Lebensmittel - Trend aus den USA fasst auch hierzulande Fuß / Mehr kleine Start-Ups als große Ketten

Frozen Yogurt auf deutsche Art

Von 
Kathrin Miedniak
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Kundin Kerstin hat sich ihr Frozen Yogurt in der Mannheimer Boost Juice Bar mit frischem Obst garnieren lassen.

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Mannheim. Die Läden sind bunt, das Eis ist weiß. Oder besser: der gefrorene Joghurt. In Deutschland fasst der Trend aus den USA mittlerweile Fuß. In vielen deutschen Städten haben in den vergangenen zwei Jahren Frozen Yogurt-Shops aufgemacht. Damit hinkt Deutschland einem Trend hinterher, der schon zu Beginn des neuen Jahrtausends in Südkorea entstand und mittlerweile die USA fest im Griff hat. In Deutschland gibt es derzeit erst hundert bis 120 Läden, schätzt Timur Lauer, Chef des Heilbronner Frozen Yogurt-Herstellers Fresh Five. "Es etablieren sich aber immer mehr Läden."

Frozen Yogurt, das ist eine Masse aus Joghurt, Milch und Zucker. Eine Maschine spritzt die Süßigkeit - ähnlich wie Softeis - aufgebläht mit viel Luft in einen Pappbecher. Das Ergebnis soll kalorienarm und fettfrei sein. "Frozen Yogurt wird als gesunde Alternative zu Eis vermarktet", sagt Barbara Schindler von der Gastronomie-Fachzeitschrift "food-service". Tatsächlich hängt das aber von der Auswahl der Toppings, also der Garnituren, ab. Eine Theke mit kleinen Behältern voller frischer Obststücke, Smarties, zerbröselter Kekse, Gummibärchen oder Nusssplitter, ergänzt um eine Reihe Flaschen mit Schoko-, Erdbeer- oder Karamellsoßen ist meist das Herzstück eines Frozen Yogurt-Ladens.

In Städten und Einkaufszentren

In den USA boomen gerade Läden mit Selbstbedienung, bei denen der Preis nach dem Gang zur Topping-Bar durch Wiegen festgestellt wird. "Das kommt in Deutschland nicht so gut an", sagt Lauer. "Die Deutschen sind sehr preissensibel", erklärt Schindler. Böse Überraschungen an der Kasse sind nicht beliebt. Auch die in Amerika übliche große Vielfalt an Geschmackssorten des Joghurteises wie Mango, Schokolade oder Vanille ist hierzulande nicht so gefragt. "Die Deutschen mögen das Frozen Yogurt am liebsten natur", sagt Fresh-Five-Chef Lauer.

Solche Unterschiede erklären laut Branchenexpertin Schindler, warum die weltweit großen Frozen Yogurt-Ketten, wie etwa die beiden koreanischen Firmen "Pinkberry" und "Red Mango", ihre Fühler noch nicht nach Deutschland ausgestreckt haben. Das eröffnet den Markt deutschen Unternehmern. "Bisher hat sich aber noch keine Kette bundesweit durchgesetzt", erklärt Lauer. "Es gibt viele kleine Start-Ups", sagt Schindler. Ein Frozen Yogurt-Laden sei schnell eröffnet. "Es ist etwas, das man mit wenig Aufwand und auf kleiner Fläche umsetzen kann." Gerade in Städten und in Einkaufszentren seien die Shops zu finden, in letzteren vor allem wegen der Unabhängigkeit von der Eissaison.

Um den Winter zu überbrücken, bieten viele Frozen Yogurt-Läden zusätzlich Smoothies, Salate oder Sandwiches an, meist wie das Eis im Straßenverkauf. "Frozen Yogurt ist eher ein Mitnahmeprodukt", sagt Marktkennerin Schindler von "food-service". "Das italienische Eis wird dagegen auch gern gemütlich in der Eisdiele sitzend gegessen", sagt Annalisa Carnio, Sprecherin der Union italienischer Speiseeishersteller in Deutschland. Joghurteis sei in den Eisdielen schon seit Jahren "ein Renner". Konkurrenz befürchtet Carnio von den neuen Läden nicht. "Momentan kann beides noch nebeneinander existieren."

Die Beliebtheit des Frozen Yogurts führt Schindler auf den "Made for me-Charakter" zurück, der bei der Zusammenstellung der Toppings entsteht. Auch die Vermarktung als gesund komme gut an. Die Firma Fresh Five geht noch einen Schritt weiter und setzt auf Bio. "Wir haben mit einer Molkerei ein Produkt entwickelt, das zu 80 Prozent aus Joghurt besteht", sagt Unternehmer Lauer. Die Firma beliefert viele Frozen Yogurt-Läden, darunter auch die Mannheimer Boost Juice Bar in P7. "Derzeit setzen noch viele auf billiges Frozen Yogurt-Pulver, trotzdem sind wir mit unserer Resonanz am Markt sehr zufrieden."

Ob sich Frozen Yogurt wie das italienische Eis einen festen Platz in der deutschen Lebensmittelbranche erkämpft, ist laut Schindler momentan ebenso schwer abzusehen, wie die Frage, ob die weltweiten Ketten doch noch hierzulande Fuß zu fassen versuchen. "Aber Frozen Yogurt hat wahrscheinlich bessere Chancen als der mittlerweile wieder fast verschwundene Bubble Tea", sagt Schindler. Warum? "Eis und Joghurt kennt man schon."

Frozen Yogurt in der Region

  • Fro und Yo kommen meist drin vor, der Rest ist eine Frage der Kreativität: Die Namen von Frozen Yogurt-Läden reichen von Frolé über Yobarca bis Youghurt.
  • Das Franchising-Unternehmen "Meloonia" in Darmstadt bietet nach eigenen Angaben die ersten Self-Serve Frozen Yogurt Shops in Deutschland. Läden befinden sich unter anderem im Einkaufszentrum Loop in Weiterstadt und im Mannheimer Stadthaus N1.
  • Auch die Kette "Immergrün" setzt auf Franchising. In Filialen in der Rhein-Galerie in Ludwigshafen und im Viernheimer Rhein-Neckar-Zentrum gibt es neben Frozen Yogurt auch Smoothies.
  • Das "yolicious" in der Ziegelgasse in Heidelberg setzt wie viele Frozen Yogurt-Läden auf Umweltfreundlichkeit und serviert seine Produkte in kompostierbaren Bechern. mie

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