Kraftstoffe - ADAC macht sich für Superbenzin mit Bioethanol stark / Österreich plant "Vorzeige-Tankstellen"

E10 steigert Marktanteil weiter

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Alexander Jungert
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Mehr als ein Jahr nach der Einführung geht die Skepsis deutscher Autofahrer gegenüber E10 langsam, aber sicher zurück.

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mannheim/wien. Das Superbenzin E10 mit einem Anteil von bis zu zehn Prozent Bioethanol kommt bei Autofahrern in Deutschland immer besser an. Wie der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft berichtet, ist der Verbrauch des Superbenzins weiter gestiegen. Nach jüngsten Daten vom April lag der Marktanteil bei 15,35 Prozent (April 2011: 9,2 Prozent). Damit habe sich E10 als zweitstärkste Benzinsorte nach Super und vor Super Plus etabliert, so der Verband. Er stützt sich auf Angaben des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Auch CropEnergies, einer der größten Hersteller von Bioethanol mit Sitz in Mannheim, hat stets auf diese Statistik verwiesen.

Mit einer Prognose ist der ADAC vorsichtig, hofft aber, das sich der Absatz weiterhin positiv entwickelt. "Wir halten große Stücke auf E10", sagt ein Sprecher. Bis heute seien dem Club keine Fahrzeugschäden durch den gemischten Sprit bekannt. "Bei Autos, die für E10 freigegeben sind, brauchen Verbraucher absolut keine Angst zu haben." Nach Angaben des Umweltbundesamtes sind das mehr als 90 Prozent.

Während E10 in Deutschland - nach Chaos bei der Einführung im vergangenen Jahr - an Akzeptanz gewinnt, gehen die Streitereien im Nachbarland Österreich weiter. "Angst vor deutschem Desaster", heißt es da in manchen Medien. Umweltminister Niki Berlakovich kämpft zwar für die Einführung von "Eurosuper 95 E10", dem bis zu zehn Prozent Bioethanol beigemischt ist.

Doch so richtig scheint er sich nicht zu trauen. Dafür ist der Widerstand zu groß, sowohl aus der Bevölkerung als auch aus der Politik. Die Verhandlungen mit anderen Ministerien und der Mineralölbranche seien "sehr schwierig", sagte Berlakovich vor kurzem im österreichischen Fernsehen. Jetzt plant er offenbar, das neue Eurosuper stufenweise einzuführen. "Vorzeige-Tankstellen" soll es geben, die das Öko-Superbenzin ins rechte Licht rücken. Der Umweltminister argumentiert euphorisch mit sinkendem CO2-Ausstoß und einer geringeren Abhängigkeit von teueren Öl-Importen.

Südzucker-Gesellschaft involviert

Die Mineralölwirtschaft in Österreich hingegen ist nicht begeistert von der Idee, eine Zapfsäule für E10 reservieren zu müssen - aber weiter Super 95 anzubieten, weil Motoren von älteren Wagen zehn Prozent Pflanzenanteil nicht vertragen könnten. Zudem befürchten die Tankstellen-Betreiber, Umsatz an die Agrana zu verlieren. Agrana gehört wie CropEnergies zum Mannheimer Südzucker-Konzern und ist einer der führenden Hersteller von Bioethanol aus Österreich. Die Tankstellen-Betreiber müssten das Bioethanol bei dem Unternehmen einkaufen und damit das "Eurosuper 95 E10" mischen.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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