Ratgeber Geld

Das Sparschwein und der Schweinehund: So geht Finanzvorsorge richtig

Oft scheitert finanzielle Vorsorge an der inneren Haltung. Dabei können auch Laien rasch eine sinnvolle Strategie verwirklichen. Wir erklären, wie es funktioniert.

Von 
Wolfgang Mulke
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Auch mit wenig Einsatz lassen sich kleine Vermögen ansparen, wenn man zeitig genug damit anfängt. © picture alliance/dpa

Berlin. Über Geld spricht man nicht, oder nur ungern. Diese Haltung ist immer noch weit verbreitet. Wer mit seinem Wohlstand protzt, gilt als Schnösel. Dabei wären wohl die meisten Menschen über einen ansehnlichen Betrag auf dem Konto sehr froh. Dennoch befassen sie sich ungern oder gar nicht mit finanziellen Fragen. Das ist eigentlich ein Widerspruch, zumal sich inzwischen allgemein die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass die finanzielle Vorsorge immer wichtiger wird.

Trotz des Wissens um die Notwendigkeit schieben viele Leute die Auseinandersetzung mit ihrer finanziellen Situation vor sich her. Es scheint, als blockiere der sprichwörtliche innere Schweinehund jede Aktivität in dieser Hinsicht. Eine erste Frage lautet folglich, wie sich diese Hürde überwinden lässt. Für den Autor Christian Eigner ist der Umgang mit Geld vor allem eine Kopfsache. Daher gehe es zunächst darum, eine positive Einstellung gegenüber Euro und Cent, Rendite oder Aktien zu entwickeln. „Füttern Sie Ihr Gehirn mit neuen Glaubenssätzen“, empfiehlt Eigner im Ratgeber „Mehr Geld“.

Es geht darum, sich zunächst einmal der eigenen Einstellungen zum Thema bewusst zu werden und sie auch einmal schriftlich aufzulisten. Jedem sachlichen oder nur empfundenen Argument wird dann ein positives entgegengesetzt. Aus „Geld verdirbt den Charakter“, wird dann vielleicht „Geld hilft bei der Verwirklichung meiner Träume“. Mit einer positiven Einstellung fällt es auch leichter, sich ganz praktisch mit Finanzfragen zu befassen.

Viele sind an Finanzthemen interessiert, aber viele kennen sich auch nicht gut aus

Ist das erste Hindernis überwunden und die Bereitschaft geweckt, mehr für die Altersvorsorge oder für die Realisierung des einen oder anderen Wunsches zu tun, stehen viele Leute vor einer zweiten Hürde. Finanzthemen werden als zu kompliziert empfunden. Es fehlt nach wie vor an profunden Kenntnisse über Zusammenhänge, vor allem bei Aktien und Fonds. Das ist auch nicht verwunderlich. In den Familien wird zu wenig darüber gesprochen und in den Schulen steht Finanzbildung nicht auf dem Stundenplan. Eine neue Studie der Initiative Metallrente belegt das Defizit. Immerhin 71 Prozent der unter 27-jährigen Befragten zeigten sich an Finanzfragen interessiert. Aber nur 31 Prozent gaben an, dass sie sich auch gut auskennen. Weit verbreitet ist der Wunsch nach mehr, besseren und vor allem unabhängigen Informationen.

Dabei gibt es so viele Möglichkeiten wie noch nie, sich im Internet mit Tipps und Erklärungen zu versorgen. Nur stehen hinter den meisten Portalen Eigeninteressen. Die Anbieter von Finanzprodukten wollen Kunden ködern, Influencer Anleger vermitteln. Und im schlimmsten Fall wollen Betrüger gutgläubige Sparer über den Tisch ziehen. Auch an verlässlichen und seriösen Informationen herrscht kein Mangel. Auf der Webseite www.mitgeldundverstand.de informiert zum Beispiel das Bundesfinanzministerium grundlegende Kenntnisse rund um die privaten Finanzen. Wenn es um die Geldanlage geht, erklärt die Bundesfinanzaufsicht die Grundlagen unter www.bafin.de und dem Stichwort Verbraucher.

