Palma de Mallorca. Spätestens zu Ostern wird es wieder voll auf Mallorca, der liebsten Urlaubsinsel der Deutschen. Nach zwei Jahren mit vielen Corona-Auflagen erwartet die Reisenden ein ganz normaler Urlaub, sagt Francina Armengol, Ministerpräsidentin der Balearischen Inseln. Die Sozialistin empfängt diese Redaktion zum Interview im Regierungsgebäude in der Inselhauptstadt Palma.
Frau Armengol, die Menschen sehnen sich nach zwei Jahren Corona-Pandemie nach Urlaub, die Tourismusindustrie erwartet ein Rekordjahr. Steht jetzt das große Comeback der Balearischen Inseln - Mallorca, Menorca, Cabrera, Ibiza und Formentera - bevor?
Francina Armengol: Es sieht tatsächlich so aus, als ob uns eine sehr gute Saison bevorsteht. Die Reservierungen laufen sehr gut, sagen uns die Tourismusunternehmen. Die Balearischen Inseln sind darauf vorbereitet, wieder eine ganz normale Saison zu haben. Wir hoffen, in diesem Jahr wieder zur Normalität zurückzufinden. Allerdings müssen wir erst einmal die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine abwarten. Deshalb sind die Prognosen nur mit Vorsicht zu genießen.
Francina Armengol
- Francina Armengol kennt sich gut aus auf den Balearen: Sie wurde im August 1971 in Inca, einer Stadt auf Mallorca, geboren.
- Die Politikerin ist Sozialistin.
- Studiert hat sie an der Universität von Barcelona.
- Ministerpräsidentin der Balearischen Inseln ist Armengol seit dem Jahr 2015. red
Wie wird der Urlaub auf Mallorca, Ibiza & Co. in diesem Jahr? Anders als vor Corona?
Armengol: Wir glauben, dass der Urlaub auf den Balearen noch besser wird als vor der Pandemie. Auf den Inseln gibt es bis auf das Maskentragen in Innenräumen keine Corona-Maßnahmen mehr. Aber auch hier wird es seitens der Zentralregierung in Madrid sicherlich bald noch Änderungen geben. Es werden in diesem Sommer also ganz normale Ferien ohne die Beschränkungen der vergangenen zwei Jahre. Urlauberinnen und Urlauber werden Natur, Kultur und Gastronomie wieder ganz normal genießen können. Und unser neues Tourismusgesetz sorgt für mehr Qualität in den Hotels.
Darf auch in den Clubs und Diskotheken wieder gefeiert werden?
Armengol: Die Diskotheken sind bereits wieder geöffnet - allerdings muss beim Tanzen noch eine Maske getragen werden. Wir rechnen damit, dass diese Regelung im Sommer fällt und damit wieder ein normales Nachtleben stattfinden kann. Allerdings ist das 2019 erlassene Gesetz gegen Exzess- und Sauftourismus weiterhin in Kraft. Die Pandemie hat uns noch darin bestärkt, dass wir diese Art von Tourismus nicht mehr auf den Inseln haben wollen. Und dabei bleibt es auch.
Stichwort Massentourismus. Was haben Sie erreicht?
Armengol: Unser Ziel ist es, beim Tourismus auf Qualität statt Quantität zu setzen. Daran arbeiten wir seit dem Jahr 2015. Seitdem haben wir etwa die Zahl der Kreuzfahrtschiffe begrenzt. Wir wollen verhindern, dass zu viele Menschen gleichzeitig auf die Inseln kommen. Die Hotelinhaber haben viele ihrer Anlagen renoviert. Mit neuen Angeboten haben wir die Urlaubssaison verlängert - so dass die Menschen über das ganze Jahr verteilt kommen und nicht nur Strandurlauber in den zwei Monaten im Hochsommer. Wir haben Ferienwohnungen in Mehrfamilienhäusern verboten, eine Steuer für nachhaltigen Tourismus eingeführt und verschiedene Gesetze wie das Abfallgesetz gegen Einwegplastik verabschiedet. Mit dem neuen Tourismusgesetz werden die Balearischen Inseln jetzt zum ersten Urlaubsziel weltweit mit einer Kreislaufwirtschaft. Dafür muss jedes Hotel einen Plan aufstellen, um den Wasser- und Energieverbrauch sowie die Müllmenge zu reduzieren. Wasser ist für uns eine knappe Ressource. Duschgel und Seife darf es in Hotelzimmern statt als Einwegartikel nur noch in wiederauffüllbaren Behältern geben. Viele kleine Dinge ergeben in der Summe große Einsparungen. Mit all diesen Maßnahmen wollen wir erreichen, dass der Tourismus eine positive Wirkung für unsere Inseln entfaltet.
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Die Hotelbetreiber sind aber wütend, weil Sie die Zahl der Betten auf den Inseln begrenzen . . .
Armengol: Wir sind der Ansicht, dass die Hotels nicht weiter grenzenlos wachsen können. Stattdessen sollte das vorhandene Angebot verbessert werden. Für die Landschaft und die Umwelt ist es gut, beim Flächenverbrauch mal eine Bremse zu ziehen. Deshalb frieren wir die Flächen für fünf Jahre ein. Danach können die Inselregierungen entscheiden, wie sie weiter verfahren wollen. Gerade die Touristen aus Deutschland und den nordischen Ländern haben eine große Sensibilität für Umweltthemen. Wenn wir mit dem Tourismus weiterhin gutes Geld verdienen wollen, müssen wir uns diesen Fragen jetzt stellen.
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