Arbeitswelt - Die Initiative Joblinge hilft jungen Menschen beim Einstieg in die Arbeitswelt – jetzt hat ein dritter Standort in der Region eröffnet

Wie die Initiative Joblinge junge Menschen in der Region beim Berufsstart unterstützt

Von 
Tatjana Junker
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Viele Firmen suchen derzeit Kandidatinnen und Kandidaten für offene Lehrstellen – trotzdem gibt es junge Menschen, die durchs Raster fallen. © dpa/Joblinge

Mannheim. „Wir suchen dringend Personal“ - das hört man im Moment überall. Auch Kandidatinnen und Kandidaten für eine Ausbildung sind heiß begehrt, viele Unternehmen der Region haben für 2022 noch offene Lehrstellen. Doch es gibt auch junge Menschen, die durchs Raster fallen. Denen es trotz Fachkräftemangel nicht gelingt, im Berufsleben Fuß zu fassen. Die eine Bewerbung nach der anderen schreiben, aber nur Absagen kassieren - oder nichts Passendes finden.

So ging es auch Melanie Spreng. Die heute 26-Jährige hatte 2019 eine Ausbildung zur Mediengestalterin begonnen, doch nach ein paar Monaten merkte sie: Das ist nicht das Richtige. Dazu kam die Pandemie. Statt rauszukommen, Praxisluft zu schnuppern, saß die Auszubildende im Homeoffice. „Nach ein paar Monaten habe ich die Lehre abgebrochen“, erzählt Spreng.

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Praktika als Sprungbrett

Um Geld zu verdienen und nicht vom Jobcenter abhängig zu sein, suchte die junge Frau einen Job, als Vollzeit- oder Teilzeitkraft. „Ich habe an manchen Tagen 10 bis 15 Bewerbungen rausgehauen, aber es hat einfach nicht geklappt“, sagt sie. Ab und zu habe sie mal Probe arbeiten können - aber am Ende gab es immer irgendetwas, was nicht passte. „Das lag zum Teil auch an mir, ich war nur halbherzig dabei“, sagt Spreng selbstkritisch.

Heute, nach rund zwei Jahren Arbeitslosigkeit, hat die 26-Jährige wieder eine Perspektive: Seit Mitte Mai hat sie einen Platz bei der Initiative „Joblinge“, die junge Menschen unterstützt, wenn sie Probleme beim Einstieg ins Berufsleben haben. Das bundesweite Programm hat in der Region bereits seit längerem zwei Standorte - in Heidelberg und Ludwigshafen. Nun ist in Mannheim ein dritter hinzugekommen.

Mit Melanie Spreng sind dort Mitte Mai weitere neun Teilnehmende gestartet. „In Mannheim sind vor allem junge Erwachsene ab 25 Jahren dabei, die in der Regel über das Jobcenter kommen. In Ludwigshafen und Heidelberg geht es schon ab 16 Jahren los. Da geht es eher um Jugendliche, die direkt von der Schule kommen und den Übergang in eine Ausbildung bis jetzt nicht geschafft haben“, sagt Susanne Dehoust vom Joblinge-Standort Ludwigshafen.

