Mannheim. Die Sorgen der Unternehmen wachsen wieder: Ihre Gewinne brechen ein, und in den Krisenbranchen hat jedes vierte Unternehmen Angst vor der Pleite. Knapp zwei Drittel der Betriebe versuchen, ihre Verluste durch höhere Preise auszugleichen, und sorgen damit für eine noch höhere Inflation. Das ist das Ergebnis der bundesweiten Befragung von mehr als 800 Unternehmen der Universität Mannheim (German Business Panel), die jeden Monat veröffentlicht wird.
Dabei hatte sich noch im Oktober 2021 Hoffnung am Horizont abgezeichnet. Der langanhaltende Gewinneinbruch schien gestoppt zu sein. Doch der Wachstumstrend endete bereits einen Monat später. Die Autoren führen dies auf die Verschärfung der Corona-Maßnahmen zurück, die die Omikron-Welle brechen sollen, andererseits aber das Wirtschaftsleben stark beeinträchtigen. Während die Umsätze im Dezember 2021 im Vergleich zum November noch stiegen, rutschten die Gewinne deutlich ab und erreichten im Dezember sogar einen niedrigeren Stand (minus 3,42 Prozent) als im Vorjahresmonat.
Für viele Unternehmen ist diese Lage deshalb inzwischen existenzbedrohend. Die erwartete Ausfallwahrscheinlichkeit - also das Risiko einer möglichen Geschäftsaufgabe - wuchs zum dritten Mal in Folge. „Besonders kritisch ist die Lage in den schon 2020 stark gebeutelten Krisenbranchen wie Gastronomie, Tourismus oder Unterhaltung. Diese leiden unter dem sanften Lockdown mit Maßnahmen wie 2G Plus noch mehr als im Vorjahr“, fasst Projektleiter Jannis Bischof zusammen. In diesen Wirtschaftszweigen stieg die Pleitegefahr auf 22,5 Prozent (plus zwei Punkte). Die Entwicklung ist aber nicht einheitlich. In der Baubranche oder im verarbeitenden Gewerbe herrscht Optimismus angesichts der vollen Auftragsbücher.
Preiserhöhungen geplant
Die meisten Betriebe wollen den Gewinneinbruch mit Preiserhöhungen wettmachen. „Vor allem im Einzelhandel und in der Industrie wollen Unternehmen die gestiegenen Kosten in der Beschaffung ausgleichen. Energieträger wie Öl, aber auch beispielsweise Holz verteuerten sich in den letzten Monaten massiv. Diese Inflation reichen die Unternehmen nun weiter“, sagt Mitautor Davud Rostam-Afschar. Außerdem ist die Zahl der Betriebe, die ihre Kosten senkten, um fast vier Punkte auf rund 23 Prozent gestiegen.
Gespalten sind die Unternehmen bei der Bewertung der 3G-Regel am Arbeitsplatz. Mehr als 40 Prozent halten die neue Regel für sehr positiv, 15 Prozent lehnen sie dagegen völlig ab, meistens kleine Betriebe, die die finanziellen Belastungen fürchten. Auffällig ist der überdurchschnittlich hohe Anteil der 3G-Gegner im Baugewerbe und im Handel. Hotels und Restaurants zeigen sich dagegen überdurchschnittlich zufrieden mit dieser Lösung. Die Autoren der Untersuchung vermuten, dass diese Unternehmen hoffen, dass sie mit diesem Instrument einen Teil-Lockdown wie Ende 2020 vermeiden könnten.
Bemerkenswert ist, dass die Vorschrift vor allem in den Bundesländern schlecht ankommt, die im Dezember die höchsten Inzidenzen aufwiesen - also im Osten Deutschlands, wo die Ablehnung bei bis zu 51 Prozent liegt, wie in Thüringen. „Gerade dort, wo die 3G-Regel Mitarbeitende und Betriebe im besonderen Maße schützen soll, kommt sie auffallend schlecht an. Es entsteht die Wahrnehmung, als wälze die Politik die Verantwortung für die Impfung auf die Unternehmen ab. Dadurch kommt es zu einem Akzeptanzproblem“, sagt Bischof.
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