Mannheim. Auf einer Betriebsversammlung sind die Mitarbeiter des Mannheimer Bibliographischen Instituts (BI) - besser bekannt als Duden-Verlag - gestern über den geplanten Umbau des Unternehmens informiert worden. Demnach will der Mutterkonzern Cornelsen die Aktivitäten des Mannheimer Verlags künftig auf zwei Standorte verteilen. Das Geschäft mit gedruckten Büchern soll dabei nach Berlin verlagert werden. Dazu gehört unter anderem das Flaggschiff des Verlags, das gedruckte Nachschlagewerk Duden, aber zum Beispiel auch die Atlanten der Marke Meyers.
Der Stammsitz Mannheim wird den Plänen nach nur noch den Bereich Sprachtechnologie (Korrektur-Software, Duden online) behalten. Denn die bislang ebenfalls hier angesiedelte Sparte Kinder- und Jugendbuch will Cornelsen verkaufen. An wen, steht laut Cornelsen-Chef Alexander Bob noch nicht fest. Zu der Sparte gehören neben der Marke Sauerländer auch Produkte der Marken Duden und Meyers.
Empörung beim Betriebsrat
Auf die Belegschaft kommen damit deutliche Einschnitte zu: Wenn der Umbau abgeschlossen ist, sollen in Mannheim noch rund 30 Beschäftigte für das BI arbeiten. Derzeit sind es rund 190. Die geplanten Veränderungen sollen "schnellstmöglich" umgesetzt werden.
Beim Betriebsrat sorgte die Nachricht gestern für Empörung und Unverständnis: "Das übertrifft unsere schlimmsten Erwartungen. Wir werden alles tun, um die Zerschlagung des Duden-Verlags zu verhindern", kündigte Betriebsratschef Michael Bauer gestern an. Unter anderem sei nicht nachvollziehbar, warum die Sparte Kinder- und Jugendbuch, die zuletzt von der Geschäftsführung in Mannheim als aussichtsreiches Geschäftsfeld propagiert wurde, verkauft werden soll. Skeptisch ist Bauer auch, was die in Mannheim verbleibende Sprachtechnologie betrifft: "Das ist ein sehr mühsames Geschäft und steht auf sehr wackeligen Füßen", sagte er.
Cornelsen-Chef Bob wiederum betont, dass der Bereich in Zukunft wachsen soll. Man habe zuletzt in die Technik investiert und wolle nun den Vertrieb stärken, um neue Zielgruppen zu erschließen. Dazu zählten zum Beispiel Behörden. Auch das Duden-Online-Angebot sei wichtig. Die Reichweite habe sich hier auf sieben Millionen Visits im Monat verdoppelt. Allerdings seien die Umsätze, die man sich von dem Auftritt erhofft, nicht im gleichen Umfang gestiegen. "Da arbeiten wir aber dran", so Bob.
Die geplanten Veränderungen seien der "einzige Weg, um das BI dauerhaft zu erhalten - auch wenn das traurigerweise viele Arbeitsplätze kosten wird", so Bob. "Die Erwartungen die wir hatten, als wir den Verlag übernommen haben, haben sich trotz aller Anstrengungen, auch von der Belegschaft, leider nicht erfüllt."
Für das laufende Jahr rechnet Bob beim BI mit einem Umsatz von rund 35 Millionen Euro, 2010 waren es noch 40 Millionen gewesen. Zudem schreibe der Verlag Verluste. Ein weiterer Grund für den Umbau sei die Entwicklung im Buchhandel mit schrumpfenden Flächen und weniger Läden. Darüber hinaus stehe Cornelsen insgesamt vor einer Neuausrichtung: Die Gruppe wolle sich stärker auf die digitalen Herausforderungen konzentrieren. Von Aktivitäten, bei denen man nicht unter den "Top 3" sei - wie eben im Bereich Kinder- und Jugendbuch - wolle man sich dagegen trennen.
Offen ist, was mit dem Verlagsgebäude des BI in der Mannheimer Dudenstraße passiert, wenn dort nur noch 30 Beschäftigte arbeiten. Die Immobilie ist im Besitz des Unternehmens. "Dazu gibt es noch keine Pläne", sagte Bob gestern.
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