Mannheim. Jetzt haben auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Mannheim Klarheit darüber, was die Neuausrichtung ihres Arbeitgebers, dem schwedischen Hygieneartikel-Hersteller Essity, bedeutet. Wie berichtet, hatte das Unternehmen angekündigt, die Produktion der „Tempo“-Taschentücher nach mehr als 60 Jahren aus dem nordrhein-westfälischen Neuss nach Mannheim zu verlagern.
Auf einer Betriebsversammlung in der vergangenen Woche hat die Unternehmensleitung den rund 2100 Beschäftigten am größten deutschen Standort die künftige Strategie erläutert. „Es ist eine strategische Maßnahme und keine Sparmaßnahme“, betonte Steffen Seuthe, Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie. Vielmehr gehe es darum die Bereiche Markenprodukte und Handelsmarken - darunter versteht man die Eigenmarken von Discountern und Supermärkten - zusammenzuführen. Markenprodukte wie „Tempo“ sollen in Mannheim konzentriert werden, Handelsmarken in Neuss.
„Ärger ist berechtigt“
Am dortigen Standort hatte die Entscheidung von Essity für Empörung gesorgt. „Ich kann die Emotion in Neuss verstehen“, sagte der Mannheimer Betriebsratsvorsitzende Frank Gottselig, der auch Vorsitzender des Konzernbetriebsrats ist. Das sei vergleichbar mit der Identifikation mit dem Markennamen „Softis“, der in Mannheim entwickelt und produziert wurde und eng mit der Stadt verknüpft war, aber im Zuge einer Übernahme verkauft werden musste. „Softis und Zewa war, beziehungsweise ist unsere DNA“, so Gottselig.
Seuthe berichtete, dass Essity deutlich gemacht habe, „absolutes Verständnis für die Emotion in Neuss“ zu haben. „Der Ärger ist auch berechtigt“, so Seuthe, „die Mitarbeitenden haben eine Bindung zur eigenen Arbeit und dem eigenen Produkt.“ Die Änderungen seien den Kundenansprüchen geschuldet. Man könne mit der neuen Strategie passgenauer auf die Kunden eingehen, so Seuthe. „Es fällt etwas weg, aber das, was nachkommt, ist nicht weniger wert.“
Bei der außerordentlichen Betriebsversammlung habe die Unternehmensleitung alle Fragen der Mitarbeitenden beantwortet, erklärte Gottselig. „In unserer Branche entscheidet letztlich immer der Kunde, was er kauft und wie viel er bereit ist, dafür auszugeben.“ Die deutschen Standorte müssten vom Rohstoff bis zur Logistik ausbalanciert sein. Nur so seien Investitionen, etwa in Umweltschutz und Nachhaltigkeit, möglich.
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