwicklung zu kürzen und Stellen zu streichen. Besonders ausgeprägt ist die Bereitschaft für Preiserhöhungen. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen planen dies.
Fahrplan aus der Pandemie fehlt
Kräftig gestiegen sind Umsätze (neun Prozent) und Investitionen (7,6) im Januar 2022 im Vergleich zum Vormonat. Auch die Gewinne legen um 5,3 Prozent stark zu und bewegen sich damit wieder im positiven Bereich. Die Unternehmen gehen außerdem davon aus, dass sie in diesem Jahr im Durchschnitt wieder Gewinne in Höhe von 1,85 Prozent erzielen werden.
Knapp 60 Prozent der Unternehmen haben staatliche Hilfen bezogen, dennoch hält sich die Zufriedenheit der Betriebe mit den Unterstützungsgeldern in Grenzen. Im Januar gaben mehr als 28 Prozent der Betriebe an, dass die Hilfen nicht ausreichen würden, um die Krise zu überstehen. Weitere 28 Prozent konnten diese Frage nicht eindeutig beantworten. „Die Unternehmen können sich momentan nicht auf einen klaren Fahrplan aus der Pandemie verlassen“, sagt Davud Rostam-Afschar, Mitautor der Studie. Die Unsicherheit bleibe deshalb hoch.
Unternehmen, die angeben, zusätzliche staatliche Hilfen zu benötigen, planen im Vergleich zu den anderen Betrieben eher, Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu kürzen, Fixkosten zu senken und Preise zu erhöhen. „Sie entscheiden sich eher für die sofortige Liquiditätssicherung, aber das geht eindeutig auf Kosten der Zukunft“, analysiert Jannis Bischof, der ebenfalls zu den Autoren der Studie gehört. Mittelfristig hätten diese Maßnahmen auch gesamtwirtschaftliche Folgen. „Das sollte die Politik bedenken, wenn sie darüber entscheidet, wie die Staatshilfen über den Sommer weitergeführt werden“, sagt Bischof.
Betriebe, die ins Schlingern geraten, sehen die Wirtschafts- und Pandemiepolitik der Regierung unzufriedener. „Die Unzufriedenheit mit den staatlichen Hilfen stellt eine reale Gefahr für die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen dar“, sagt Bischof. Wer wirtschaftlich ums Überleben kämpft, hat demnach weniger Verständnis für die Einschränkungen des öffentlichen Lebens.
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