Wirtschaftsberatung: Zusätzliche Arbeitsplätze und neue Wachstumsfelder in der Metropolregion

Ernst & Young stärkt Standort Mannheim

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Michael Roth

Mannheim. Trotz Wirtschaftskrise stehen die Zeichen am Mannheimer Standort der Wirtschaftsprüfungs-, Steuer- und Unternehmensberatungsgesellschaft Ernst & Young auf Expansion. "Unser Ziel ist die Stärkung des Standorts", kündigt Peter Wollmert, für die Region Rhein-Neckar-Saar zuständiges Vorstandsmitglied, im Gespräch mit dieser Zeitung an.

Das wird sich auch in neuen Arbeitsplätzen bemerkbar machen. Die derzeitige Zahl von 200 Wirtschaftsprüfern, Steuer- und weiteren Branchenberatern könnte 2010 um bis zu zehn Prozent aufgestockt werden. Der Mietvertrag für die Büros am Luisenpark wurde gerade um zehn Jahre verlängert.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr, in dem der Gesamtkonzern Ernst & Young einen Umsatzrückgang von einem Prozent verzeichnete, legte das Geschäft in Mannheim um mehr als fünf Prozent zu. Die Metropolregion ist eine wirtschaftlich starke Region, und die Kunden schätzten räumliche Nähe, nur so könnten sie gut betreut werden, sagt Wollmert.

Große Kunden von Ernst & Young sind nach Angaben der jeweiligen Geschäftsberichte Freudenberg, Bilfinger Berger, ABB, dm und die Wild-Gruppe. Die zusätzlichen Umsätze im nächsten Jahr sollen durch eine stärkere Marktdurchdringung, das heißt mehr Aufträge von bestehenden Kunden und auch durch die Akquise neuer Kunden kommen. "Der Standort Mannheim hat die Größe, um flächendeckend anbieten zu können", erklärt Thomas Müller, Leiter der Niederlassung Mannheim.

"Das größte Wachstum kommt aus der Internationalisierung und Spezialisierung der Wirtschaft", so Wollmert. Als Beispiele nennt er die Steuer- und Sozialversicherungsberatung von Mitarbeitern, die von Konzernen ins Ausland entsandt werden. Unter Spezialisierung fällt laut Wollmert zum Beispiel "Compliance", also die Einhaltung von Verhaltensregeln und Gesetzen, wie etwa Anti-Korruptionsrichtlinien.

Aber auch das Transaktionsgeschäft (Kauf und Verkauf von Unternehmen) werde 2010 in der Region wieder anziehen, ist er sich sicher. Bei vielen mittelständischen Unternehmen dagegen stehe aufgrund der schwachen Ertrags- und Eigenkapitallage eher Restrukturierung und Liquiditätsmanagement im Fokus.

Vor einer großen Reform mit Steuererklärungen, die auf den berühmten "Bierdeckel" des CDU-Politikers Friedrich Merz passen, haben Wollmert und Müller keine Angst. Sollte es jemals eine so einfache Regelung geben, mag das Berater für Privatkunden angehen. In der Unternehmensbesteuerung wird das deutsche Steuerrecht eher umfangreicher als einfacher. "Politiker wollen oft vereinfachen, doch dann wird es komplexer", weiß Wollmert.

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