Industrie - Daimler Truck will ab 10. Dezember in Frankfurt gelistet sein – und in den nächsten Jahren deutlich profitabler werden

Daimler Truck will am 10. Dezember an die Börse

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Alexander Jungert
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Martin Daum, Vorstandsvorsitzender der Daimler Truck AG. Im Hintergrund der vollelektrisch angetriebene Lkw eActros. © dpa

Stuttgart/Mannheim. Martin Daum blickt entschlossen in die Kamera. „Wir sind bereit für die Unabhängigkeit“, sagt der Vorstandsvorsitzende von Daimler Truck in einer virtuellen Konferenz vor Investoren. Bei der Aufspaltung des Daimler-Konzerns soll das Geschäft mit Lastwagen und Bussen am 10. Dezember an die Frankfurter Börse gebracht werden. Bis Ende März will sich das Unternehmen sogar für den deutschen Leitindex Dax qualifizieren.

Autos und Lastwagen kommen bei Daimler bisher aus einem Haus. Das Lkw-Geschäft bei Daimler hat Wurzeln, die bis ins 19. Jahrhundert reichen. Es stand aber lange im Schatten des größeren und prestigeträchtigeren Autogeschäfts. Die Aktionäre von Daimler haben die Aufspaltung bereits im Oktober mit überwältigender Mehrheit gebilligt.

Zielbild für Mannheim

Das Ziel ist klar: Daimler will mit der Trennung den Wert und die Wettbewerbsfähigkeit der bisherigen Sparten stärken. Die gesamte Branche steht wegen milliardenschwerer Investitionen in Elektromobilität, Digitalisierung und selbststeuernde Fahrzeuge vor gewaltigen Aufgaben.

Dabei spart Daimler Truck weiter und will die Fixkosten bis zum übernächsten Jahr um 15 Prozent drücken, das Bezugsjahr ist 2019. Bis 2025 peilt Vorstandsvorsitzender Daum eine prozentual zweistellige Umsatzrendite an. Mehr als einmal spricht Daum von Profitabilität.

Neben dem Lkw-Motorenwerk hat in Mannheim auch Evobus - dort werden Stadtbusse produziert - einen Standort. Beide gehören zur Nutzfahrzeugsparte von Daimler, die noch vor Weihnachten an die Börse gebracht werden soll. Mit insgesamt 8300 Beschäftigten ist Daimler nach dem Schweizer Pharmakonzern Roche der zweitgrößte Arbeitgeber der Stadt. Die Arbeitnehmervertretung hebt hervor, dass bei der Aufspaltung vor allem der Blick auf die Beschäftigten gerichtet werden solle.

Erst vor wenigen Wochen sind für die Lkw-Standorte Zielbilder beschlossen worden. Daimler will zwischen Mannheim, Gaggenau und Kassel einen Produktions- und Technologieverbund für Antriebskomponenten und Batteriesysteme aufbauen. Die Standorte sollen sich nicht mehr hauptsächlich auf Verbrennertechnologien konzentrieren. So spezialisiert sich das Mannheimer Lkw-Motorenwerk künftig auf Batterietechnologien und Hochvoltsysteme. Nach wie vor gilt die Beschäftigungssicherung, die schon vor längerem ausgehandelt worden ist. Demnach sichert Daimler Mitarbeitern hierzulande bis mindestens Ende 2029 zu, ihre Jobs zu erhalten.

Die Batteriepakete für den neuen elektrisch angetriebenen Lastwagen eActros stammen aus Mannheim. Das Modell wird seit Anfang Oktober im pfälzischen Wörth in Serie gefertigt. Während Daimler Truck Elektro-Lkw vor allem für den regionalen Verteilerverkehr sieht, sollen auf Fernstrecken ab dem Jahr 2027 Brennstoffzellen-Fahrzeuge rollen. Das Ziel sind Reichweiten von bis zu 1000 Kilometer und mehr ohne Tank-Zwischenstopp.

Chipmangel verschärft sich

Erst am vergangenen Mittwoch hat Daimler Truck angekündigt, sich für Wasserstoff-Lkw mit dem französischen Energiekonzern Totalenergies zu verbünden. Und seit Anfang Oktober liegt die Genehmigung vor, dass mit dem weiterentwickelten Prototyp des GenH2 auf öffentlichen Straßen Fahrversuche beginnen können. Bisher wurde das Modell ausgiebig im Testzentrum in Wörth geprüft.

Was die Entwicklung des Geschäfts angeht, ist das Unternehmen grundsätzlich vom Erfolg überzeugt. Finanzchef Jochen Götz berichtet auf der virtuellen Konferenz von einer starken Nachfrage für Nutzfahrzeuge.

Die Auswirkungen der Halbleiterkrise hätten sich im laufenden Zeitraum von Juli bis Jahresende gegenüber der ersten Jahreshälfte allerdings noch verschärft. Daimler Truck hat zuletzt berichtet, dass Fahrzeuge wegen fehlender Chips teilweise nicht zu Ende gebaut werden können und deshalb auf Halde stehen. (mit dpa)

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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