Speyer. Die Geschäftsführung der PFW Aerospace in Speyer reagiert gelassen auf eine anvisierte Trennung von der Konzernmutter Airbus. „Für uns als Zulieferer würde eine Unabhängigkeit von Airbus auch neue Chancen bieten“, sagte Geschäftsführer Jordi Boto mit Blick auf die Geschäftsbeziehungen zu Airbus-Konkurrenten wie Boeing oder die chinesische Comac. Diese seien bei der Zusammenarbeit mit Zulieferern, die unter der Kontrolle von Airbus stehen, naturgemäß vorsichtig.
1700 Mitarbeiter
Grundsätzlich bestätigte Boto die neue Situation für PFW: Der 2015 gestoppte Verkauf sei vom Mehrheitseigentümer Airbus und dem Finanzinvestor Safeguard „reaktiviert“ worden, sagte er. Das Prozedere stehe aber noch am Anfang, eine Entscheidung erwarte er erst Anfang 2019. Airbus lehnte auf Anfrage einen Kommentar ab.
PFW beschäftigt in Speyer etwa 1700 Mitarbeiter und gilt als einer der wichtigsten Zulieferer der Luftfahrtbranche. Spezialisiert ist das Unternehmen auf Rohrleitungssysteme für Kerosin, Wasser oder Luft. Die Anforderungen daran sind hoch, unter anderem wegen der extremen Temperatur-Unterschiede am Boden und in der Luft. Zudem müssten die Leitungen sehr flexibel sein, vor allem wenn sie innerhalb der Tragflächen verlegt werden, die sich während eines Fluges erheblich verbiegen können.
Zum Airbus-Konzern gehört PFW seit 2011. Der Flugzeugbauer hatte den Zulieferer übernommen, weil die Speyerer in Zahlungsschwierigkeiten geraten waren. Einen Ausfall ihres wichtigen Lieferanten wollte Airbus damals nicht riskieren.
Allerdings hatte Airbus stets betont, dass PFW nicht dauerhaft Teil des Konzerns bleiben werde. Verkaufsversuche scheiterten bislang aber am Preis oder an internen Unstimmigkeiten. „Mittlerweile ist die Geschäftslage aber viel klarer und die Situation deutlich stabiler als 2015“, machte Boto deutlich, dass er diesmal an einen erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen glaubt. Zu den Interessenten zählten 2015 unter anderem die Energiekonzerne Eaton (USA) und Total Hutchinson (Frankreich).
Unaufgeregt sieht auch die Arbeitnehmerseite die laufenden Verhandlungen. „Natürlich fragen sich die Mitarbeiter, was ein neuer Eigentümer mit dem Unternehmen vorhaben könnte“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Werner Rieder. „Aber es ist nicht so, dass hier große Unruhe herrscht.“ Die Geduldsprobe sei schließlich fast schon Normalität, man habe ja von Anfang an gewusst, dass Airbus irgendwann verkaufen werde. Ihm selbst sei wichtig, dass der neue Besitzer „sich im deutschen Arbeitsrecht auskennt und Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge weiterlaufen“.
PFW ist mehr als 100 Jahre alt und hat seine Ursprünge in den Pfalz-Flugzeugwerken, die unter anderem Kampfflugzeuge in beiden Weltkriegen produzierte. Immer wieder wechselte in der Folgezeit der Eigentümer, 1996 übernahmen nach vergeblicher Suche eines externen Investors sogar vorübergehend die Mitarbeiter das Unternehmen. 2001 verkauften sie PFW dann an den Finanzinvestor Safeguard, der bis heute rund ein Viertel der Anteile innehat.
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