Pharma

Mannheimer Großhändler Phoenix spürt hohen Wettbewerbsdruck

Von 
Christian Schall
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Phoenix, hier der Unternehmenssitz in Mannheim, hat die steigenden Energie- und Transportkosten bislang durch Effizienzsteigerungen kompensieren können. Dafür gebe es nun keinen Spielraum mehr. © Phoenix

Mannheim. Hoher Margendruck, steigende Transportkosten und höhere Energiepreise – den schwierigen Rahmenbedingungen zum Trotz will der Mannheimer Pharmagroßhändler und Gesundheitsdienstleister Phoenix im laufenden Geschäftsjahr weiter wachsen und beim Umsatz erneut zulegen. Das hat Vorstandschef Sven Seidel auf der Jahrespressekonferenz am Dienstag angekündigt. Beim Ergebnis vor Steuern peilt er das Niveau des Vorjahres an.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr (1. Februar 2021 bis 31. Januar 2022) legte der Umsatz um fast neun Prozent auf 30,7 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um 2,4 Prozent auf 669 Millionen Euro. Seidel sprach von einer „soliden Entwicklung“. Dies sei trotz herausfordernden und teilweise schwierigen Zeiten gelungen. Die im Vorjahr getroffenen Prognosen seien erfüllt worden. „Wir sind in allen Regionen organisch gewachsen“, so Seidel.

Obwohl Phoenix in allen europäischen Märkten gewachsen ist, bleibt Deutschland größter Einzelmarkt mit einem Umsatzanteil von 34,7 Prozent. Hier habe vor allem der Umsatz mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln und Hochpreisern zum Wachstum beigetragen. Doch der Gegenwind wird rauer: „Der anhaltende Margenverfall bei rezeptpflichtigen Medikamenten ist klar spürbar“, erklärte Seidel. Der deutsche Markt sei von hohem Wettbewerbsdruck gekennzeichnet. Er erwartet bis 2023 Kostensteigerungen, die im mittleren zweistelligen Millionenbereich liegen. Dafür verantwortlich seien unter anderem ein höherer Mindestlohn sowie steigende Energie- und Transportkosten. Diese habe man bislang durch Effizienzsteigerungen kompensieren können. Weil er dafür keinen weiteren Spielraum mehr sehe, werde man nun die Rabattvereinbarungen mit den Apotheken anpassen.

Im laufenden Geschäftsjahr will das Unternehmen seine eigenen Angaben zufolge führende Marktposition in Europa ausbauen. Das soll erneut durch organisches Wachstum gelingen, aber auch durch Zukäufe. Schon seit dem vergangenen Sommer bemüht sich Phoenix um eine Übernahme des Europa-Geschäfts von McKesson (früher Celesio). Damit würden, neben Frankreich und Italien, Märkte wie Slowenien, Irland, Belgien und Portugal erschlossen werden, auf denen Phoenix bisher nicht präsent ist. „Wir könnten uns robuster gegenüber ökonomischen- und Marktveränderungen aufstellen“, so der Vorstandschef.

Allerdings stellen sich bislang die französischen Wettbewerbsbehörden quer, die den Vorgang noch prüfen. Die EU-Kommission hat bereits der Übernahme der anderen Landesgesellschaften zugestimmt. Seidel sprach von einer „konstruktiven Zusammenarbeit“ mit der Behörde und rechnet mit einem Vollzug im vierten Quartal des Geschäftsjahres.

Als „Kind der Metropolregion Rhein-Neckar“ stellte sich am Dienstag der neue Finanzvorstand Carsten Sauerland vor, der das Amt am 1. Mai übernommen hat. Der 43-Jährige ist in Ladenburg zur Schule gegangen und hat in Mannheim studiert. Er bringe 15 Jahre Erfahrung aus allen Ebenen des Finanzbereichs mit, sagte er. Eine lange Zeit seines bisherigen Berufslebens hat er bei HeidelbergCement verbracht.

Phoenix ist nach eigenen Angaben in 26 Ländern Europas aktiv und beschäftigt fast 40 000 Menschen. Das Unternehmen beliefert Apotheken und medizinische Einrichtungen mit Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten. Außerdem betreibt die Gruppe in 14 europäischen Ländern mehr als 2800 eigene Apotheken.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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