USA

Elon Musk und Jeff Bezos wetteifern um die Gunst von Trump

Die beiden reichsten Männer der Welt liefern sich Duell um Einfluss und Aufträge für die Raumfahrt. Der neue Präsident sieht zu

Von 
Dirk Hautkapp
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Der designierte US-Präsident Donald Trump (M.) lauscht Elon Musk (l.), der den Start einer SpaceX-Starship-Rakete erklärt. © Brandon Bell/Getty Images North America Pool via AP/dpa

Washington. Zusammen besitzen sie privat 550 Milliarden Dollar. Aber sie kabbeln sich wie kleine Jungs im Sandkasten, die sich nicht einigen können, wer das größere Schippchen hat. Elon Musk und Jeff Bezos spielen das „Highlander“-Spiel - es kann nur einen geben - schon seit Jahren. Seit Donald Trump auf dem Rückweg ins Weiße Haus ist, hat die Rivalität neue Formen angenommen. Es geht um Prestige und Milliarden-Aufträge der öffentlichen Hand. Der Tesla- und SpaceX-Boss, extrovertiert und ständig wie auf Speed, hat dem Amazon-Gründer, still und bis in die Augenpartien schläfrig, neulich auf X mit Anlauf vors Schienbein getreten.

„Ich habe heute Abend in Mar-a-Lago erfahren, dass Jeff Bezos allen erzählt hat, dass @realDonaldTrump mit Sicherheit verlieren würde, also sollten sie alle ihre Aktien von Tesla und SpaceX verkaufen“, schrieb Musk, der seine Kommunikationsplattform inflationär für Sticheleien und Provokationen in eigener Sache nutzt. Bezos erwiderte: „Nein. 100 % nicht wahr.“ Worauf Musk (ergänzt mit einem Tränen lachenden Emoji) nachlegte: „Nun, dann nehme ich alles zurück.“

Das kurze digitale Rededuell könnte man getrost unter Sonstiges abhaken, wenn nicht massive wirtschaftliche Interessen dahinter stünden. Zwei Titanen wollen ihre Imperien befestigen beziehungsweise ausbauen.

SpaceX (Musk) und Blue Origin (Bezos), die beiden Raketenbau- und Weltraumerkundungsunternehmen, konkurrieren regelmäßig um Regierungsaufträge und waren bereits in der Vergangenheit in Klagen über Beschaffungspraktiken der staatlichen Weltraumagentur Nasa verwickelt.

2021 zog Bezos die Nasa wegen der Vergabe eines Mondlandefähren-Vertrags an SpaceX vor Gericht und verlor. Im vergangenen Sommer versuchte Bezos bei der Luftaufsichtsbehörde FAA zu erreichen, dass Musks Starship-Raketen nicht mehr so oft starten dürfen; er machte Umweltbedenken geltend. Musk ging hoch wie eine Rakete und verspottete Bezos’ Firma als „Sue Origin“ (Klageursache).

Blue Origin hat noch nie eine Umlaufbahn erreicht

Nach Ansicht von Analysten geht der Zwist darauf zurück, dass Bezos’ Raumfahrtprojekte Jahre hinter dem Zeitplan von SpaceX zurückliegen. Musks Unternehmen hat allein im vergangenen Jahr 100 Starts durchgeführt und dabei Tausende seiner Starlink-Internet-Satelliten in den Himmel gebracht.

Blue Origin, vor fast 25 Jahren gegründet, hat dagegen noch nie eine Umlaufbahn erreicht oder eine nationale Sicherheitsmission ausgerichtet. Auch hat Bezos den wiederverwendbaren Raketen-Boostern von Musk, die die Kosten für Raumflüge nachhaltig senken, nicht wirklich etwas entgegenzusetzen. Bezos’ Unternehmen konkurriert mit SpaceX um Verträge des US-Verteidigungsministeriums im Volumen von fast sechs Milliarden US-Dollar in den kommenden fünf Jahren.

Bei solchen Rahmenbedingungen kommt es darauf an, wer eine kurze Leitung ins Weiße Haus hat und wer nicht. Hier ist Musk, der sich spätestens seit dem Attentat auf Trump im Sommer mit Haut und Haaren und 200 Millionen Dollar Wahlkampfhilfe dem Rechtspopulisten verschrieben hat, im Vorteil.

Nicht nur hat Trump den reichsten Mann der Welt vor wenigen Tagen ins texanische Boca Chica begleitet, um dem Start einer Starship-Rakete von SpaceX beizuwohnen. Trump hat Musk auch zu einer Art „First Buddy“ gemacht, der bei Kabinettsentscheidungen mitreden durfte und künftig mit dem ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Vivek Ramaswamy zusammen eine Stabsstelle leiten darf, die Sparvorschläge im defizitären Bundeshaushalt in Billionen-Höhe vorlegen soll.

Jeff Bezos ist Lichtjahre vom „inner circle“ Trumps entfernt. Zwischen den Männern kriselt es vor allem, weil Bezos Eigentümer der „Washington Post“ ist. Das Hauptstadtblatt nimmt Trump wie andere Leitmedien auch seit Jahren hart ran, worüber sich Trump bis heute beschwert und wofür er eine Entschuldigung erwartet.

In der Vergangenheit äußerte sich Trump abfällig über Amazon, das er als Monopol bezeichnete. Im Gegenzug verdächtigte der Konzern Trump, in seiner ersten Amtszeit dafür gesorgt zu haben, dass Amazon bei der Ausschreibung eines zehn Milliarden Dollar schweren Cloud-Computing-Auftrags des Verteidigungsministeriums leer ausging.

„Washington Post“-Eigner Bezos untersagte Wahlempfehlung

Bezos trug der heiklen Situation Rechnung, indem er der Redaktion der „Post“ untersagte, vor der Präsidentschaftswahl am 5. November die Wahlempfehlung zu veröffentlichen; sie wäre für Kamala Harris ausgefallen. Das reicht offenbar nicht. Hintergrund: Andy Jassy, der 2021 die Nachfolge von Bezos an der Spitze von Amazon antrat, wurde im August von Trump in einem Telefonat aufgefordert, für seinen Wahlkampf zu spenden. Das sei im Interesse von Amazon, falls er gewinnen sollte. Jassy, heißt es, sei dem nicht gefolgt.

Aktuell hat Musk im Kräftespiel klar die Oberhand. Er kann es sich leisten, wie schon 2021 Bezos’ schillernden Lebenswandel, in dem häufige Standortwechsel und Luxus-Yachten vorkommen, aufs Korn zu nehmen. Damals sagte er über den Rivalen: „Er sollte mehr Zeit bei Blue Origin und weniger Zeit im Whirlpool verbringen.“

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