Brauerei - Mannheimer Unternehmen verschiebt in letzter Minute Millionen-Investition / Rund 20 Stellen sollen wegfallen

Mannheimer Eichbaum: Millionen-Investition in letzter Minute gestoppt

Von 
Tatjana Junker
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Die Mannheimer Privatbrauerei Eichbaum ächzt wie viele Unternehmen unter steigenden Energie- und Rohstoffpreisen. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Die Mannheimer Privatbrauerei Eichbaum steht wegen massiv gestiegener Kosten unter Druck - und verschiebt deshalb eine eigentlich fest geplante Millionen-Investition am Standort. Vorgesehen war, den Flaschenkeller der Brauerei - dort werden Flaschen gereinigt und abgefüllt - zu erneuern. Die Kosten dafür sollten im mehrstelligen Millionenbereich liegen. Die Investition war als Teil einer Restrukturierung geplant, mit der das Unternehmen seine Kosten dauerhaft senken will. Mit dem Betriebsrat war in diesem Zusammenhang der sozialverträgliche Abbau von rund 20 Stellen, vornehmlich über Altersteilzeit, vereinbart.

Jetzt zieht das Unternehmen die Reißleine - und das quasi in letzter Minute: Alle Pläne für die Investition seien mit Hilfe eines Ingenieurplanungsbüros bereits bis ins Detail ausgearbeitet gewesen, heißt es bei der Brauerei. Auch Gespräche mit den Herstellern zur Bestellung von Maschinen und Anlagenteilen hatte man bereits auf den Weg gebracht. Wegen „der aktuell unsicheren Marktlage“ verschiebe man nun aber das technische Großprojekt „Umbau Flaschenkeller“. Andere Elemente der Restrukturierung, wie beispielsweise die Auflösung eines Lagers in Heilbronn, und kleinere Investitionen, wie ein Dosenaufsteller in der Abfüllung, wolle man aber umsetzen. Auch am Abbau der rund 20 Stellen will die Geschäftsführung nach eigenen Angaben festhalten. Vergangene Woche waren bereits die rund 320 Beschäftigten der Brauerei über die geänderte Planung informiert worden.

Ergebnis „erheblich belastet“

Aus Sicht von Georg Dohr, Betriebsratsvorsitzender bei Eichbaum, ist die Verschiebung der Investition „ein schwerer Schlag“ für das Unternehmen. „Der geplante neue Flaschenkeller war das zentrale Element unserer Restrukturierung. Wir hätten unsere Kosten damit massiv senken können - unter anderem im Bereich Personal, aber auch im Energiebereich. Jetzt sind wir zu einer kompletten Neuplanung gezwungen“, sagt Dohr.

Gleichzeitig sei eine Verschiebung der Investition auch aus Sicht der Arbeitnehmervertretung unausweichlich. „Die gestiegenen Kosten treffen uns so stark, dass wir das Projekt vorerst nicht umsetzen können“, so der Betriebsratsvorsitzende.

Laut Eichbaum hatte Thomas Keilbach, geschäftsführender Gesellschafter der Brauerei, vergangene Woche auf einer Betriebsversammlung die Gründe für die vorerst gekippte Investition erläutert. Das Unternehmen habe schon die Pandemie verkraften müssen, durch die Umsätze im Gastronomie- und Veranstaltungsbereich weggebrochen waren. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und dessen wirtschaftliche Folgen hätten die Lage nun „nochmals zugespitzt“.

Keilbach verwies auf drastisch steigende Kosten in nahezu allen Bereichen, vor allem aber für Energie, Aluminium, Verpackungsmaterialien und Malz. Das Unternehmensergebnis werde dadurch „erheblich belastet“. Zwar wolle man diese Belastung durch eine Reihe von Sofortmaßnahmen teilweise abfedern. „Die Ergebnissituation für das aktuelle Jahr ist aber angespannt“, teilt die Brauerei auf die Frage mit, ob Eichbaum für 2022 mit einem Verlust rechnet. Zu den Sofortmaßnahmen gehört auch eine Preiserhöhung, die die Mannheimer Brauerei bereits vor mehreren Wochen angekündigt hatte. Sie sei derzeit in der Umsetzung und werde in den nächsten Tagen im Handel sichtbar. Zudem will das Unternehmen bei den Getränkedosen teilweise von Aluminium auf Stahl umstellen. Der Preis für Aluminium war nach dem russischen Angriff auf die Ukraine auf ein Rekordhoch gestiegen. Auch wolle man einige Tätigkeiten, die bisher von Fremdfirmen erledigt würden, wenn möglich wieder ins Unternehmen holen.

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„Nachdem der neue Flaschenkeller nun erst einmal nicht kommt, brauchen wir schnell andere Lösungen, um unsere Kosten zu senken und die Zukunftsfähigkeit der Brauerei zu sichern“, drängt auch Betriebsratschef Dohr. Aus seiner Sicht ist es unter anderem zwingend nötig, die Preise noch einmal anzuheben - über die bereits angekündigte Erhöhung hinaus. „Das macht niemand gerne, aber wir kommen um einen Mehrkostenzuschlag nicht herum, zumindest vorübergehend.“

Hoffen auf neue Sortieranlage

Außerdem müsse das Sortiment deutlich gestrafft werden, um die Maschinenlaufzeiten zu kürzen. „Sonst lässt sich der geplante Personalabbau nicht umsetzen“, sagt Dohr. Den trage der Betriebsrat zwar grundsätzlich mit, um Kosten zu reduzieren. Allerdings brauche es dafür nun eine neue Grundlage. Bisher seien die Stellenstreichungen zumindest zum Teil durch die Investition in den neuen Flaschenkeller begründet gewesen, der den Personalbedarf reduziert hätte. Der Betriebsrat will Dohr zufolge außerdem dafür kämpfen, dass wenigstens eine ebenfalls geplante Investition in eine neue Sortieranlage umgesetzt wird.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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