Am Anfang steht der Kassensturz

Für den ersten Schritt zur eigenen Finanzstrategie bedarf es keiner Fachkenntnisse. Am Anfang steht der Kassensturz, die Ausgaben werden genauer betrachtet. Dabei kann jeder Posten hinterfragt werden. Ist der zusätzliche Streaming-Dienst wirklich nötig? Gibt es vielleicht irgendwo einen günstigeren Stromtarif? Lohnt sich dieses oder jenes Abo eigentlich noch? So lässt sich in der Regel schon Geld einsparen, ohne dass es weh tut. Auch eine zweite Überlegung kann eventuell Ausgaben einsparen: Nichts ist teurer als Schulden. Ist der Dispo im Minus, zugleich aber auf dem Sparbuch noch ein Guthaben, lohnt sich der Ausgleich des Girokontos. Denn ein Überziehen des Kontos lassen sich die Banken mit hohen Zinsen bezahlen.

Es ist ein Vorurteil, dass es nichts bringt, wenn man nur einen kleinen Betrag monatlich für das Sparen erübrigen kann. Regelmäßiges Sparen bringt auf lange Sicht ansehnliche Beträge zusammen. Und Sparpläne, zum Beispiel für börsengehandelte Fonds, besser als ETF bekannt, gibt es schon ab monatlichen Einzahlungen von 25 Euro. Die können schon durch das Sparergebnis nach dem Kassensturz zusammenkommen.

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Konkrete Ziele können die Motivation weiter steigern. Sparen für ein schickes E-Bike oder auf lange Sicht für eine bessere Altersvorsorge sind nur zwei Beispiele. Wer ein Ziel vor Augen hat, bleibt eher dabei. Vor allem ist es am Ende eine Bestätigung, wenn es erreicht wird. Die Ziele beeinflussen auch die Art der Geldanlage. Für die Altersvorsorge eignen sich lang laufende Sparpläne für einen ETF. Bei diesen Fonds handelt es sich letztlich um eine Aktienanlage. Ein Sparplan ist mit wenigen Schritten schnell eingerichtet. Dafür wird zunächst ein Depot eröffnet. Darin werden Anteile am ETF aufbewahrt.

Ein ETF-Sparplan lässt sich leicht mit dem Smartphone abschließen

Preisgünstige Depots gibt es zum Beispiel bei Onlinebanken wie Trade Republic oder Scalable. Ein ETF-Sparplan lässt sich leicht mit dem Smartphone abschließen. Die Wertentwicklung bildet die eines Aktienindex‘ nach, also etwa den deutschen Leitindex Dax oder den Weltindex MSCI World. Je breiter die Aktien gestreut sind, desto geringer ist das Risiko. Daher eignet sich für den Einstieg ein ETF, der weltweite Aktien beinhaltet. Der MSCI World ist zuletzt in die Kritik geraten, weil im Index amerikanische Unternehmen dominieren. Auf lange Sicht sollte er aber weiterhin als Basis-Investment taugen.

Auch mit wenig Einsatz lassen sich kleine Vermögen ansparen, wenn genug Zeit dafür gegeben ist. Wer mit 20 Jahren anfängt, monatlich 25 Euro in einen ETF zu investieren, kann bei einer durchschnittlichen Rendite von sechs Prozent pro Jahr zum 60. Geburtstag über fast 48.000 Euro verfügen. Bei einem Sparvertrag über 100 Euro kommen schon mehr als 190.000 Euro heraus.

Ebenso wichtig wie die Altersvorsorge ist der Aufbau eines Notgroschens. Dafür eignen sich Tages- oder Festgeldkonten, die praktisch jede Bank anbieten. Allerdings sind die Konditionen sehr unterschiedlich. Über die jeweils besten aktuellen Angebote informiert zum Beispiel die Stiftung Warentest unter www.test.de. Diese Zinsanlagen sind sicher, denn sie unterliegen der Einlagensicherung. Sollte die Bank pleitegehen, sind Guthaben bis zu einer Höhe von 100.000 Euro durch die Einlagensicherungsfonds geschützt.

Mehr ist für den Start ins Finanzleben erst einmal nicht zu erledigen. Mit jeder neuen Kenntnis und Erfahrung lässt sich das Anfangsportfolio aus Zinsanlagen und ETF nach und nach erweitern. Und es kommt die Zeit, die Früchte des Sparens auch zu genießen.

Korrespondent

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