Ratgeber

Lohnt es sich, jetzt Heizöl zu kaufen?

Der Weltmarkt für Öl ist von großer Unsicherheit geprägt, das bekommen auch Verbraucher zu spüren. Der Handel hat dennoch Tipps parat

Von 
Sabine Rößing
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Im langjährigen Vergleich sind die Heizölpreise in Deutschland weiterhin hoch. © Christian Charisius/dpa

Frankfurt. Grills und Markisen kauft man am besten im Winter, Heizöl ordert der kluge Konsument im Sommer, sagt der Volksmund. Wenn niemand heizen muss, fallen die Preise. Auf diesen Automatismus sei allerdings immer weniger Verlass, sagt der Vorsitzende des Verbands für Energiehandel Südwest-Mitte (VEH), Thomas Rundel: Wegen der komplexen Preisbildung fielen die saisonbedingten Preisunterschiede immer geringer aus.

So ging es in den vergangenen Wochen mit den Heizölpreisen kräftig auf und ab. Die maue Konjunktur vor allem in den USA und China dämpft die Nachfrage, die Sorgen um eine Eskalation im Nahen Osten und eine verknappte Förderung ließen die Notierungen zuletzt wieder deutlich steigen.

Eskaliert die Nahost-Krise, könnte das die Ölversorgung stören

Insgesamt lagen die Notierungen laut Tecson-Analyse in den Monaten Juni und Juli über dem Vorjahr. Auch im langjährigen Vergleich seien die Heizölpreise immer noch hoch. Hinzu kommt der jährlich steigende CO2-Aufschlag. Der CO2-Preis liegt aktuell bei 45 Euro pro Tonne. Ab 2025 soll er auf 50 Euro pro Tonne steigen.

Eine Rolle für die Preisentwicklung des Heizöls spielen außerdem die Margen der Ölraffinerien und Heizölhändler und der aktuelle Wechselkurs zwischen Euro und Dollar.

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Zu Beginn der Woche waren die Preise für die Rohölleitsorten an den Börsen kräftig geklettert. Nach Analyse des Vergleichsportals Tecson verteuerte sich vor allem die US-Sorte WTI. Verantwortlich dafür war die drohende Eskalation im Nahen Osten. Seit der Tötung eines hochrangigen Hamas-Mitgliedes in der iranischen Hauptstadt Teheran wartet der Ölmarkt auf die Reaktion des Iran, welcher Israel für die Tötung verantwortlich macht. Sollte die aktuelle Krise weiter eskalieren, könnte auch die Ölversorgung aus der Region nachhaltig gestört werden. Zum einen ist der Iran selbst ein wichtiges Förderland. Außerdem kontrolliert er die Meerenge Straße von Hormus über welche 15 bis 20 Prozent des globalen Rohölbedarfs transportiert werden.

Mitte der Woche zeichnete sich allerdings wieder eine leichte Entspannung ab. „Bei den morgendlichen Preispositionierungen der Heizölhändler waren zumeist Korrekturen zwischen -0,2 und -0,8 ct/l festzustellen“, schreiben die Tecson-Analysten. „Entsprechend ist der von uns überregional gemittelte Durchschnittspreis am Mittwochmorgen bei 99,7 Cent/Liter Heizöl (bezogen auf eine Bestellmenge von 2 500 Litern) festzustellen“.

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Mittelfristig gehen die Öl-Förderländer von einer leicht sinkenden weltweiten Nachfrage aus. Die Organisation OPEC korrigierte in ihrem aktuellen Report die Zahlen für die Welt-Ölnachfrage für 2024 und 2025 leicht nach unten.

Der jüngste Preisanstieg habe die Kaufaktivität der Verbraucher merklich abgeschwächt, beobachtet Tecson. „Viele Sommerbesteller haben in den letzten drei Wochen ihren Bedarf für die nächste Heizperiode vorsorglich gekauft und sich bei Preisvorteil eingedeckt“, registriert der VEH. Die Verbraucherzentralen raten Hausbesitzern, den Heizölmarkt vor einer Kaufentscheidung eine Weile zu beobachten.

Man sollte nicht mit leerem Tank in die Heizsaison starten

Weniger als in früheren Jahren fallen aktuell offenbar die traditionellen regionalen Preisunterschiede aus. Nach einer Analyse des Portals Heizoel24 liegt das unter anderem an guten Lieferbedingungen. Anders als im vorigen Sommer behindert beispielsweise kein Niedrigwasser im Rhein die Schiffart. „Besonders im Nordosten und Südwesten der Bundesrepublik gibt es regional deutlich stärkere Heizölpreisrückgänge“, analysiert der VEH. Weil die Kunden in diesem Jahr bisher etwas zurückhaltender waren als im Vorjahr rechnet Rundel ab Anfang September mit einer erhöhten Nachfrage.

„Momentan ist der Preis nicht schlecht“, sagt Rundel. „Angesichts der unsicheren Weltlage ist es daher ratsam, sich jetzt um die Bevorratung zu kümmern.“ Grundsätzlich, sagt er, sei es ratsam, nicht mit einem leeren Tank in die Heizsaison zu starten: „Zum einen muss man dann einkaufen und ist dem aktuellen Preis ausgeliefert und zum anderen kann es zu Beginn der Heizsaison zu längeren Lieferzeiten kommen.“

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