Mannheim. Der Mannheimer Unterwäschehersteller Felina will sein Sortiment erweitern und damit auch neue Zielgruppen ansprechen. Derzeit arbeite man an einer neuen Marke, die unter dem Namen „Felina 1885“ laufen solle, erklärt Geschäftsführer Christian Stolba. Der Name erinnert an die Ursprünge des Unternehmens, das 1885 in Bad Rappenau gegründet wurde. Kurze Zeit später zog es nach Mannheim.
Unter „Felina 1885“ will das Mannheimer Unternehmen Unterwäsche im klassischen Stil verkaufen, und zwar – anders als bei der Hauptmarke Felina – im unteren Preissegment. „Bei Felina starten unsere Preise bei etwa 60 Euro, bei Felina 1885 soll der Einstieg bei 40 bis 50 Euro liegen“, sagt Stolba.
105 Mitarbeiter am Standort
Damit wolle man vor allem in Mittel- und Westeuropa neue Kundengruppen gewinnen. Auch in das Geschäft mit Bademoden, das Felina vor einigen Jahren zunächst aufgegeben hatte, ist das Mannheimer Unternehmen vor einigen Monaten wieder eingestiegen. „Das wollen wir weiter ausbauen“, sagt der Geschäftsführer.
In Mannheim soll Ende des Jahres zudem ein neues Onlineportal für den Wäschehandel starten: Dort sollen Fachhändler, die keinen eigenen Internetshop haben, ihre Produkte anbieten können. Felina selbst hat keinen eigenen Onlineshop. „Der Fachhandel ist unser wichtigster Vertriebspartner, dem wollen wir nicht durch einen eigenen Vertrieb über das Internet Konkurrenz machen“, erklärt Stolba.
Felina war Mitte 2017 von der lettischen Gruppe AS Lauma International übernommen worden, aus der inzwischen der schwedische Wäschekonzern ELG hervorgegangen ist.
Vor der Übernahme war Felina im Besitz des Luxemburger Private Equity Fonds palero invest. Er hatte das Unternehmen im Jahr 2015 gekauft. Private Equity Fonds sammeln Geld von Privatanlegern ein und beteiligen sich damit an Unternehmen. Ziel ist es in der Regel, die Firmen nach ein paar Jahren mit möglichst viel Gewinn wieder zu verkaufen. Unter palero waren bei Felina Stellen am Standort Mannheim weggefallen. Zudem wurde das Firmengelände an Tochtergesellschaften von palero verkauft, Felina ist dort inzwischen nur noch Mieter.
Unter dem Dach von ELG ist Felina nun in eine größere Firmengruppe eingebunden. „Ziel ist es, innerhalb der Gruppe die gesamte Wertschöpfungskette abzubilden – von speziellen Bändern und Stickereien für Unterwäsche bis zum fertigen BH“, erklärt Stolba. So würden bei einer ELG-Tochter in Lettland zum Beispiel Stickereien hergestellt, die in Zusammenarbeit mit den Designern in Mannheim entwickelt wurden. „Wir haben bei Felina Kompetenzen, die es bisher bei ELG noch nicht gab.“ Neben Einkauf, Marketing und Vertrieb von Felina sitzen in Mannheim auch die Designabteilung und die Musternäherei. Hier wird jedes Stück aus der Kollektion entworfen. Insgesamt arbeiten am Standort derzeit 105 Mitarbeiter. Produziert wird in Ungarn mit mehr als 500 Beschäftigten.
Umsatz legt leicht zu
Konkrete Zahlen zur Geschäftsentwicklung nennt Stolba nicht. 2018 habe es ein leichtes Umsatzplus gegeben und ein positives Ergebnis. „Da wir einiges in neue Produktlinien wie Bademode und Sport und in zusätzliches Personal investiert haben, haben wir beim Ergebnis aber nicht zugelegt“, sagt der Geschäftsführer. Im laufenden Jahr solle der Umsatz erneut wachsen.
2017 hatte die Felina GmbH nach Angaben im elektronischen Bundesanzeiger rund 34 Millionen Euro umgesetzt. Das Jahresergebnis lag bei 2,2 Millionen Euro.
Bei der Gewerkschaft IG Metall bewertet man den Kurs, den das Unternehmen eingeschlagen hat, positiv. „Die Marke wird gestärkt und soll verjüngt werden, das sehe ich als gutes Signal“, sagt Gewerkschaftssekretär Simon Goldenstein. „Ich gehe davon aus, dass die Beschäftigung am Standort stabil bleibt.“
Wechselvolle Geschichte
- Die Wurzeln von Felina liegen in Bad Rappenau. Dort gründete der Unternehmer Eugen J. Herbst 1885 eine Korsettfabrik mit rund zehn Mitarbeitern.
- 1890 siedelte das Unternehmen nach Mannheim um, da die Räumlichkeiten in Bad Rappenau zu klein wurden.
- Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg expandierte Felina stark. Zwischenzeitlich zählte der Dessoushersteller in seinem Hauptwerk in Mannheim und an Standorten in Kaiserslautern, Ketsch und Worms mehrere tausend Mitarbeiter.
- Später wurde die gesamte Produktion nach Osteuropa verlagert.
- 1982 übernahmen Schweizer Investoren Felina. Der Firmensitz wechselte in die Schweiz, die operative Zentrale blieb in Mannheim. Im Jahr 2010 arbeiteten dort noch etwa 170 Mitarbeiter, heute sind es 105.
- 2015 übernahm der Fonds palero invest das Unternehmen. Mitte 2017 verkaufte er es an die lettische Gruppe AS Lauma International.
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