Mannheim. Es war ziemlich kalt in den letzten Tagen, der Mai spielt April und macht, was er will - beste Voraussetzungen für einen gemütlichen Filmabend daheim auf dem Sofa. Und weil es darauf gerade so gemütlich ist, will man nur ungern den Fuß vor die Tür setzen. Also: ab ins Internet und gegen Leihgebühr einen Film laden. Aber ist der Direktabruf eine gute Alternative zur klassischen Videothek mit DVDs und Blu-rays? "Ganz klar: jein", sagt Nico Jurran, Redakteur des Computertechnik-Magazins c't.
Denn die Dienste, die das sogenannte Video on Demand (VoD) anbieten - also Videos auf Abruf - hinken bei der Filmauswahl oftmals hinterher. Und viele aktuelle Kinohits sind laut dem Telekommunikationsportal teltarif.de oft nur gegen Extragebühr zu haben. Auch die Stiftung Warentest bemängelt das Sortiment, spricht gar von "Magerkost".
Ähnliches hat Jurran festgestellt, der sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigt. Er hat VoD-Angebote nach aktuellen Kinofilmen und TV-Serien durchforstet - und längst nicht alle gefunden. "Da merkt man dann schnell: Da gibt es ja gar nicht so viel", sagt er. Das Problem: Die Anbieter haben nicht die Rechte zu allen Filmen oder Serien, sagt Jurran. Aber: "Die Tendenz wird besser." Ein vergleichsweise gut sortiertes Angebot habe etwa Apple in seinem iTunes-Store - das hat auch Stiftung Warentest ermittelt.
Dann ist da noch die technische Ausstattung: Nutzer brauchen zusätzliche Geräte, um die Filme am heimischen Fernseher zu schauen, teils sogar spezielle Boxen, die man separat kaufen muss. Wer auf dem PC schauen will, muss zusätzliche Software installieren. Pflicht ist auch ein schneller Internetzugang: Geschwindigkeiten von mindestens zwei Megabit bei Filmen in schlechterer Qualität, von etwa acht Megabit in besserer Qualität empfiehlt Jurran. Und: "In Großstädten ist der Internetanschluss meist schnell genug, auf dem Lande eher nicht", heißt es bei der Stiftung Warentest.
Der Online-Film ist außerdem meist teurer als bei der klassischen Videothek: Durchschnittlich vier Euro müssen Nutzer laut Jurran für einen Film in der schlechteren SD-Qualität hinlegen, in hochauflösender HD-Qualität gar fünf Euro. Ältere Filme gibt zwar oft günstiger, einige teils sogar kostenlos. Dennoch kommen Cineasten in der klassischen Videothek meist günstiger an ihren Lieblingsfilm: Laut dem Interessenverband des Video- und Medienfachhandels liegt die Leihgebühr pro Film dort im Schnitt bei 2,61 Euro.
Wenig Extras
Wer außerdem einen Film in mehreren Sprachen sehen will, etwa in Englisch, und die vielen Extras einer DVD nutzen will, der wird mit dem direkten Videoabruf auch nicht immer glücklich - denn dort werden die Extras nicht immer angeboten. Trotz der Widrigkeiten brummt das Geschäft. Laut Bundesverband Audiovisuelle Medien legte der Umsatz mit den Videos auf Abruf im ersten Quartal im Jahresvergleich um 64 Prozent zu - auf 29 Millionen Euro. Das Geschäft mit dem Verleih von Blu-ray- oder DVD-Scheiben schrumpfte hingegen um drei Prozent auf 56 Millionen Euro.
Wer dennoch weiter auf die Scheiben setzt, findet auch online eine große Auswahl: Teils Zehntausende Titel gibt es bei Anbietern, die Filme per Versand verleihen. Dabei bekommt man gegen eine Pauschalgebühr DVDs oder Blu-ray-Discs per Post zugeschickt. Nach dem Videoabend geht die Disc per Post zurück an den Anbieter - und ein neuer Film kann kommen. Gegen höhere Gebühren sind teils auch mehrere Filme gleichzeitig zu haben. Der Nachteil: "Man braucht Zeit", sagt c't-Redakteur Jurran. Teils muss man Wochen warten, bis der gewünschte Film verfügbar ist.
Generell gibt es zwischen den Online-Videotheken große Unterschiede: Die eine hat die neuesten Filme im Angebot, die andere eignet sich eher für Serien-Freunde. Die Stiftung Warentest rät daher zunächst zum Einzelabruf: "Probieren Sie erst einmal aus, ob Ihnen Angebotsfülle und Nutzungsbedingungen der Anbieter passen. Solange Sie kein Abo abschließen, kostet der Versuch nicht die Welt." Einsteiger-Angebote gibt es vielfach sogar umsonst.
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