Gutachten - Fusion oder Verschmelzung der Betreibergesellschaften in Mannheim und Speyer kein Thema mehr

Die Region behält ihre zwei Flugplätze Speyer und Mannheim

Von 
Walter Serif
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2014 startete die erste Maschine der Rhein-Neckar Air vom Mannheimer City Airport nach Berlin. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Immer wieder geistert das Wort Fusion während der virtuellen Pressekonferenz durch die Runde, zu der die zwei Flugplatzbetreibergesellschaften FSL Flugplatz Speyer/Ludwigshafen GmbH und Rhein-Neckar Flugplatz GmbH sowie der Verband Region Rhein-Neckar eingeladen haben. Das ist bemerkenswert, weil der Anlass des Termins die Vorstellung eines Gutachtens der Mannheimer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft WISTA ist. Das Gutachten bescheinigt den Auftraggebern, dass eine Fusion keine Option ist. Und dennoch reißen die Fragen der Journalisten in diese Richtung einfach nicht ab.

„Keine Dreckspatzen“

Das mag daran liegen, dass vom Wort Fusion oft eine magische Wirkung ausgeht. Zusammenschlüsse sind eine beliebte Strategie, die auch dann eingesetzt werden kann, wenn es zwei Betrieben so schlecht geht, dass sie sich lieber zusammentun statt jeder für sich eines elenden Todes zu sterben. Oder einer muss sterben, damit der andere überlebt. Oder zwei Starke gehen zusammen und werden noch stärker. Der Fantasie sind da also keine Grenzen gesetzt. „Wir haben ja schon 2015 ein Gutachten erstellen lassen, das der Frage nachgegangen ist, ob ein neuer regionaler Flughafen für die Metropolregion sinnvoll wäre“, erklärt Verbandsdirektor Christoph Trinemeier und liefert für diejenigen, die es vergessen haben oder nicht mehr genau wissen, die Antwort mit: „Das ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll.“

Also heißt die Devise: Optimierung und Verbesserung der Wirtschaftlichkeit. Denn die zwei Flugplätze in Speyer und Mannheim - es gibt auch noch einen kleineren in Worms - haben in der Vergangenheit ständig rote Zahlen produziert. Könnte man deshalb den Flugverkehr nicht auf einen Standort konzentrieren - oder gibt es die Möglichkeit einer Verschmelzung der Gesellschaften beziehungsweise die Gründung eines Joint Ventures?

Diese Fragen sollte das neue Gutachten beantworten. Der Verband hat sich übrigens an den Kosten mit 7000 Euro beteiligt, denn auch er verfolgt natürlich das Ziel, dass der Flugverkehr in der Metropolregion erhalten bleibt. Dort tummeln sich viele internationale Unternehmen. Deren Manager steuern auf ihren Reisen nicht nur Ziele wie Paris oder London, sondern auch Orte in Slowenien oder Rumänien an, deren Namen nur Geografie-Nerds ein Begriff sind. Der Umweg über Frankfurt würde wenig Sinn machen.

Wer sich von dem Gutachten aber einen großen Wurf erwartet hat, den muss Roland Kern enttäuschen. Der Speyerer Chefpilot, der am Jahresende seinen Job aufgibt, sieht die Betreibergesellschaften in der Pflicht, eine Politik der kleinen Schritte zu verfolgen. „Es gibt keine Fusion, es gibt keine Verschmelzung der Gesellschaften, weil deren Struktur völlig unterschiedlich ist. Speyer kann keinen Linienverkehr aufbauen, Mannheim wegen der kurzen Landebahn keine großen Flugzeuge starten lassen“, sagt Kern.

Das Gutachten ist für ihn nur ein Zwischenschritt. Das sieht auch Reinhard Becker, der Geschäftsführer der Rhein-Neckar Air, so und wehrt sich gegen das schlechte Image des Luftverkehrs in Zeiten des Klimaschutzes: „Die Flugplätze sind nicht die Dreckspatzen der Region“, sagt er und betont, dass die Branche einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten will. Er nennt die Stichwörter Wasserstoff, Elektroantrieb und Drohnen - also alles Dinge, die den Flugverkehr sauberer und leiser machen würden, aber auch noch Zukunftsmusik sind. Beim Stichwort Lärm wird auch klar, dass eine Fusion nicht nur von ökonomischen oder strukturellen Faktoren abhängt. „Beide Flugplätze liegen sehr nahe an der Stadt. Wenn einer schließt und der andere den Verkehr übernehmen muss, bringt das gesellschaftspolitische Probleme mit sich“, sagt Kern. Will heißen: Dann laufen die Anwohner Sturm.

Ende der Defizitwirtschaft

Zumindest der ökonomische Druck auf die Betreibergesellschaften, um jeden Preis Kosten einzusparen, hat sich vermindert. Speyer erzielt 2021 zum ersten Mal einen operativen Gewinn. Da der Bund sich am Instrumenten-Anflugverfahren beteiligen will, gibt es bald zusätzliche Staatsknete. Aber auch für Mannheim zeichnet sich das Ende des Defizite ab. Der Bund springt mit einer Million Euro für die Kosten der Flugsicherung ein. Dadurch dürfte sich der Verlust in Luft auflösen.

Das Gutachten empfiehlt den zwei Betreibern mehr zu kooperieren, die Kosteneinsparungen etwa beim Einkauf von Flugbenzin oder der Nutzung der Feuerwehr halten sich aber in Grenzen. Trotzdem hat sich der Horizont jetzt aufgehellt.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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