Stresstest - Neue Fünf-Euro-Banknote übersteht selbst mutwillige Angriffe weitgehend ohne schwere Schäden

Dieser Schein trügt nicht

Von 
Justin Pietsch
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Mannheim. Seit Anfang Mai ist der neue Fünf-Euro-Schein im Umlauf: Besonders haltbar soll er sein, der Baumwollkern wurde extra mit Speziallack versehen. Das Ergebnis: Er sieht aus wie Spielgeld und fühlt sich auch so an, mit dieser provozierend glatten Oberfläche. Fehlt nur noch, dass die Notenbanker auf den Schein geschrieben hätten: "Mich kriegst du nicht klein!" So viel Provokation schreit nach einem Stresstest: Ich falte die Banknote zusammen, kippe Rotwein darüber und Ammoniaklösung, backe sie im Ofen, schleudere sie in der Waschmaschine und malträtiere sie mit Rohrreiniger. Danach sieht der Schein ganz schön alt aus.

Falten: Einmal quer gefaltet, einmal längs, dann noch zweimal quer - schon ist der Schein gerade mal so groß wie eine 20-Cent-Münze. Das übersteht er problemlos und ohne Risse. Dennoch: Er wirkt ganz schön geknickt, einige Falze wird er bis zuletzt nicht wieder los. Sie tragen mutmaßlich dazu bei, dass andere Attacken auf den Euro später eine größere Wirkung entfalten.

Rotwein: Rotweinflecken können ziemlich fies sein, auf der weißen Tischdecke zum Beispiel. Oft kriegt man sie dann nie wieder raus. Dieses Problem hat der Fünf-Euro-Schein nicht: An der Banknote perlt der Wein scheinbar mühelos ab. Selbst ein mehrminütiges Bad im Rotwein übersteht er ohne größere Blessuren: Kurz mit dem Küchenpapier drübergewischt, ein paar Minuten trocknen lassen - schon ist er wieder ganz der Alte, ohne missliche Flecken. Hier zeigt der Speziallack, was er kann, er schützt den Baumwollkern. Wenn er nicht so glatt wäre - wer weiß, vielleicht wäre der Lack auch was für Tischdecken und andere verschmutzungsgefährdete Textilien. Wie dem auch sei, für mich steht fest: Der Lack muss ab.

Ammoniaklösung: Sie stinkt bestialisch, und man sollte schon aus Gesundheitsgründen vermeiden, sie einzuatmen: Ammoniaklösung, mit einer Konzentration von mehr als 9,6 Prozent. Ammoniak ist basisch, in hoher Konzentration wirkt es ätzend, und wenn das Zeug so aggressiv ist, wie es riecht, dann müsste es den Fünf-Euro-Schein binnen Sekunden zersetzen. Also: Schein auf den Teller, Ammoniaklösung drübergekippt, Schein mehrmals darin gewendet. Das Ergebnis: Der Schein ist nass und stinkt. Er hat viel von der Lösung aufgenommen, hat nun eine leicht gesprenkelte Struktur; die Schutzschicht wurde also zumindest teilweise überwunden. Aber: Der Schein ist noch ganz, Farben oder Wasserzeichen wurden nicht angegriffen.

Backofen: Die Banknote ist nass - also ab ins Warme mit ihr. Mal sehen, wie sie sich bei 200 Grad im Backofen schlägt - Umluft, zehn Minuten. Und siehe da: Sichtlich erholt sieht der Schein danach aus, mit gesunder Urlaubsbräune, die er nicht wieder ablegt. Auch das haptische Erlebnis ist anders: Der Schein fühlt sich nicht mehr so an wie Spielgeld, eher wie trockenes Laub - ein Großteil des Lacks ist offenbar ab, was aber auch am Ammoniak gelegen haben mag. Noch etwas fällt auf: Der Sicherheitsstreifen, der sich durch die große Fünf zieht, zeichnet sich nun deutlich ab, tief eingeröstet in Dunkelbraun. Zahlen kann man damit nun sicher nicht mehr. Aber vielleicht hilft Waschen gegen die Bräune.

Kochwäsche: Waschmaschine auf, Handtücher und Schein rein, 70 Grad Kochwäsche, mit Vollwaschmittel, mehr als zwei Stunden, bei 1400 Umdrehungen pro Minute - das steckt der Schein locker weg. Nur leicht gewellt kommt er aus der Maschine, und einige Millimeter länger als zuvor. Doch kaum ist er trocken, hat er wieder seine Normalgröße, zumindest beinahe: Er ist tatsächlich einen Millimeter schmaler als zuvor. Das könnte auch am Backen gelegen haben. Aber ansonsten: noch immer gebräunt, platt, Farben noch da.

Abflussreiniger: Da hilft nur die Chemie-Keule: Abflussreiniger. Pulver auf den Schein, dann etwas Wasser - schon bitzelt es wie Brausepulver und schlägt kleine Bläschen. Nach einer halben Stunde hat das Pulver die silbernen Hologramme zerfressen, und dort, wo besonders viel Reiniger bitzelte, wurde auch die Farbe angegriffen: Ein Wischtest mit dem Küchentuch zeigt's. An den Seiten hat's den Schein merklich zusammengezurrt. Immerhin: Er ist noch ganz, ohne Löcher oder Risse. Zahlen kann man damit trotzdem nicht mehr, und die Bundesbank wird ihn nicht eintauschen: Bei mutwilliger Zerstörung leistet sie keinen Ersatz. Auch ein unbeschädigter Schein würde aber zumindest an so manchem Fahrkartenautomaten in der Region ohnehin nichts nützen.

RNV-Automaten mit Problemen

212 der rund 400 Fahrkartenautomaten der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH akzeptieren Geldscheine.

Davon nehmen 85 Automaten in Mannheim und Ludwigshafen den neuen Fünf-Euro-Schein nicht an -deren Technologie ist laut RNV zu alt. Umrüsten wäre aber sehr teuer.

Die alten Automaten sollen ab Ende dieses Jahres durch moderne Modelle ersetzt werden. Bis Ende 2014, sagt ein RNV-Sprecher, soll der Austausch abgeschlossen sein.

Ein früherer Austausch sei wegen langfristiger Planungen nicht möglich gewesen. jup

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