Energie - Zu hohes Angebot von Wind- und Solaranlagen - aber nur an manchen Tagen

Draufzahlen bei Stromverkauf

Lesedauer: 

Durch die Netze floss letztes Jahr reichlich Strom ins Ausland.

© dpa

Wiesbaden/Berlin. Deutschland hat trotz der Abschaltung von acht Atomkraftwerken im vergangenen Jahr so viel Strom ins Ausland (vor allem in die Niederlande, nach Österreich und in die Schweiz) exportiert wie zuletzt vor fünf Jahren. Der Überschuss war. Grund für den Überschuss ist die Energiewende mit der Zunahme von Solar- und Windstrom. Der Anteil alternativer Energien kletterte 2012 in Deutschland auf 23 Prozent. Da aber die Produktion in Wind- und Solarparks je nach Wetter schwankt, kommt es immer wieder zu hohen Überschüssen. Zeitweise kam es dadurch vergangenes Jahr auch zu negativen Strompreisen - deutsche Versorger mussten für das Abnehmen des Stroms sogar noch draufzahlen.

Beispiel 24. März: Zum ersten Mal wurden an diesem Tag negative Preise "in signifikanter Höhe zur Mittagszeit beobachtet", hat der Energieexperte Marco Nicolosi vom Beratungsunternehmen Ecofys ermittelt. Das bedeutet, es mussten gegen 14 Uhr rund 50 Euro pro Megawattstunde von deutschen Versorgern drauf gezahlt werden, damit das Ausland den überschüssigen Strom abnahm - in der Spitze waren es sogar bis zu 200 Euro.

"Es ist grundsätzlich zu erwarten, dass sich bei hohen Anteilen Solarenergie zur Mittagszeit negative Preise einstellen können, für das Jahr 2013 kommt dies jedoch überraschend", betont Nicolosi mit Blick auf den 24. März, übrigens ein Sonntag. Generell gilt, dass bei einer hohen Einspeisung bei geringer Nachfrage negative Strompreise entstehen können. Für den 24. März gab es eine zu geringe Vortagsprognose zur Einspeisung erneuerbarer Energien - dadurch waren zu viele Kohle- und Atomkraftwerke am Netz, die in der Regel nicht einfach mal eben schnell heruntergefahren werden können.

Und der Verbraucher hat von dem hohen Überschuss auch kaum etwas, eher im Gegenteil. Zwar senken die erneuerbaren Energien - der Ökostrom-Anteil lag 2012 bereits bei 23 Prozent - die Einkaufspreise deutlich für Strom. Aber so paradox es klingen mag: Genau durch diesen Effekt drohen den Bürgern weiter steigende Strompreise. Grund ist die Berechnungsgrundlage der Erneuerbare-Energien-Umlage, die allen Verbrauchern auf den Strompreis aufgeschlagen wird.

Gibt es negative Strompreise, wächst die Differenz zu den auf 20 Jahre garantierten Einspeisevergütungen deutlich - dadurch steigt die Umlage. Jetzt schon zahlt ein Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden netto 185 Euro nur für die Ökostrom-Vergütungen. Fallen die Börsenstrompreise weiter - und sind an einzelnen Tagen sogar negativ - dürften die Ökostromkosten im kommenden Jahr die 200-Euro-Grenze pro Haushalt locker überschreiten. dpa

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen