Mobilität

Darum zögern Mieter beim Umstieg aufs E-Auto

Laut einer Verivox-Umfrage hängt die Entscheidung für E-Autos auch von kostengünstigen Lademöglichkeiten ab. Wohneigentümer haben einen klaren Vorteil

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Dominik Bath
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Ein Elektroauto laden – als Hauseigentümer mit eigener Wallbox kein großes Problem. Mieter hingegen stehen vor Herausforderungen. © Julian Stratenschulte/dpa

Berlin. In Deutschland machen vor allem Wohnungsmieter derzeit noch einen Bogen um Elektroautos. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Vergleichsportals Verivox hervor, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt. Demnach fahren gut 22 Prozent der Hauseigentümer in Deutschland aktuell ein E-Auto. Bei Mietern sind es nur acht Prozent.

Vor allem die Lademöglichkeiten sind dafür ein Faktor: Nur vier Prozent der Mieter in Deutschland könnten der Umfrage zufolge ein Elektroauto überhaupt günstig privat aufladen. Der Rest ist auf das meist teurere Laden an öffentlichen Ladesäulen angewiesen.

Mieter haben Rechtsanspruch auf Lademöglichkeit

Grundsätzlich haben Mieter mit einem vertraglich zugesicherten Stellplatz seit Dezember 2020 einen Rechtsanspruch auf eine Lademöglichkeit für ihr privates Elektroauto. Nur gibt es in bestehenden Mietverhältnissen kaum private Parkplätze: Bei 60 Prozent der befragten Mieter sind demnach keine privaten Abstellplätze vorhanden. Jeder Vierte (25 Prozent) gab zwar an, eine private Parkmöglichkeit zu haben, die mit einer Wallbox ausgestattet werden könnte. Stand heute können jedoch nur vier Prozent der Mieter ein Elektroauto an einer privaten Ladevorrichtung aufladen.

Eigentümer hingegen sind in dieser Hinsicht im Vorteil: Gut jeder Fünfte (21 Prozent) gab an, Zugriff auf einen privaten, mit einer Wallbox ausgestatteten Parkplatz zu haben. 57 Prozent besitzen einen Privatparkplatz, der mit einer Ladestation ausgestattet werden könnte. Nur jeder sechste Eigentümer (16 Prozent) besitzt noch keine private Parkmöglichkeit. Zu Hause das E-Auto aufzuladen, anstatt auf öffentliche Ladesäulen angewiesen zu sein - das macht sich im Geldbeutel bemerkbar. Wie Verivox berechnet hat, war das öffentliche Aufladen des E-Autos im ersten Halbjahr 2024 bis zu 79 Prozent teurer als das Tanken an der heimischen Wallbox.

Wohneigentümer besitzen deutlich öfter ein E-Auto

Die privaten Ladekosten lagen im ersten Halbjahr 2024 bei 863 Euro - bei einer jährlichen Fahrleistung von 12.000 Kilometern und einem durchschnittlichen Haushaltsstrompreis von 35,96 Cent/kWh. Bei öffentlichen Ladesäulen lag der durchschnittliche Kilowattstundenpreis bei 54,25 Cent/kWh (normale Aufladung mit Wechselstrom) beziehungsweise. 64,44 Cent/kWh (Schnellladung mit Gleichstrom). Das entsprach Ladekosten von 1302 beziehungsweise 1547 Euro.

Fachleute sehen nun auch die Politik in der Pflicht. „Der breitenwirksame Umstieg auf Elektromobilität gelingt nur, wenn alle gleichermaßen mitmachen können. Hier muss die Bundesregierung entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, etwa die Wiederbereitstellung von staatlichen Zuschüssen für private Ladestationen und eine Regulierung der öffentlichen Ladesäulenpreise“, sagte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.

Wenig überraschend, dass Mieter kaum Lust verspüren, sich ein E-Auto anzuschaffen: Die Mehrheit der Mieter (71 Prozent) plant keinen Kauf, nur jeder fünfte (21 Prozent) hat die Anschaffung eines Elektroautos vor, gut jeder zwölfte (acht Prozent) fährt bereits eines. Wohneigentümer besitzen fast drei Mal häufiger ein Elektroauto (22 Prozent). 30 Prozent der Eigentümer planen einen Kauf. Aber auch hier ist fast die Hälfte (48 Prozent) der Auffassung, dass eine Anschaffung derzeit für sie nicht infrage kommt.

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