Unterstützung auf dem Weg ins Berufsleben

  • Neben der Initiative Joblinge gibt es weitere Programme, die jungen Menschen beim Einstieg ins Berufsleben helfen wollen. Einige Beispiele:
  • „Start in den Beruf“: Dieses Programm der BASF richtet sich an junge Menschen mit Hauptschul- oder Realschulabschluss, die aus fachlichen oder persönlichen Gründen nicht direkt eine Lehrstelle antreten können. Sie werden ein Jahr lang auf eine Ausbildung vorbereitet, entweder in einem Betrieb der BASF oder bei einem Partnerunternehmen. Bei erfolgreicher Teilnahme besteht die Chance auf einen regulären Ausbildungsplatz. Zudem gibt es eine Berufsorientierungsvariante, bei der Teilnehmende verschiedene Berufsfelder kennenlernen.
  • „Chance M+E“: Initiative der Metall- und Elektroindustrie, die tarifvertraglich verankert ist. Kernstück ist ein zehnmonatiges Praktikum in einem Unternehmen, durch das die Teilnehmenden auf eine Ausbildung vorbereitet werden. Dabei werden sie sozialpädagogisch begleitet. Nach dem Praktikum haben sie Anspruch auf ein Bewerbungsgespräch für eine Lehrstelle. Sind sie genauso gut wie andere Kandidaten, müssen sie bevorzugt werden. Wenn das nicht klappt, gibt es Unterstützung bei der Suche nach Alternativen. Aktuell sind in Mannheim drei M+E-Betriebe an dem Programm beteiligt: John Deere, Daimler und Caterpillar.
  • Einstiegsqualifizierung: Sozialversicherungspflichtiges Praktikum in einer Firma, das von den Agenturen für Arbeit bezuschusst wird. Ziel ist es, junge Menschen fit zu machen für den regulären Ausbildungsmarkt. Das Praktikum muss mindestes sechs Monate dauern und wird vom Betrieb vergütet, die Agentur für Arbeit erstattet dabei monatlich 247 Euro. Ein offizielles Höchstalter gibt es nicht, die Maßnahme richtet sich aber in der Regel an Menschen bis maximal 27, 28 Jahre. Infos gibt es über die Berufsberatung bei den Agenturen für Arbeit.

Am Anfang stehen rund zwei Tage Mitarbeit in einem gemeinnützigen Projekt: „Da sollen die Jugendlichen zeigen, dass sie motiviert sind und etwas durchziehen können“, erklärt Dehoust. Spreng und die anderen Teilnehmenden aus Mannheim haben geholfen, beim Kinder- und Jugendzirkus Paletti das Zelt zu putzen. „Das war gut, nicht sehr anstrengend, und wir haben uns gegenseitig geholfen. Da lernt man, im Team zu arbeiten“, sagt Spreng.

Im Anschluss steht eine achtwöchige Orientierungsphase an - insgesamt geht das Joblinge-Programm maximal sechs Monate. „Bei manchen geht es erst einmal darum, ihre Stärken und Schwächen herauszufinden, weil sie noch nicht wissen, was sie beruflich machen wollen“, sagt Dehoust. Auch das Thema soziale Kompetenzen steht auf dem Programm. Außerdem bekommen die Teilnehmenden jeweils einen Mentor oder eine Mentorin.

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„Dieses Mal will ich dranbleiben“

Gleichzeitig präsentieren sich Firmen, die Praktika anbieten. In der Region gehören laut Dehoust rund 150 Unternehmen zum Netzwerk, 25 davon sind als engere Partner aktiv und stellen unter anderem Mentorinnen und Mentoren. Im nächsten Schritt sollen sich die Teilnehmenden um ein Praktikum bemühen. „Dabei unterstützen wir auch. Wenn wir merken, es wird schwierig mit der Bewerbung, rufen wir bei den Partnerbetrieben an und schauen, wo sich eine Möglichkeit ergibt“, sagt Dehoust. Ziel sei es, dass sich die jungen Menschen während des Praktikums beweisen könnten und einen Ausbildungsvertrag bekämen.

Die Erfolgschancen sind nicht schlecht: Seit 2016 sind laut Dehoust 560 Teilnehmende in das Joblinge-Programm in Heidelberg und Ludwigshafen aufgenommen worden - die Vermittlungsquote in der Region liege bei 86 Prozent.

Auch Melanie Spreng setzt große Hoffnungen in das Programm: „Ich bin 26, für mich ist es noch nicht zu spät. Ich will unbedingt noch eine Ausbildung machen“, sagt sie. Ihr erstes Ziel hat sie klar vor Augen: „Dieses Mal will ich wirklich dranbleiben“.

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Veröffentlicht
Von
Rosi Israel
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Redaktion Wirtschaftsreporterin

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